41

388 27 18
                                    

Wenn ihr mögt, markiert gerne die Stellen in den nächsten Kapiteln, die euch besonders gut gefallen mit einem Herz oder mit der Erinnerungsfunktion von Wattpad ❤️

Diese nervöse Aufregung, die mich gestern das erste Mal überfallen hat, bleibt den ganzen Tag über. Sie lässt mein Haut prickeln, wenn Cole mich ansieht. Sie bringt mich dazu ihm mit dem Blick zu folgen, wenn er aufsteht und etwas aus der Küche holt. Und sie ist es, was Mila spürt, und immer wieder mit einer amüsiert angehobenen Augenbraue kommentiert.

Ihr Gesicht sieht nicht besser aus, als vor drei Tagen. Die Schwellungen von dem Abend, als sie vor meiner Tür stand, waren frisch. Inzwischen hatten sie Zeit sich komplett ausgebreitet und begannen in allen möglichen Farben zu leuchten. Von grünblau an ihrem Hals und Dekolleté zu einem tiefen Lila auf ihrer Wange. Das einzige, was tatsächlich besser geworden zu sein scheint, ist der Bereich um ihr Auge herum.

Das weiß ich, weil das anzügliche Zwinkern, dass sie mir immer mal wieder zu wirft, dadurch etwas weniger schrecklich aussieht. Nach ein paar Folgen hat Mila sich in mein Zimmer verzogen. Wir haben ihr noch nicht gesagt, dass sie dauerhaft hier einziehen kann. Cole hatte die Idee, dass wir Nadines altes Zimmer erst streichen und schön herrichten. Beim 'schön herrichten' hat er zwar Anführungszeichen in die Luft gemalt, aber das ist egal, der Gedanke zählt. Und der Gedanke, dass Cole darüber nachgedacht hat, wie wir Mila hier empfangen können, erwärmt mein Herz auf eine bisher unerkannte Weise.

„Erde an Tate." Cole fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und ich drehe mich augenrollend zu ihm um. „Was, du Nervensäge?" Ich lächle, weil ich es nicht verstecken kann und er streicht mir eine Strähne hinters Ohr. „Wo warst du mit deinen Gedanken?"

„Nicht weit weg", antworte ich lächelnd und küsse ihn kurz. Seit der Unterbrechung heute morgen gab es viele dieser Küsse. Kurz, zart, liebevoll, doch noch lange nicht genug. Allerdings wissen wir beide, dass einiges von dem was zwischen uns Ungesagt ist, noch ausgesprochen werden muss, bevor wir weitergehen.

„Ach, wenn das so ist, dann träum ruhig weiter." Cole grinst verschmitzt, was mich unruhig hin und her rutschen lässt. Es klingt als würde er noch etwas hinzufügen wollen, aber das tut er nicht.

„Möchtest du noch etwas essen?", fragt er und löst unsere Blicke voneinander. Ich zucke mit den Schultern. Ich bin weder hungrig, noch appetitlos, also bereit etwas zu essen, wenn mir das richtige angeboten wird.

„Kuchen, Pudding? Was wünschst du dir?" Cole durchwühlt die Schränke und ich hake einen Moment an der mir bekannt vorkommenden Formulierung. Doch sie ist schnell wieder vergessen, ich antworte ohne nachzudenken. „Erdnussbutter Cupcakes!!!"

Eine Erinnerung an meine Mutter durchzuckt mein Bewusstsein. Sie, wie sie mit einem Tablet voller Erdnussbutter Cupcakes vor meinem Bett steht, und ein Geburtstagslied für mich singt. Ohne eine weitere genaue Erinnerung daran zu haben, weiß ich, dass wir den Tag im Bett verbracht haben und uns nur von eben diesen Cupcakes und weißen Schokoküssen ernährt haben.

Ich meine sogar, mich daran zu erinnern, dass wir am nächsten Tag beide Bauchschmerzen hatten und uns darüber kaputt lachten.

Mit einem ziehenden Gefühl in der Magengrube stehe ich auf und gehe zu Cole in die Küche. Er betrachtet mich. Wartet ab, ob ich ihm erzählen werde, was mir gerade durch den Kopf geht oder nicht.

„Du bist neugierig. Wieso ist mir das vorher eigentlich nie aufgefallen?" Er geht nicht auf das amüsierte Funkeln in meinen Augen ein. Stattdessen stützt er sich rechts und links auf die Granitplatte, auf die ich mich gesetzt habe. Sein Gesicht schwebt Zentimeter vor meinem und ich schlucke als ich mir seiner Nähe wirklich bewusst werde. Mein Blick wandert über seine Arme, aus denen ein kräftiger Trizeps austritt, über seinen unergründlichen Blick zu seinen vollen Lippen.

Himmel! Ich versuche zurück zu weichen. Versuche mir einzureden, dass seine Nähe nicht das mit mir macht, was augenscheinlich der Fall ist. Gebe mich cool, um ihn nicht zu zeigen, wie viel Macht er über mich besitzt. Reiner Selbstschutz, zischt mein Stolz und ich kann den Gedanken zwar verdrängen, aber nicht ungeschehen machen.

„Babe." Er packt meine Hüfte und zieht mich zurück zu sich an die Kante. Er beobachtet mich aufmerksam, jede Regung, jeden Atemzug. Ihm bleibt nichts verborgen.

Ich denke an Aelin, meine Heldin aus einem der größten Fantasyromane überhaupt. Was würde sie machen? Ich grinse fast. Es ist so einfach! Wenn es keinen Weg zurück gibt, dann nehm den nach vorne. Ich sehe sie fast vor mir, lächelnd, das Schwert bereit zum Angriff, mit Flammen in den Augen tanzend.

Ich schicke ein Danke an Sarah J. Maas, dafür, dass sie diese Figur zum Leben erweckt hat und befolge den Rat, den sie mir gegeben hat.

Stirnrunzeln bemerkt Cole die Änderung meiner Gesichtszüge. Er kommentiert mein freches Grinsen mit einem provozierenden du-kannst-mir-gar-nichts-Nicken.

Ich strecke mich und nehme meine Haare zusammen, um sie zu einem Zopf zu binden. Ich lehne mich ein Stock zurück, und damit befinden sich seine Augen und meine Brüste direkt auf einer Höhe. Ups!

Er räuspert sich, zwingt seinen Blick über all hin zu schauen, nur nicht dahin, wo er hinschauen will. Ich lächle gutmütig und fächele mir Luft zu. „Auf welcher Stufe steht die Heizung, Cole? Mir ist so warm!" Ich springe von der Granitplatte, streife dabei seine Hüfte und beuge mich zum Thermostatkopf nach unten.

Er steht hinter mir. Man könnte sagen, dass ich seine Präsenz spüre. Allerdings sind es nur seine Schritte, die ihn verraten haben. Ich treibe es sogar so weit, mich auf die Zehenspitzen zu stellen und mit dem Po, in einer nachdenklichen, hoffentlich unbedacht wirkenden Bewegung von rechts nach links zu wackeln.

„Was tut sie da?" Ich bemühe mich verzweifelt mein erschrockenes Zusammenzucken zu verbergen. Aber Cole grinst mich so triumphierend an, dass es wohl nicht geklappt haben kann. „Ich wollte die Heizung runter stellen", beantworte ich achselzuckend Milas Frage und schiebe mich an Cole vorbei.

„Ich habe etwas von Ernussbutter Cupcakes gehört und wollte euch mein Einverständnis in dieser Angelegenheit mitteilen." Coles Blick sagt mehr als deutlich, dass er nicht zwei Frauen von dieser selbstgefälligen Sorte gebrauchen kann und ich nicke strahlend, bevor er Einwände erheben kann. „Toll!", freue ich mich. „Dann ist das beschlossene Sache. Ruf uns wenn du fertig bist." Mit schwingenden Hüften verlasse ich die Küche. 13:0 für mich.

Während wir Cole das Backen überlassen, beschließen Mila und ich uns ein kleines Verwöhnprogramm zu gönnen. Wir schreiben uns einen Einkaufszettel mit Dingen, die wir heute Abend noch essen wollen und Dinge, die wir für unseren Beauty Abend brauchen. Und, am wichtigsten, Dinge, mit denen wir Cole ärgern können.

Da wäre zum einen die Tatsache, dass er es hasst, wenn jemand seine Zahnbürste benutzt. Er hasst es bei Monopoly zu verlieren. Er hasst klischeehafte Mädchenfilme und er mag den Geruch von Rosen nicht. Letzteres hat er mir mit vollständig ernsthafter Miene mitgeteilt, nachdem ich ein Bad mit rosigem Schaum genommen hatte. An dem Tag fand er sich mal wieder besonders witzig. Ich lache jetzt noch.

Ich liebe diesen Tag jetzt schon. Er ist so wundervoll normal.

__________________

Zweiter Teil♥ Ich hoffe, das Lesen hat euch Spaß gemacht, mir das Schreiben auf jeden Fall!

Never Falling Deeper | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt