Epilog

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Hunter wuchs schnell. Und ich entschied mich entgegen meiner Versprechungen doch wieder mit meiner Darknet Seite thispersondoesnotexist.onion im geheimen etwas Geld für meine Familie zu verdienen. Ich schämte mich zwar dafür nicht ehrlich zu meinen Freunden und Theo zu sein, jedoch verdiente ich mit meinem Minijob im Café, den ich wieder aufgenommen hatte zu wenig und ich hatte bisher noch kein besseres Jobangebot gefunden, weshalb ich auf die leichtere Variante zurückgriff.

Ich versuchte das aber damit zu legitimieren, dass ich das Geld für meinen Sohn verdiente.
Ich liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt. Seine Augen hatten solch ein schönes blau wie die seines Vaters. Und ein heller, brauner Haaransatz war bald schon erkennbar. Jedoch bemerkte ich, dass er weder mir, noch Theo wirklich ähnlich sah.

Noch stutziger wurde ich, als nach einigen Wochen klar wurde, dass seine Haare schwarz werden würden. Theo hatte blonde Haare, und ich dunkelbraune, deshalb machte es für mich keinen Sinn, dass mein Kind aufeinmal schwarze Haare hatte.

Noch komischer war es aber dann nach einigen Monaten, als mein Baby aus einem Mittagsschlaf erwachte und mich aufeinmal stechend grüne Augen anblickten. Bereits in den letzten Wochen waren sie immer weniger blau gewesen und wichen nun eher in einen Grünton. Aber mit so einem intensiven Ton hatte ich definitiv nicht gerechnet. Theo stellte sich neben mich, als ich den kleinen Menschen verwundert betrachtete. Weder Theo noch ich hatten grüne Augen. Mein Freund schien meine Gedanken gelesen zu haben, als er aufeinmal äußerte, »Wow, ich hätte nicht gedacht, dass er mal so schöne grüne Augen bekommt.«

»Ich auch nicht«, hauchte ich und musterte meinen Sohn länger.

Er sah jemanden den ich kannte plötzlich sehr ähnlich... er sah aus wie... wie Sandor.
Als mir das klar wurde, wurde mir schlecht und das wurde nicht besser, als mir noch etwas einfiel. Wie konnte ich das nur vergessen?? In der Nacht vor Weihnachten hatte ich auch Sex mit Sandor gehabt. Im Prinzip am selben Tag, an dem ich Sex mit Theo hatte.

Ich hatte es nur nicht in Erwägung gezogen, dass ich von ihm hätte schwanger sein können, da wir ein Kondom benutzt hatten. Dabei musste aber wohl etwas schief gelaufen sein.
Denn in den Augen meines Sohnes erkannte ich unverkennbar Sandors Augen wieder.

Sandor, welcher noch drei Jahre in Haft verbringen musste. Sandor, welcher mich entführte, misshandelte, aber auch mehrmals rettete. Sandor, welcher vor einiger Zeit noch mein Herz schneller schlagen ließ. Sandor.
Theo war nicht der Vater, darüber war ich mir nun sicher.

Sandor war es.

»Geb mir kurz einen Moment.«, hauchte ich Theo zu und lief aus dem Zimmer direkt in mein Arbeitszimmer an den Computer, den ich entgegen meiner Pläne doch noch nicht weggeschmissen hatte und schloss die Tür hinter mir. Ich horchte kurz, ob mein Freund mir folgte, aber er tat es nicht. Als ich den Computer aus dem Standby-Modus riss, um die Adresse des Gefängnisses rauszusuchen, in welchem Sandor inhaftiert war, um eben diesem einen Brief über die Situation zu schreiben, fiel mir auf, dass meine Darknet Seite thispersondoesnotexist.onion noch geöffnet war. Ich aktualisierte die Seite kurz und bemerkte ein Nachrichtensymbol in der oberen rechten Bildecke.

Ich zog die Augenbrauen zusammen. Ein neuer Kunde? Ich entschloss mich, erst auf die Anfrage einzugehen, bevor ich Sandor einen Brief schreiben würde.

Ich erstarrte, als mir der Nutzername auffiel. Dieser hatte sich für mein Leben in mein Gedächtnis eingebrannt.

Donotcry666 schrieb lediglich: „Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind .... "

This Person Does Not ExistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt