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Wir saßen den ganzen Tag im Auto und haben uns am Abend nach einem guten Stellplatz umgesehen. Liss hat begonnen leise "Rudolph the red nosed reindeer" zu singen und das war dann unser Stichwort. Danach hat die Suche nach dem optimalen Stellplatz nur noch Minuten gedauert.

Toni hat Nick so beunruhigend viele Nachrichten geschickt, dass ich besorgt bin, ob Celeste gleich mit rot lodernden Augen hier auftaucht und ihre Konkurrenz beseitigt. Wir schlagen die Zelte auf und machen ein Lagerfeuer. Bis wir damit fertig sind, dämmert es bereits und von den Bergen um uns herum sind nur noch dunkle Schatten zu sehen.

Robin hat einen Stockbrot Teig gebacken und Liss schmeißt eine Runde Marshmallows. Unterwegs haben wir eine Pause gemacht und Burger gegessen, sonst wären einige hier sicher unausstehlich. Immer wieder schauen sie mit einem prüfenden Blick zu mir, bevor sie möglichst unauffällig an ihrer Bierflasche nippen.

Blöderweise muss ich gestehen, dass es mir tatsächlich extrem schwer fällt, nicht auch nach einer Flasche zu greifen. Nicht, weil es mir jemand angeboten hat, das war nicht der Fall, aber das Bedürfnis ist da. Ich rutsche unruhig hin und her. Cole legt mir eine Hand auf den Oberschenkel und ich konzentriere mich auf seine Wärme und den warmen Marshmallows in meiner Hand.

"Leute, ich gehe nie wieder campen!" Robin rückt seinen Stuhl ungefähr zum zehnten Mal zur Seite und bemerkt dabei nicht, dass sein Marshmallow Feuer fängt. "Ernsthaft, Steve der fünfte? Du auch noch? Mich haben bereits vier deiner Vorfahren verlassen und jetzt du? Ich bin enttäuscht!"

"Wow Robin! Wie konnte es nur so weit kommen?" Ich grinse in mich hinein, während Robin und Liss sich gegenseitig taxieren.

"Das weiß keiner so genau. Aber, was ich weiß." Er beugt sich vor und schnappt sich einen Marshmallow. "ist, dass dein Marshmallow mir sicher noch besser schmecken wird, als alle Steves zusammen."

"Das...das wagst du. nicht!"

"Und ob." Robin unterstreicht seine Aussage in dem er den Marshmallow in einem isst. "Scheiße!", flucht er und Tränen treten ihm in die Augen. Er löscht die Hitze mit einer halben Flache Bier und Liss beobachtet ihn zufrieden dabei.

"Tja, Robin. Strafe kriegt, wer Strafe verdient." Wir brechen in Gelächter aus. Mila prostet mir mit ihrer Limonade zu und ich erwidere die Geste.

"Wisst ihr, welches Tattoo ich auch voll feiern würde?" Toni grinst und hebt dann den Mittelfinger.

"Ein einfach 'Fuck you Robin' würde doch auch ausreichen." Wir starren Liss einen Moment leicht ungläubig an, doch dann beginnt Cole so laut zu lachen, dass ich gar nicht mehr anders kann, als mit einzusteigen. Ich wusste nicht, wie attraktiv ein Lachen sein kann. Wie besonders. Bis zu diesem Moment. Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und er greift nach meinen Händen und führt sie zu seinen Lippen. Die Zeit steht still, während er mich ansieht. Das unendliche Blau seiner Augen lässt mich alles vergessen. Ich tauche ein, gehe unter und muss nie wieder auftauchen.

Als ich es endlich schaffe mich von ihm loszureißen, reden die anderen über Urlaube und Liss erzählt von einem mit ihren Eltern und Maja.

"Was ist mit dir, Tate?", fragt sie und sieht mich aufmunternd an. Ich werde mit einem Mal unsicher, fühle mich in der Zeit zurück versetzt und mein Atem wird hektisch.

"Ich war ein Jahr mit meinen Eltern campen. Es war mit Abstand der schönste Urlaub für mich." Ich sah Cole dankbar an. " Ich kann nicht viel älter als elf oder zwölf gewesen sein. Aber ich erinnere mich daran, dass der Campingplatz traumhaft schön war. Er war auch in den Bergen und nah an einem See, den wir fußläufig erreichen konnten."

Cole hatte mir die Zeit verschafft, die ich brauchte, um mich auf die Situation einzustellen. "Wir waren jedes Jahr campen. Fast immer an unterschiedlichen Orten. "An einen Sommer kann ich mich besonders gut erinnern. An unserem letzten Abend gab es ein Feuerwerk am See."

Never Falling Deeper | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt