BORIS🧸
Sie schritt in den Raum und ich bemerkte etwas in ihren Augen.
Sie glänzten.
Wieso löste das eine alte, staubige Bücherei aus?Es war so schnell weg, wie es auch gekommen war.
Es war schon lange keiner mehr drinnen gewesen und dementsprechend sah die Bibliothek auch aus.
Sie ging mit langsamen Schritten zwischen dem Regalen hin und her und ließ ihre Hände über die Bücherrücken gleiten.
Sie war nicht so gesprächig, zumindest nicht gegenüber mir.„Hier war lange keiner mehr.", sagte sie nach einer, mir vorkommenden, Ewigkeit.
„Da. Meine Mutter hatte hat diesen Raum hier gepflegt. Sie hat sehr gerne gelesen."„Du sprichst in der Vergangenheit, ist sie gestorben?", fragte sie direkt, ohne Smalltalk. Das schätzte ich.
„Sie starb letztes Jahr an Krebs.", antwortete ich trocken.
„Mein Beileid."
Ich lachte kurz. Sie drehte sich zu mir und sah mich verwirrt an.
„Du bist Assassine und aus deinem Mund ‚Mein Beileid' zu hören klingt, naja, irgendwie lustig."„Nur weil ich gut darin bin, heißt es nicht, dass ich kein Mitleid verspüre."
Ich war ruhig, überrascht von ihrer Antwort. In diesem Leben war sowas selten.
Ich beobachtete sie, wie sie die Bücher aus dem Regal nahm, sie durchblätterte, um sie anschließend zurückzulegen.Ich wusste nichts über sie. Und ich wollte alles wissen.
„Magst du Bücher?"
„Lesen ist das einzig normale Hobby, was ich habe."
„Und die anderen?", fragte ich und dachte mir die Antwort schon.„Ich... ich bin Assassine?"
Ich lachte und sie musste auch schmunzeln.Manchmal wollte ich sie umbringen, aber jetzt war sie nur eine Frau, mit der ich mich über Hobbys unterhielt.
ATHENA🐱
Ich schmunzelte und er lachte. Sein Lachen war irgendwie unerwartet. Wenn man so einen Mann wie ihn sah, würde man denken, er lache nicht, weswegen es eine umso größere Überraschung war.
Er war irgendwie auch nur ein normaler Mann, trotz unseres Lebens in der Mafia.Die Bücher waren wunderschön. Etwas staubig, aber dennoch.
Ich wurde von einem Handyklingeln aus meinen Gedanken gerissen.
Boris ging aus dem Raum und ich wandte mich wieder den Regalen zu. Dieser Raum war bis jetzt mein Favorit.„Wir müssen gehen.", kam es von hinten.
„Wieso?", fragte ich.
„Dein Vater will heute schon kommen."Gott sei Dank. Jetzt hört dieser Irrsinn auf.
🔫
Ich saß meinem Vater gegenüber, auf dem großen Tisch, auf dem vor zwei Stunden das Abendessen serviert wurde.
Ich konnte nicht glauben, was passierte und was diskutiert wurde.Ich war immer respektvoll und erhob meine Stimme nie, wenn am Tisch Business besprochen wurde, aber es ging um mich.
„Nein! Ich will nicht!", schrie ich.
„Athena! Setz' dich!", schrie mein Vater zurück.
„Das ist nicht dein Ernst! Du verkaufst mich an die Familie, dessen Sohn noch vor ein paar Wochen mein Ziel war, und jetzt soll ich den auch noch heiraten!?"
Ich war außer mir. Mein Vater hatte schon einen roten Kopf und wären wir zu Hause, hätte ich schon längst eine Ohrfeige kassiert.
„Es kommt beiden Seiten zu Gute.", mischte sich Ivan ein.„Das ist Wahnsinn! Sag doch was dazu!", wandte ich mich zu Boris, der amüsiert zusah.
„Mir ist das Ganze egal, solang sich unsere Macht und unser Einfluss vermehrt."Nicht sein Ernst. Gerade, als ich dachte, er wäre einigermaßen, in irgendeiner Form ein bisschen normal, versaute er es.
„Athena! Hör mit dem Zirkus auf!"
Mein Vater stand genau gegenüber mir.
„Nur über meine Leiche.", flüsterte ich mit zusammengebissenen Zähnen, denn er war schon so nah, dass er es hörte.Ich sah, wie er seine Hand hob und ausholte.
Ich schloss meine Augen, doch die Ohrfeige kam nie.
Langsam machte ich meine Augen auf und sah, wie Boris meinen Vater mit einer Hand zurückhielt und die andere Hand an seiner Waffe.Mein Herz raste. Noch nie hatte sich jemand dazwischengestellt, denn schließlich war er mein Vater und hatte das Recht dazu, mich zu bestrafen oder zu schlagen.
„Du bist in meinem Haus und hebst gegenüber der Frau, die ich heiraten soll, die Hand? Weißt du, was ich mit Frauenschlägern mache?"
Boris hatte dieses gewisse Gefühl in den Augen. War es Hass? Verachtung? Wut? Oder alles zusammen?
„Борис! достаточно!"
(Boris! Genug!)Ivan war jetzt auch aufgestanden.
Erst jetzt merkte ich, dass Boris seine Waffe gezogen hatte und sie entsichert hatte.„Wir beruhigen uns jetzt alle und setzen uns. So geht das nicht weiter. Wir wollen doch alle eine gemeinsame Allianz-"
Ivan fiel zu Boden.
Boris drehte sich sofort um und lief zu seinem Vater.
Sein Vater war weiß und er schwitzte. Er sah aus, wie gelähmt. Er rang nach Luft.Ich wusste sofort, was los war.
„Jemand soll die Rettung rufen! Sofort!", schrie ich und lief zu Ivan.
Ich kniete auf den Boden und Boris sah mich an.
Ich legte zwei Finger auf die Innenseite von Ivans Handgelenk, um seinen Puls zu ertasten.
„Herzinfarkt! Boris!", schrie ich und er hatte schon das Handy in der Hand.„Mach seine Krawatte auf und richte ihn auf!", befahl ich. Er machte es sofort.
Nach einigen Minuten kamen die Sanitäter rein und trugen ihn auf einer Trage raus.Boris sah mich an, blass wie die Wand hinter ihm.
„Setz' dich hin, holt ihm bitte ein Glas Wasser.", sagte ich zu einer der beiden Haushälterinnen.Sie brachte ihm sofort ein Glas Wasser.
„Ich muss mich nicht setzen."
Man sah ihm an, dass er ein bisschen erschrocken war, immerhin war es sein Vater. Der Einzige, der ihm noch übrig geblieben war.„Boris."
Ich sprach seinen Namen sanft aus und mit meinen Händen griff ich auf seine Schultern, um ihn auf den Sessel hinter ihm zu drücken.Er gab nach und setzte sich.
„Herr Aleksandrow? Kann ich Sie kurz sprechen?", fragte einer der Sanitäter.„Natürlich."
Er stand auf und ich merkte, er hatte sich schon gut unter Kontrolle.
„Vorsichtig.", flüsterte ich, nicht wissend, ob er es gehört hatte.„Wir besprechen das, wenn wieder alles in Ordnung ist, komm, Athena.", sagte mein Vater und zog mich am Handgelenk mit.
Wir gingen am Krankenwagen vorbei und mein Vater machte die Autotür auf, schubste mich mehr oder weniger rein. Er war so wütend.
Aber ich genauso.Auf einmal wurde die Tür wieder aufgerissen.
„Wohin denkst du mit meiner Frau hinzufahren!?", schrie Boris.💀
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Assassin you
RomanceAthena Georgieva, die wahrscheinlich gefährlichste Frau Russlands. Sie schreckt vor nichts zurück, vor allem, wenn es um Mord geht. Es wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt. Bei ihrem neuen Auftrag muss Athena den Sohn des verfeindeten Clans umbri...