34.Kapitel

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Der Hammer des Richters donnerte ungnädig auf das alte Holz. »Die Geschworenen haben ein Urteil gefällt und dabei die Aussagen von dem Angeklagten Derek Blue, dem Zeuge Sandor Scott, Zeugin Dianne Brown und dem Opfer Rachel Brown berücksichtigt. Auch wurde das Beweisvideo von Derek Blue berücksichtigt. Wir verurteilen Derek Blue als schuldig in fünf Fällen. Sie sind schuldig gesprochen in »Systematischer Folter«, zweimal zu »Versuchten Mordes«, da wir ihre Tat an Theo Reet mit berücksichtigt haben, sowieo zu »Erpressung« und »Anstiftung zur Folter«. Die Aussagen des Opfers und der Zeugen wurden als glaubwürdig gewertet. Vorallem, da Sie, Derek Blue, ein Wiederholungstäter sind und den Vater des Opfers ermordet haben und eben die Tat an Theo Reet gestanden haben. Sie werden somit zu lebenslanger Haft verurteilt.«

Plötzlich merkte ich, wie alle Anspannung nach langen, fünf Stunden warten von mir abfiel und ich erleichtert aufatmete. Es ist vorbei.

»... Nichtsdestotrotz erwartet Sandor Scott ebenfalls ein Urteil. Sie wurden in dem Fall »Beihilfe zur Folter« schuldig gesprochen. Da das Opfer äußerte, dass es sich bei den sexuellen Aktivitäten nicht um Vergewaltigung handelte, sind sie von dieser Strafe befreit. Sie werden zu vier Jahren Haft verurteilt. Ihre Tochter wird ins Jugendheim gebracht. Es wird sich um sie gekümmert werden. Gegen Derek Blue und seine Komplizen wird des Weiteren zu den Vermisstenfällen der Mutter und der ehemaligen Lebensabschnittspartnerin Sandor Scotts ermittelt.«

Schockiert schluckte ich. Das habe ich zwar bereits erwartet, doch hatte ich gehofft, dass die Strafe für Sandor milder ausfallen würde. Vorallem seine Tochter tat mir leid. Plötzlich sah ich ihre großen grünen Augen vor mir und wie diese sich mit Tränen füllten. Ich versuchte den schrecklich riesigen Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken, doch es gelang mir nicht. Ich sah auf, als mir meine Mutter beruhigend eine Hand auf den Oberschenkel legte und mir sanft darüber strich. Dabei streifte mein Blick Derek, welcher aufeinmal garnicht mehr so selbstsicher wie sonst wirkte. Geschah ihm Recht.

»Das Opfer wird ein psychisches Gutachten erhalten und in psychologische Behandlung übergeben.« Er schlug nocheinmal kräftig mit dem Hammer auf. »Die Sitzung ist somit beendet.« Das Publikum klatschte, während ich fassungslos in die Richtung dieser sah. Als wäre das hier gerade eine tolle Theatervorstellung gewesen. Bei Derek war es allerdings tatsächlich eine tolle Theatervorstellung, bei seinen Schauspielkünsten. Ich starrte ins Leere und blieb sitzen. So lange, dass ich nicht bemerkte, wie bereits alle Menschen, außer meine Mom, ich und ein Officer den Saal verlassen hatten.

Hektisch sah ich auf. Derek war weg. Sandor war weg. Ich konnte mich nichtmal mehr von Sandor verabschieden. Aufmunternd schlug mir meine Mutter auf den Rücken, »Komm mein Schatz, lass uns gehen.« Ich schüttelte den Kopf. Unzählige Gedanken rasten durch meinen Kopf, doch ich konnte nur einen greifen: »Mama, können wir Sandors Tochter adoptieren? Dann muss sie nicht ins Jugendheim.« Die Mimik meiner Mutter wechselte von sanft zu erschrocken und dann zu empört und wütend. »Ganz klar nein Rachel. Du sollst jetzt mit dieser ganzen Geschichte abschließen. Du adoptierst NICHT das Kind von jemanden, der dich gefoltert hat!« »Aber Sandor hat mich auch gerettet, Mama! Mehrmals! Und das weißt du!«

Sie schüttelte nur entsetzt den Kopf. »Es bleibt bei nein Rachel.«

Endlich sprang ich auf und stürmte an dem Officer vorbei, welcher sich als letztes mit uns im Raum aufhielt und mir verdutzt hinterhersah. Als ich merkte, dass mir weder der Officer, noch meine Mutter folgte, wurde ich langsamer. Ich wusste, dass Mom es nur gut meinte. Ich konnte sie eigentlich sogar sehr gut verstehen und sah es nicht anders. Aber bei dem Gedanken Loreen im Jugendheim zu lassen, drehte sich mir der Magen um. Ich war auch selbst fast noch ein Kind. Man darf erst ab dem fünfundzwanzigsten Lebensalter adoptieren und die hätte ich erst dann erreicht, wenn Sandor schon wieder aus dem Gefängnis draußen war. Es brachte also nichts, darüber zu diskutieren. Ich konnte lediglich hoffen, dass es Loreen in der Einrichtung gut gehen würde.

This Person Does Not ExistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt