Kapitel 1

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Hallo du kleines Lamm! 

Willkommen in der teuflisch hitzigen Welt von "Burn for you". Nichts ist real und besonders im Hinblick auf die Gesellschaft der Mormonen stelle ich klar, dass alles rein fiktiver Natur ist. Viel Vergnügen!

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Ich hatte ihn doch nicht umgebracht. Oder doch?

Nein.

Nein, er hatte geatmet, und sich dabei auf dem getäfelten Holzboden des Wohnzimmers gewunden.

Elijah lebte.

Aber er hatte geblutet, als ich panisch davongerannt war, um mir die Autoschlüssel zu dem grauen Volvo in der Auffahrt zu schnappen. Er gehörte ihm, nur gelegentlich war es mir erlaubt, damit zu fahren, um den Anschein zu wahren, dass wir eine gleichgestellte, harmonische Ehe führten. Aber diese Ehe war weit entfernt von erfüllt und gesittet, denn mein Mann setzte alles daran, mir hinter den verschlossenen Türen unseres Zuhauses die Hölle auf Erden zu bereiten. Für jede Minute abseits dieser vier Wände und außerhalb seiner Reichweite, war ich dankbar.

Oft kamen diese Momente nicht vor. Einen Beruf übte ich nicht aus, hatte ich doch nie eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen, was die Abhängigkeit von meinem Mann verstärkte. Stattdessen war es meine Pflicht, ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Elijah war Pfarrer hier in St. Johns, ein ranghohes, angesehenes Glaubensmitglied und als seine Frau band mich das gleichermaßen fest an diese Gesellschaft. Hielt er Predigen ab oder führte Bibellesungen durch, lag meine Verantwortung bei der Kirchenkasse, die, aufgrund der unausgesprochenen Regel der Gemeinde, jedes Mitglied müsse mindestens zehn Prozent seines Einkommens an das Gotteshaus abtreten, stets prall gefüllt war.

Ihr christlicher Glaube, die Bindung zu Gott, war für alle Mormonen der zentrale Schwerpunkt des Universums. Das höchste Gut, um den ihr ganzes Leben kreiste.

Auch für mich. Zumindest bis zu diesem Abend.

Nur in einem ärmellosen, wadenlangen Nachthemd aus dem Haus zu rennen, zu fliehen, ohne eine wirkliche Vorstellung zu haben, wohin mich die nackten Füße tragen könnten, schien mir bis vor wenigen Stunden ein schier undenkbares Vorhaben zu sein. Obwohl ein Entreißen aus den Fängen meines Ehemannes seit Jahren in mir brannte, ähnlich Evas Verlangen vom Baum der Erkenntnis zu kosten.

Ich hatte mich ins Bett entschuldigt, aber weiter wie bis zur Tür war ich nicht gekommen. Elijahs Finger packten den cremefarbenen Stoff meines Kleids so fest, dass der Saum riss. Was in ihm vorging, wusste ich nie und ich hatte vor langer Zeit aufgehört sein inneres Wesen zu ergründen. Seine faulige Verderbtheit würde mich sonst infizieren.

Seine Zunge drang forsch in meinen Mund, nahm mir dabei die Luft zum atmen, bis ich würgte. Die Furcht umschlang meine Kehle, schnürte den grazilen Hals. Jedes Mal versuchte ich, seinem Griff zu entkommen, wehrte mich, aber auch jetzt drückten sich seine Finger grob in das Fleisch meines Oberarms. Frische blaue Male würden sich zu den anderen gesellen. Einen Überlebensinstinkt hatte ich nie besessen, zumindest nahm ich es an, hatte ich doch grundsätzlich zu große Angst und unterwarf mich Elijah freiwillig. Aber ich lag falsch. Nichts ahnend erfasste das Adrenalin meinen Körper, schoss durch ihn hindurch, wie ein Krieger, der in der drohenden Niederlage auf das Schlachtfeld trat und seine Truppen mit dem entscheidenden Schlag zum Sieg führte. Diesen Triumph griff ich mit den Händen und schmetterte meinem Mann den blauen Blumentopf gegen den Schädel. Die weißen Margariten zerfielen in ihre Einzelteile, wie herbstliche Baumkronen in einem Windstoß.

Mein Aufbruch blieb von den umliegenden Nachbarn sicher nicht unentdeckt. Hier in St. Johns hatten selbst die Gartenzwerge Ohren. Alle sagten, wir wären glücklich und führten eine Bilderbuchbeziehung, für die sie schwärmten.

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt