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Der letzte Schultag. Es ist schmerzhaft, mich von meinen Freunden zu verabschieden.
Während ich mich selber zu reparieren versuchte, und eigentlich sogar ganz gut darin war, stellte sich in meinem Kopf die Frage auf, die mich seit einer Woche beschäftigte.
Wo soll ich nun bleiben? Wo soll ich wohnen?
Grimmauldplatz? Liz? Die Dursleys?
Oder das nun verlassene Haus der Wilsons, welches fast sechzehn Jahre lang mein Zuhause gewesen war.
Früher hätte ich nie gedacht, dass ich mal Angst hätte, einzuschlafen, wie mein Bruder, aber das änderte sich. Dem Tod meiner Adoptiveltern im Traum zu begegnen war höllisch.

In den Zeitungen berichteten sie alle nun von Umbridge, die gefeuert wurde, Dumbledore, der wieder unser Schulleiter ist, und Voldemort. Das Ministerium hat endlich eingesehen, dass mein Bruder von Anfang an Recht hatte.
Wurde auch mal Zeit.

Ich trieb mich mit Hermine in der Bibliothek herum. Ich wünschte, man könnte über die Ferien Bücher ausleihen.
Anstatt zu lesen, schrieb ich selber. Meistens waren es Gedichte. Diesen Sommer werde ich meinen inneren Poteten mit Schmerz, Trauer, Verlust, Wut und Liebe füttern.

„Dieses Schuljahr-", setzte ich an.
Was war an diesem Schuljahr so anders?
„Es ist so viel passiert", beendete ich den Satz, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte.
Hermine nickte verständnisvoll. Nach einer Weile sagte sie dann etwas, was ich niemals gedacht hätte, je in meinem Leben zu hören. „Ich bin so dankbar, dich als beste Freundin zu haben, Ave."
Als ich sie ansah, waren ihre Augen mit Tränen gefüllt. Ich war perplex: Es gab keinen Anlass, um jetzt Emotional zu werden, aber irgendwo berührte mich dieser Satz. Vielleicht, weil ich sowas noch nie gesagt bekommen habe.
Ich umarmte Hermine lange. „Ich auch, Hermine. Du weißt nicht, wie viel du mir bedeutest."
„Du hast das alles nicht verdient", schniefte Hermine.
„Das Leben ist nicht fair", konnte ich nur erwidern.

Es stimmte. Das Leben war nicht fair. Es konnte dich durch den Dreck ziehen, dich verspotten und dich schubsen, damit du hinfällst. Aber es wartete nicht darauf, dass du wieder aufstehst. Du musstest das von selber tun.
Denn es ging weiter. Vielleicht war das alles nur der Anfang. Das war am wahrscheinlichsten.

-DRACO-

Ich wollte nicht nach Hause zurückkehren. Ich wollte nicht wissen, wie mein Vater jetzt drauf war, und ich wollte nicht jeden Tag den Anblick meiner grauenvollen verrückten Tante Bellatrix ertragen müssen.
Und am allerwenigsten wollte ich Voldemort in unserem Haus sehen. Ich war nie ein großer Fan von Harry Potter gewesen. Aber auf Voldemorts Seite stand ich nicht, auch, wenn mein Vater ein Todesser war.
Seine Handlungen waren falsch, furchteinflößend. Er war böse.
Und selbst, wenn er es nicht wäre, Avery war schon Grund genug, denn gegen sie würde ich mich nicht freiwillig stellen.

Für meinen Geschmack hatten wir uns viel zu viel gestritten dieses Jahr.

Und Avery hatte viel zu viel Leid ertragen müssen.

Wo war sie eigentlich?
Sie hatte ihr Buch für Zaubertränke an ihrem Tisch in der großen Halle vergessen.
Nach einigen Überlegungen suchte ich sie in der Bibliothek.
Sie saß an einem Tisch mit Granger. Zwar lag auf dem Tisch vor den Beiden ein Buch, aber sie betrachteten es garnicht. Sie waren mehr damit beschäftigt, leise zu reden.
Als Averys Augen kurz zu mir huschten, lehnte sie sich zur Seite und winkte mich zu ihnen.
„Du hast dein Buch vergessen, Professor" , sagte ich. Wie immer, wenn ich sie Professor nenne, musste ich an das vierte Schuljahr zurückdenken. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass ich ihr etwas schuldete, nachdem sie meine Noten gerettet hatte. Sie lächelte und ihr Lächeln war ansteckend. „Dankeschön, Mr.Malfoy."

YOU. AND. I. // DRACO MALFOY FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt