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Obgleich sich ein leichtes Ziehen in meiner Brust bemerkbar macht, bin ich gleichzeitig erleichtert, dass Cole mit Annie hier ist. Sie ist groß, hat lange hellbraune Haare und definitiv unechte Wimpern.

"Die sieht aus, als würde sie ihre Augen kaum noch offenhalten können," kichert Liss, die anscheinend denselben Gedanken hat wie ich. Ich nicke nur und sehe gebannt zu, wie Annie ihre Hand auf Coles Brust legt und ihm etwas zuflüstert.

Ich umarme Spence und Robin und dirigiere Spence auf den Platz neben mich. "Wie geht's, Fluffy?", frage ich ihn direkt, damit Cole erst gar nicht auf die Idee kommt, mich anzusprechen. "Sehr gut! Wie geht es mit meiner Hausarbeit voran?" Er grinst und ist sichtlich der Überzeugung, dass er damit den besseren Deal gemacht hat. Ich werde ihn etwas Besserem belehren.

"Du hast sie morgen in deinem Postfach," antworte ich grinsend, während er an meinem Drink nippt und mein Oberteil begutachtet. "Wirklich heiß," beurteilt er schließlich und streift über die transparenten Streifen an den Seiten.

"Das ist ein Dessous!" Kommt es verächtlich von links und ich verdrehe beim Klang von Coles Stimme nur die Augen,

„Das ist modern!" Verteidige ich mich und nehme meine Haare zusammen, um sie in einen Dutt zusammen zu binden. Eventuell mache ich das aus den falschen Gründen. Denn ich könnte vermuten, dass der tiefe V- Ausschnitt am Rücken Cole nur noch mehr provoziert. Aber, wer weiß das schon. Wäre ein netter Nebeneffekt.

Ich trinke meinen Cocktail aus und dann, nur zur Liss Sicherheit versteht sich, auch ihren. "Tanzen?", frage ich in die Runde. Spence wippt schon die ganze Zeit mit den Fuß und springt jetzt begeistert auf, um mich zur Tanzfläche zu ziehen.

Unser Verhältnis wirkt kompliziert, ist es aber nicht. Ich habe vor ihm auch nicht geglaubt, dass es Freundschaft zwischen Männern und Frauen geben kann, aber inzwischen sind wir das beste Beispiel. Er ist mir wirklich ans Herz gewachsen, viel mehr als ich jemals zugeben würde.

Er ist so ein bisschen der große Bruder, den ich nie hatte und auf ihn ist immer Verlass. Wir tanzen eng umschlungen und sexy, aber nicht um uns anzumachen, sondern einfach aus Spaß.

Wir formen uns aus den Merkmalen der anderen um uns herum immer den perfekten Partner. Das ist so unser Ding. Ich kann nicht einmal sagen, wer und wann wir damit angefangen haben.

"Den Arsch," sagt Spenc in dem Moment und deutet auf eine etwas kurvigere Brünette, die wirklich einen sehr hübschen Hintern hat. Ich nicke zustimmend und halte nach einem Merkmal Ausschau, das mir imponiert. "Der Rücken," ich deute auf einen Kerl an der Bar, dessen Gesicht wir nicht erkennen können. Er hat breite Schultern und trainierte Arme, aber auch nicht zu krass.

Der sieht Cole schon ähnlich. Schnell verbanne ich den Gedanken aus meinem Kopf und bemerke zu spät, dass der Rücken nicht nur dem von Cole ähnelt, sondern es auch noch seiner ist. Obwohl ich gehofft habe, dass es Spenc vielleicht nicht sofort auffällt, belehrt mich sein wissendes Grinsen doch gleich etwas Besserem.

„Süße..." Spenc betrachtet mich forschend und ich schaue nach oben zur Decke, wo unzählige bunte Diskokugeln Muster in den Raum werfen. Blinzelnd versuche ich meinen Gesichtsausdruck neutral zu halten und schaue überall hin nur nicht in Richtung der Theke.

In Spenc Augen sehe ich ein besorgtes Funkeln, den ich ignoriere. Neben uns steht der beste Freund von Miles, ich glaube er heißt Travis oder Toby. Irgendwas mit T. Ich habe vorhin schon beobachtet, wie er einen gefüllten Flachmann aus seiner Jackentasche gezaubert hat. Nun stupse ich ihn an und deute grinsend auf den Flachmann, der sich unter dem Stoff abzeichnet.

„Durst, Tate?" Er zwinkert mir anzüglich zu und lässt seinen Blick über meinen Oberkörper wandern. „Und wie!" Er reicht mir den Flachmann und ich trinke gierig ein paar große Schlucke. Ich setze ab, atme kurz durch und setze das kleine Gefäß erneut an meine Lippen.

„Nicht austrinken!" Fordert Trevor slash Travis slash keine Ahnung und entreißt mir den mit Wodka gefüllten Behälter. Ich zucke nur mit den Schultern und lasse mich von Miles auf seinen Schoß ziehen.

„Hey Süße", raunt er in mein Ohr und hakt seine Finger in die Gürtelschlaufe meiner schwarzen Skinny Jeans. „Na," ich lasse meinen Blick über sein schwarzes V-Ausschnitt T-Shirt und seinen breiten Bizeps gleiten.

„Willst du noch was trinken?" Und genau das mag ich am Miles. Er ist unkompliziert, er lässt mich machen. Während Spenc mich misstrauisch von der Theke aus beobachtet, schiebt Miles mir seinen Drink hin. Ich gebe mich seinem Drink hin und beobachte seine andere Hand, die über meinen Schenkel streicht.

Ich lehne mich gegen seine Brust, lache über seine Kommentare und höre ihm und, wie sich heraus gestellt hat Toby, bei ihrem Gespräch zu.

Ab und an werfe ich einen Blick zu meinen Freunden und deshalb sehe ich auch, wie Cole und Spenc aufstehen und mit entschlossenen Schritten den Ausgang ansteuern. Nicht gut. Vor allem als ich Spenc verkniffenen Gesichtsausdruck sehe, wird mir mulmig zu Mute.

Spenc kommt wenige Minuten später wieder rein, aber von Cole fehlt jegliche Spur. Ich nehme Miles Hand von meinem Schenkel und teile ihm mit, dass ich kurz weg bin.

Nachdem ich mich zum Ausgang durchgedrängelt habe, schaue ich mich draußen um. Es ist relativ dunkel und nur wenige Laternen spenden ein dämmriges Licht.

Ich schaue mich um, kann aber niemanden ausmachen, der sich als Cole entpuppen könnte. Ich überlege gerade, ob ich ihm schreiben soll, als ich ihn doch entdecke.

„Cole?" Er zieht an einer Zigarette und ich schaue etwas verwirrt, weil ich das bis jetzt noch nie gesehen habe. „Tate, was willst du?" Sein Tonfall ist dermaßen arrogant und spöttisch, dass ich dementsprechend reagiere. Aber wenigstens sind die Grenzen jetzt nicht mehr verwischt.

„Als würde ich irgendwas von dir wollen?" Ich versuche so viel Verächtlichkeit in meine Stimme zu legen, wie es möglich ist.
„Ach, keine Sorge, Süße. Es ist ganz normal, dass du dich zu mir hingezogen fühlst." Sein großspuriges Lächeln entblößt seine perfekten, weißen Zähne und machen mich nur noch wütender.

Arroganter, eingebildeter Idiot!

„Du bist abstoßend!" Ich werfe ihm einen bitterbösen Blick zu, doch er grinst nur amüsiert.
„Bin ich nicht", verteidigt er sich.
„Bist du wohl."
„Bin ich nicht."
„Bist du wohl."
„Bist du wohl."
„Bist du nicht. Scheiße!" Ich funkle ihn böse an. Ich wende mich ab, um ihn hier stehen zu lassen.

Doch ich komme nicht weit, seine Hand packt meinen Arm und er dreht sich zu mir zurück. Für einen Moment genieße ich es, ihm nah zu sein, doch ich dränge den Wunsch nach seiner Nähe ganz schnell in den hintersten Winkel zurück.

„Lass mich gehen!" Meine Lippen sind zusammengepresst, damit er nicht sieht, wie sehr sie zittern. „Würde ich ja, aber du hältst mich fest." Sein Blick wandert zu meiner Hand, die in sein Shirt gekrallt ist.

Mist.

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Feedback?

Wünsche euch einen schönen Montag. Was habt ihr heute gemacht?

Ich war morgens beim Yoga, habe essen gemacht und bin seitdem auf der Arbeit. Heute Abend lese ich weiter und zwar Twisted Love von L.J Shen! Ich liebe es so sehr!❤️

Never Falling Deeper | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt