Teil 23

78 2 1
                                    

Meine Augen öffneten sich ruckartig. Ich brauchte einen Moment, um die hell-rosanen Gardinen und die große Lampe über mir an der Decke einzuordnen. 
Ich stand auf und ging ins Bad. Mein Körper fühlte sich schwer an und mein Kopf war heiß und schmerzte. Mein Kreislauf brauchte eine Sekunde, um sich wieder vollkommen einpendeln zu können. Dann ging ich ins Bad.
Es war noch ziemlich dunkel. Meine Augen fielen auf die runde Uhr an der Wand über der Tür. 4:23 Uhr. Gestern bin ich erst sehr spät eingeschlafen und bin auch zwischendurch schon mehrmals aufgewacht. Ich ging zum Waschbecken, um mein Gesicht mit kaltem Wasser abspülen. Das tat gut.
Mein Kopf brannte, denn ich hatte schlecht geträumt. Von Natasha. Wie ich sie verlassen habe und wie sie nun traurig und alleine auf Vormir verweilte. Ich kann dieses schlechte Gewissen einfach nicht aus meinem Kopf bekommen. Was habe ich getan? Kann ich mit diesem Gefühl weiter leben? Kann ich hier ein schönes Leben zusammen mit Peggy führen, wenn ich weiß, dass Natasha dort irgendwo im Weltall im “Reich des Todes” saß und vielleicht um ihr Leben kämpfte?

“Was machst du hier so früh?” Peggy stand an der Tür und guckte mich besorgt an.
“Habe schlecht geschlafen,”murmelte ich nur. Ich nahm mir das handtuch, was sie gestern Abend extra für mich bereit über die ausgeschaltete Heizung gehangen hatte.
“Kann ich dir irgendetwas bringen? Ein Glas Wasser?” das brauchte ich jetzt.
“Gerne, ich komme mit runter.”

“Was bedrückt dich, Steve?”, wir saßen gemeinsam am Esstisch in ihrem Wohnzimmer und tranken ein Glas stilles Wasser.
“Es ist schon gut, du kannst mir da nicht helfen.”
“Ist es wegen der Frau?” Ich guckte sie an. “Natasha. Du schienst sehr bedrückt, als du gestern von ihr erzählt hattest.”Ich schwieg nur.
“Möchtest du mit mir darüber reden? Es ist okay. Vielleicht kann ich dir helfen oder wir finden eine Möglichkeit.”
“Es gibt keine Möglichkeit. Ich habe sie zurückgelassen. Sie wollte das so, weil sie der wohl gutmütigste und selbstloseste Mensch ist, den ich kenne. Und da sie so darauf beharrt hat, dass ich mir meinen Wunsch erfülle, bin ich gegangen.”
“Bist du denn glücklich damit?” Das ist ja genau das, was mich die letzten Stunden beschäftigte. 
“Ich bin hier, um mit dir ein tolles Leben zu führen. Das war immer mein größter Wunsch.”
“Ich weiß das, Steve, mir geht es genauso. Aber ist es das jetzt, wie du leben willst? In meinem Leben hat sich in diesem einen Jahr viel getan, mehr als du vielleicht denkst. Und du hast viel durchgemacht. Nicht dass du jetzt denkst, ich will dass du gehst, ich möchte immer noch mit dir bis zu meinem Lebensende zusammen sein. Wirklich. Nur vielleicht ist es nicht das Richtige.”
“Ich liebe dich Peggy.” Das ist mir jetzt so rausgerutscht.
“Ich dich auch, Steve. Aber das Schicksal hat damals entschieden, dass wir nicht zusammen gehören. Beziehungsweise, dass sich unsere Wege an einem bestimmten Zeitpunkt trennen. Das ist der Lauf der Zeit. Und ich weis nicht, ob es unsere Bestimmung ist, wenn wir diesen unterbrechen. Denkst du das nicht auch?”
Es herrschte Stille für einen Moment. Ihre Worte stießen mich zum Nachdenken an.
“Denkst du also, es ist die falsche Entscheidung, wenn wir unser Leben im Hier und Jetzt weiterführen?”
“Steve”, sie kam näher und legte eine Hand auf meine Brust. “Hör auf dein Herz. Du bist ein guter Mensch mit viel Liebe und Erfahrung, ich vertraue dir, dass du dich für das Richtige entscheidest. Auch wenn es für die Menschen um dich möglicherweise zuerst nicht so erscheint, du bist in der Lage dazu, den besten Weg zu wählen.” Sie schaute mir noch einige Zeit lang in die Augen. Dann wandte sie sich von mir ab und ging die Treppen hoch. 
Ich liebte sie einfach für ihre Offenheit und ihre guten Ratschläge. Und vielleicht hat sie ja Recht. Ich sollte einfach auf mein Herz hören. Nur was sagt mir mein Herz?

Captain America - One Last MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt