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Ich ende mit meiner Erzählung vorgestern, als Milas Stiefvater in meiner Wohnung war. Cole ist schockiert und mustert mich einen Augenblick auf die Art, als würde er abwägen, ob das hier alles ein schlechter Scherz ist.

"Ich bin froh, dass du wieder hier bist", gesteht er dann leise und steht mit mir auf den Hüften auf. "Ich auch", hauche ich und festige den Griff meiner Hände um seinen Hals. "Bist du müde?", fragt er leise. Ich grinse unwillkürlich als ich an die letzten beiden Nächte denke, in denen Mila und ich, wenn es hochkommt, zwei Stunden geschlafen haben. Wir lagen so eng beieinander, dass die kleinste Bewegung des Anderen einen aufgeweckt hat.

"Mila! Er will wissen, ob wir müde sind." Ich kichere und klettere von Cole runter. Sein Blick verfolgt mich, als ich meiner Tür öffne. Mila liegt zusammengerollt und schlafend in meinem Bett. "Beantwortet das deine Frage ausreichend?", frage ich Cole mit einem schiefen Lächeln. Ich decke sie komplett zu und lösche das Licht.

Cole nickt und umschließt meine Hand mit seiner. Mit einem Lächeln schaue ich zu ihm hoch und folge ihm, als er in sein Zimmer geht. "Wo sind eure Sachen?", fragt er und setzt sich auf die Bettkante. Ich platziere mich zwischen seinen Beinen und wedele mir Luft zu, weil mir die Hitze in die Wangen steigt.

Mit einem möglichst neutralen Gesichtsausdruck sage ich ihm, dass sie in der Garage stehen. Cole bricht in Gelächter aus, was noch lauter wird, als er meinen zerknirschten Gesichtsaudruck sieht. "Herrlich", murmelt er und lehnt sich zurück.

"Ich hole eure Sachen", sagt er, während er mich zur Seite schiebt und aufsteht. "Danke." Ich lächle verlegen, als er die Tür öffnet. Sobald er weg ist, lasse ich mich rücklings auf das Bett fallen und strecke alle Viere von mir. Mit geschlossenen Augen nehme ich mir fest vor, nicht so einzuschlafen.

Aber als Cole wenige Minuten später zurück ins Zimmer kommt, bin ich schon im Halbschlaf und registriere nur, wie er die Decke über mir ausbreitet und sich neben mich legt. Nicht direkt neben mich, sondern so, dass wir gar keinen Körperkontakt haben. Aus Rücksicht mir gegenüber.

"Gute Nacht, Tate", flüstert er mir zu und ich weiß, dass ich lächle, ohne dass ich es wirklich registriere.

"Gute Nacht, Traum Cole", wispere ich einige Minuten später und ahne noch im Halbschlaf, dass ich gerade irgendeinen Fehler gemacht habe.

*

Ich wache normalerweise so auf, dass ich langsam zu mir komme, mich blinzelnd orientiere, mich wieder einkuschle und mir wünsche weiter zu schlafen. Aber an diesem Morgen schlage ich die Augen auf und bin sofort hellwach. Misstrauisch sehe ich mich um. Cole, der ertappt innehält und eigentlich auf dem Weg war, sich aus dem Zimmer zu schleichen grinst mich verschlafen an.

"Wohin des Weges, Fremder?" Meine Stimme ist rau und ich lasse mich zurück in die Kissen sinken. "Küche", murmelt er und kommt zurück zum Bett. "Du bist wach", stellt er überflüssigerweise fest und ich nicke, nachdem ich ihm einen Blick zugeworfen habe, der ihm mitteilen soll, wie überaus scharfsinnig er doch ist. "Gut." Er grinst und befindet sich zwei Sekunden später über mir.

Er betrachtet mich. Abwartend, wie ich bemerke und ich kehre meinen Blick nach innen. Keine Angst. Keine Panik. Nicht einmal den Hauch von Unruhe. Cole scheint meine Gedanken zu spüren. "Dein Körper scheint zu wissen, was gut für dich ist", neckt er mich und stupst meine Nase mit seiner an.

Mit einem wissenden Grinsen nimmt er mich erneut genauer unter die Luppe. "Was ist?", frage ich als mich seine Musterung nervös macht. "Ich stelle nur sicher, dass du wirklich wach bist."

"Blödmann", schimpfe ich laut. "Warum?", hake ich dann nach. Er grinst. So als hätte er auf diese Frage gewartet. "Damit ich das hier tun kann." Er nähert sich mir so langsam, so behutsam, dass ich ihn problemlos von dem abhalten könnte, was er vorhat. Das Problem ist nur, dass ich das gar nicht will.

Ich schließe die Augen und lege ihm eine Hand auf den Hinterkopf. "Habe dich gar nicht für den Typ gehalten, der so schnell nachgibt", murmelt Cole und legt seine Lippen just in dem Moment auf meine, als ich ihn wegen seiner dreisten Aussage wegschubsen will. Doch meine Hand verharrt regungslos auf seiner Brust, während sein Mund auf meinem liegt. Ganz weich, ganz ruhig.

Eine Aufregung, die nicht nur meinen Herzschlag, sondern auch meinen Atem beschleunigt, durchströmt mich. Unweigerlich denke ich an meinen Traum zurück. Er war so real und doch nur eine Ahnung von dem, wie es sich wirklich anfühlen wird.

In dem Moment wird mir mehr als deutlich klar, dass es einen Grund hat, warum ich mich, trotz seiner körperlichen Überlegenheit, so sicher fühle. Mit diesem Gedanken, der mir zwar neu vorkommt, aber doch schon seit Monaten in mir verankert ist, erwidere ich seinen zarten Kuss. Seine Hand zittert als er sie an meine Wange legt. Wir küssen uns so hingebungsvoll, so voller Liebe, dass ich mir sicher bin rote Herzchen in den Augen zu haben, falls wir uns jemals wieder voneinander lösen sollten.

"Ahhhhhhh", kreischt jemand und Cole und ich zucken auseinander. "Ich habe nichts gesehen." Mit einem hysterischen Kichern knallt Mila die Tür wieder zu und macht sich mit extra lauten Schritten auf den Weg in die Küche. Ich verberge mein Grinsen an seiner Schulter und spüre wie diese vor Lachen bebbt. Er reibt sich übers Gesicht und mustert mich. Seine Augen in einem Ton, der entweder den Tiefen des Meeres oder den Weiten des Himmels entspringen muss. Vielleicht auch einer Mischung aus Beiden.

"Komm, Baby." Er zieht mich hoch und ich begutachte meine zerknitterte Kleidung von Gestern. "Deine Tasche ist dort. Ich habe nur eine gefunden." Mit einem fragendem Unterton schaut er mich an. 

"Ja, das sind Milas Sachen. Meine sind ja hier." Ich ziehe mir etwas anderes an. Eine schwarze Mom Jeans und ein lockeres weißes T-Shirt. Es ist merkwürdig etwas anderes anzuziehen als eine Leggins und meinen Pullover. Mit nur wenigen Ausnahmen das, was ich in den letzten Wochen ununterbrochen getragen habe. Ich beobachte Cole, während er sich ein frisches T-Shirt überzieht. Ob er weiß, wie viel es mir bedeutet, dass er mich nicht umgezogen hat, sondern mich einfach in meiner Kleidung hat schlafen lassen?

"Oh, die Dame kann also auch Jeans tragen." Mila applaudiert, als ich in die Küche komme. Mit zusammen gekniffenen Augen beobachte ich, wie sie sich eine Tasse Kaffe einschenkt und sich zu mir umdreht. Cole grinst während sein Blick mein Outfit scannt.

"Sagt diejenige, die gestern innerhalb von fünf Minuten eingepennt ist. In ihren Klamotten von gestern, die sie übrigens immer noch trägt!" Ich strecke ihr die Zunge raus und gieße mir selbst eine Tasse Kaffee ein, bevor ich mich auf die Couch setze.

"Denkst du, du bist besser als ich, weil du dich vor fünf Minuten umgezogen hast?", kontert sie mit hochgezogener Augenbraue.

Mist. Ich habe vergessen, dass sie Cole und mich gerade beim Knutschen erwischt hat. "Na gut, erwischt", gebe ich grinsend zu.

"Außerdem meinst du diejenige, die es euch einfacher machen wollte, euer Wiedersehen gebührend zu feiern, indem sie sich schlafen gestellt hat?" Ich laufe rot an und werfe ein Kissen auf sie. Cole gluckst so amüsiert, dass er gleich das nächste abkriegt. "Das hier", ich deute anklagend auf Mila und dann auf Cole, "gefällt mir ganz und gar nicht", verkünde ich knurrend. Woraufhin ich, zu meiner eigenen Fassungslosigkeit, mitansehen muss, wie Cole und Mila nach einem kurzen Blick in lautes Gelächter ausbrechen.

Schmollend schalte ich den Fernseher an und starte eine Folge Gossip Girl. Mit einem Blick auf Cole teile ich ihm mit, dass er das defintiv verdient hat und er lässt sich mit einem Seufzen, dass man nur als überglücklich einstufen kann, neben mir fallen. Mila beansprucht das kleinere Sofa und mampft zufrieden ihre Cornflakes.

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Das ist schon das 40. Kapitel😨 Unfassbar, wie sich Cole und Tates Geschichte entwickelt hat!❤️

Das ist der erste Teil der Lesenacht❤️ es kommen wahrscheinlich noch zwei weitere Kapitel. Viel Spaß ✨

Eure Sophie

Never Falling Deeper | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt