Die nächsten Stunden erlebe ich wie durch einen gläsernen Vorhang. Ich bin nicht richtig abwesend, aber auch nicht richtig da. Die Pille von vorhin hält erstaunlich lang und meine Kehle ist ständig so trocken, dass ich es kaum einen Augenblick ohne einen Drink in der Hand aushalte.
Sobald ich Liss pinke Spitzen oderTonis dunkelbraunen Schopf erblicke, wechsle ich die Richtung und tauche in der Menge unter. Obwohl es inzwischen fast 4 Uhr ist, kehrt nicht annähernd Ruhe in diesem Haus ein.
Unruhig laufe ich durch die Räume, tigere auf und ab und weiß nicht wohin mit mir. Der Wunsch nicht allein zu sein, diskutiert angeregt mit dem Bedürfnis zu verschwinden und sich im Bett zu verkriechen.
Vorhin habe ich angenommen, dass es Molly war, was Miles mir gegeben hatte. Aber inzwischen fühle ich mich zu melancholisch, zu deprimiert und unglücklich um das immer noch zu glauben.
Die kräftigen Beats von Apache bringen meine Ohren zum Klingen. Seine Worte schmerzen mir mehr, als es je möglich sein sollte. Jedes einzelne lässt mein Herz in einem weiteren schmerzhaften Schlag gegen meinen Brustkorb pochen. Ich dränge die Tränen zurück, die sich schon wieder einen Weg an die Oberfläche suchen.
Trotzdem verschwimmt alles vor meinen Augen. Ich sehe nur noch Schemen, nur noch grau und schwarz. Und dann nichts mehr.
Eine Berührung an meinem Arm. Eine kräftiger Oberkörper an meiner Wange und dann eine weiche Unterlage. Keine Geräusche, keine Stimmen. Nur ein einzelner Atem, der meine Wange trifft.
Meine Arme werden über meinen Kopf angehoben. ich spüre Lippen an meiner Wange. Meine Lider fühlen sich bleischwer an, unmöglich sie zu öffnen. Ich versuche meinen Zeigefinger gegen meinen Daumen zu pressen. Aber nichts passiert.
Panik überfallt mich und das Adrenalin beschleunigt meinen Herzschlag. Ich will schlucken, doch mein Kehle ist zu trocken. Meine Zunge klebt an meinem Gaumen.
"Trink das." Eine kühle Flüssigkeit läuft durch meinen Mund. Sie schmeckt angenehm süßlich und vertraut. "So ist gut, Süße. Es ist alles okay. Entspann dich." Ich will nicken, zeigen, dass ich verstehe. Doch nichts tut sich.
Mein Kleid wird zurecht gerückt, ich werde zugedeckt. Hände streichen sanft über meine Haut, fast wie eine Liebkosung. Ein kühler Lufthauch jagt über meinen Körper. Ich spüre ihn überall. Merkwürdig. Plötzlich ist mir kalt.
Schritte entfernen sich und nähern sich sogleich wieder. Wärme umfängt mich. Ich sehne mich nach jeder kleinen Berührung. Finger wandern über meinen Arm über meine Dekollete zu meiner Schulter.
In meinem Bauch bildet sich eine Hitze, die meinen gesamten Körper wärmt. Lippen auf meiner Haut, ein Gewicht auf mir, Hände berühren jeden Zentimeter meines Körpers. Ich spüre wie meine letzten Hüllen weichen und wie sich auf einmal ein seltsames Gefühl in meiner Kehle festsetzt, das mir die Luft abschnürt.
Vor meinem inneren Auge sehe ich meinen Exfreund. Mit einem enttäuschten Blick schaut er mich an. Voller Ekel, voller Hass. Regelrecht angewidert. "Hure", schallt es in meinem Kopf. Es dröhnt in meinem Kopf.So laut wie ein Zug, der auf mich zurast, während ich auf den Gleisen liege. Unaufhörlich, eindringlich, warnend und immer lauter.
Etwas löst sich in meiner Kehle. Ein einziger Atemzug. Ein gellender Schrei. Dann stechender Schmerz und tiefscharze Dunkelheit.
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Never Falling Deeper | Abgeschlossen
RomanceTate Mitchels weiß genau, was sie will und was nicht. Zum ersten Mal in ihrem Leben geht es ihr gut, wirklich gut. Sie hat Freundinnen, arbeitet, kann sich ihren Lebensunterhalt verdienen und studiert Journalismus. Das ist, was sie will. Ein normale...