13.Kapitel

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»Sooooo.... jetzt wo du dich erholt hast, können wir ja weitermachen.«, grinste Sandor und mein Lächeln, welches ich zuvor für einen kurzen Moment aufgesetzt hatte, erstarb augenblicklich.

Wie hatte ich nur denken können, dass er mal etwas bedingungslos tat? Das war naiv von mir gewesen. »Bitte nicht, Sandor.«, winselte ich schwach, als ich beobachtete, wie er nach der Peitsche griff. Sein Blick hob sich zu einer der Kameras, als er sich mir langsam nährte. Mein Winseln ignorierend, ließ er die Peitsche grinsend in seinen Händen hin und her gleiten, ehe er ausholte und mit dieser fest auf mich einschlug. Es tat so weh. Das würde sicherlich hunderte Narben auf meinem Körper hinterlassen. Ich wusste nicht wie oft er auf mich mit der Peitsche traf. Irgendwann krümmte ich mich so gut es ging, weinend zusammen. Mein restlicher Körper weinte währenddessen Blut. »S-Sandor. Bitte hör auf, ich mache alles was du willst«, schluchzte ich. Und er stoppte tatsächlich.
Als ich vorsichtig aufsah, erkannte ich, dass seine stechend grünen Augen glasig wurden.
Schnell wandte er sich von mir ab, als er meinen forschen Blick sah und rauschte kommentarlos, mit stampfenden Schritten aus der Stahltür. Als diese sich mit einem lauten Knall schloss, war ich wieder allein.

Tage vergingen, Wochen verstrichen.
Ich musste mittlerweile über einem Monat hier sein. Meine Arme mussten schon Blutleer sein, so lange hingen sie bereits über meinem Kopf. Einen Monat lang schon kam Sandor täglich in den kleinen Raum und misshandelte mich. Manchmal brutaler, manchmal weniger.
Sein Lieblingsding schien aber die Rasierklinge zu sein, mit der er mir einmal quer über die Brust und über den Rücken geschnitten hatte.
Niewieder sah ich diesen mitleidigen Ausdruck in seinen Augen. Da war nur Wut, Hass.
Er säuberte meine Wunden auch viel unregelmäßiger, sodass sich ein tiefer Schnitt am Bauch entzündete und ich infolgedessen Fieber bekam. Ich fühlte mich so schwach wie nie. Äußerlich und mental war ich mittlerweile zerstört.

Ich hatte in letzter Zeit viel Zeit, um nachzudenken. Ich bereute es etwas, keine Masochistin zu sein, dann wäre die ganze Scheiße hier viel erträglicher, oder würde mir vielleicht sogar richtig gefallen.
Außerdem wog ich mich in der Hoffnung, dass meine Mutter mittlerweile die Polizei gerufen hatte und die Nachbarschaft nach mir suchte.
Auch hoffte ich, dass es ihr gut ging.
Viel wichtiger war jedoch: Wie ging es May?
War Theo wieder aus dem Koma aufgewacht?
Wie ging es dem heißen Professor von der Fachhochschule? Oder Mariella? Oder Mrs. Hill? Soviele Fragen, auf die ich unbedingt die Antwort wissen wollte. Ich hatte in den vergangenen Wochen lange über die einzigen Menschen, die mir wirklich etwas bedeuteten nachgedacht. Ich betete jeden Tag für sie.

Ich weiß, ihr denkt jetzt: „Hä? Sie ist doch garnicht gläubig?" Das war ich zwar immernoch nicht hundertprozentig, jedoch dachte ich, könnte es nicht schaden, in meiner hoffnungslosen Lage auf eine höhere Macht zu vertrauen. In meinem Fall brauchte ich nämlich definitiv diese Macht.
Auch heute murmelte ich mein tägliches Gebet vor mich hin. Schließlich fiel mein Blick auf eine der Kameras, an der das allzubekannte, rote Kontrolllämpchen leuchtete, welches bedeuten musste, dass mich jemand beobachtete. Vielleicht war es Sandor, vielleicht aber auch nicht. Ich glaubte mittlerweile, dass sich jemand für irgendwas aus der Vergangenheit an mir rächen wollte. Ich war zwar keine Heilige gewesen, aber ich war auch kein schlechter Mensch. Vielleicht hätten einzelne Menschen ein Motiv, wobei ich aber keines als so gravierend empfand, dass man mich dafür entführen und für mehr als einen Monat quälen musste.
Aber wieso sollte jemand sonst so etwas machen, wenn nicht für Rache?

Wenn diese Theorie stimmte, dann war Sandor nicht selbst der Täter, sondern er war jemand, der für den Täter arbeitete. Und vor allen Dingen war er der Nutzer, der auf darkposts.onion nach mir suchte? War er wirklich Donotcry666? Oder hatte ich falsche Schlüsse gezogen?
Mir schoss sofort ein Gedanke durch den Kopf. Könnte es sein, dass das hier mit dem Vorfall von vor zwei Jahren zu tun hatte? Augenblicklich verwarf ich den Einfall wieder. Das wäre unmöglich.
Ich war extra umgezogen. Das konnte garnicht sein. Wenn dies aber doch der Fall sein sollte, war ich mir sicher, dass ich hier nie wieder Lebend rauskommen würde. Wobei, das würde ich wahrscheinlich sowieso nicht.

Ich zuckte zusammen, als mein Gedankengang durch einen lauten Knall unterbrochen wurde.
Es war Sandor. Wie jeden Tag. Mit schnellen Schritten lief er auf mich zu. Dass er aber dieses Mal nicht an den Tisch ging, um sich ein Utensil für heute auszusuchen, oder mir weder einen Eimer hinstellte, damit ich wie immer vor seinen Augen aufs Klo gehen konnte, noch Wasser holte, um mich zu „duschen", machte mich nervös. Was hatte er denn dann vor?

Als der schwarzhaarige vor mir stand, strich er mir wortlos mit seinen großen Händen langsam über meinen zierlichen Körper. »Was hast du mit mir vor?«, fragte ich nervös, meine Stimme zitterte. Er schaute mich warnend an und ich verstummte augenblicklich. Seine Hände verweilten auf meiner Taille, als er sich vorbeugte, um meinen Hals zu küssen. Diese Zärtlichkeit überraschte mich und in diesem Moment hasste ich mich selbst.

Ich hasste mich dafür, dass ich Sandor trotz alldem immernoch als heiß empfand.
Ich hasste mich dafür, dass mich Halsküsse anmachten.
Und ich hasste mich dafür, dass mein Körper dementsprechend reagierte.
Ich hasste mich dafür, dass ich mich bemühen musste, nicht aufzustöhnen.

Ich liebte mich jedoch dafür, dass ich ihn trotz alldem wegstieß, »Fass mich nicht an du Ekel«, fauchte ich. Dann, eine Spur sanfter fügte ich ein, »Bitte Sandor, du willst das hier doch eigentlich garnicht«, hinzu. Schnaubend drehte er sich von mir weg, lief zu dem Tisch und kramte in einer kleinen Tasche herum. Zuerst dachte ich, dass er sich nun wieder ein Werkzeug aussuchte, um mir wehzutun. Stattdessen zog er jedoch eine Pille hervor, welche er ohne Wasser herunterschluckte. Ich ging von Viagra oder so einer ähnlichen scheiße aus. Dann erst entgegnete er, »Oh doch und wie ich das will«.

Ich riss verzweifelt an meinen Ketten, während ich hysterisch, »DU WILLST ES ALSO SO SEHR, DASS DU DAFÜR EINE PILLE SCHLUCKEN MUSST?!«, schrie. Mir machte diese neue Situation Angst. Noch nie hatte sich Sandor an mir vergangen. Zumindest vermutete ich, dass genau dies sein Plan war, als er sich die Hose vom Leib riss.
Seine Finger wanderten herunter zu meinem Intimbereich, indem ich bereits leider Gottes, feucht durch seine Halsküsse war.
Das bemerkte auch er und zog seine Hand kurz mit einem fetten Grinsen zurück, »Sieht so aus, als fändest du das hier eigentlich garnicht so schlimm, du kleine Schlampe.«

Das fand ich aber. Ich konnte nichts für die Reaktion meines Körpers. Tränen füllten meine Augen, »Bitte Sandor. Tu das nicht«, flüsterte ich nur schwach.
Er aber zog nun auch seine Boxershorts aus, sodass ich freie Sicht auf sein Geschlechtsteil hatte. Nun griff er zugleich nach meiner Unterhose und zog diese ebenfalls mit einem Ruck herunter.
Bis auf meinen BH standen wir uns nun nackt gegenüber. Seine Hände wanderten wieder über meinem Körper, immer weiter herunter. Schließlich versenkte er einen Finger.
In dem Moment tröstete es mich etwas, keine Jungfrau mehr zu sein.

Wenig später trat er noch näher als sowieso schon an mich heran und schließlich spürte ich ihn in mir. Seine Hand schloss sich um meinen Hals, als er mich hart und erbarmungslos nahm. Es tat mir weh.
Im gleichen absurden Moment aber schien es mein Körper zu genießen. Vielleicht, weil ich mich die ganze Zeit mit dem Gedanken tröstete, dass er mir das eigentlich garnicht antun wollte. Dass er extra deswegen eine Pille schlucken musste. Ich krallte mich in meinen Fesseln fest und stöhnte auf, während einzelne Tränen über meine Wangen flossen.

Als Sandor das hörte, grinste er mich nur an und legte an Tempo zu.

This Person Does Not ExistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt