Kopfschmerzen, geschwollenes Gesicht, rote Augen.
Die Zeichen der vergangenen Nacht, in der Ash schlussendlich doch zwei oder drei Filme eingelegt hatte, um die Laune zu heben – ein Versuch, der kläglich scheiterte, weil mich die Pistolen in den Händen des Agenten 007 ebenfalls an den Präs der Haydes Hells erinnerte – waren unübersehbar. Geschlafen hatte ich kaum, eigentlich gar nicht. Nicht allein zu sein, weil Ash das Bett mit mir teilte, wenige Meter weiter lag Kyle auf dem Sofa, war dennoch beruhigender Balsam für meine Seele.
Während die beiden ruhig schliefen, tobte ein Sturm in meinem Kopf, düster und tosend, der Erinnerungen aus ihren Verankerungen riss, um sie wild durcheinander zu würfeln, weil kein Teil von mir begriff, an welchem Punkt ich zu viel in Reaper gesehen hatte.
Er hatte mich auf seinem Bike mitgenommen, um mich auf andere Gedanken zu bringen, sein „Bitte bleib" auf der Klippe in jener Nacht, summte noch immer in meinem Ohr. Wie er mir Komplimente machte, nicht in der Lage war, sich länger von mir fernzuhalten, bis wir uns das erste Mal geküsst hatten. Wie er mir bei unserer kleinen Backsession sagte, dass er vielleicht bereits die Frau fürs Leben gefunden hatte.
Alles war gelogen.
Sein Interesse an mir war rein körperlicher Natur, ich zweifelte auch nicht an, dass er in mir eine Herausforderung sah, an der er sich messen wollte. Das war der verletzendste Aspekt von allen. Er glich all den anderen Männern, die meinem hübschen Gesicht verfielen, aber was sich dahinter verbarg, war nicht liebenswert.
Mühselig hielt ich die Stimme meines egozentrischen Ehemannes in Zaum, der mir zuflüsterte, dass ich nie auf ihn gehört hatte. Dabei hatte er mir die Sichtweise, das männliche Geschlecht sähe in mir nicht mehr außer einem Spielzeug für die Ausgeburten ihrer sexuellen Triebe, welches noch halbwegs nett anzusehen war, in den Kopf gebrannt.
Und trotz all dem war ich Reaper auf eine abstruse Art und Weise dankbar. Er hatte mir vieles gezeigt, meinen Weg in ein normales Leben vorbereitet, aber eine der wichtigsten Lektionen lernte ich in diesen Tagen: Liebeskummer.
Als ich Elijah kennenlernte, war ich vernarrt in ihn, zumindest nahm ich es an, immerhin sollten wir heiraten. Allerdings wurde mir bewusst, dass Reaper der erste Mann war, den ich liebte. Aufrichtig, aus tiefstem Herzen. Und womöglich gab es nach ihm niemanden, für den ich derartig empfinden würde.
Es war fraglich, ob ich aus diesem Grund weiter hierblieb.
»Du wirst nicht gehen!« Der Ausdruck auf dem Gesicht meiner besten Freundin schrie vor Erzürnung und Verständnislosigkeit.
Seufzend tunkte ich den Teebeutel mit Zitrone und Kräutern in die Tasse. »Was soll ich dann tun? Ich kann ihn nicht jeden Tag sehen, mit ihm arbeiten und so tun, als sei nichts zwischen uns vorgefallen.«, meinte ich mit Blick in das dampfende Wasser. »Für euch mag es ein Leichtes sein, so einen Flirt schnell zu vergessen, aber nicht für mich.«
Dies war keines Falls abwertend oder verletzend gemeint. Aus mir sprach viel mehr der Neid. Das Leben hier hatte mich verändert, eine Version von mir hervorgebracht, die ich mir nicht einmal in den wildesten Fantasien ausgemalt hätte. Doch mein Herz war noch immer das Alte. Liebeleien und Romanzen waren unter den Bewohnern des Chapters keine Seltenheit, aber so schnell, wie sie entflammten, endeten sie auch. Und niemand schien lange zu trauern. Diese Sorglosigkeit fehlte mir, denn für mich kam es einem Gelübde gleich, Seele und Körper derart für einen Menschen zu öffnen.
»Würde das mit Carlos und mir in die Brüche gehen, ich wüsste nicht, ob ich es einfach vergessen könnte.« Ashley nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, ihr Blick schweifte zu einem Bild neben dem Fernseher, dass sie und den Vize vor einer Woche aneinandergeschmiegt beim Bonfire zeigte. »Du liebst ihn, das sieht jeder Blinde.«, sprach sie fest. »Und doch ändert es nichs. Lass dir davon nicht dein Leben verbauen. Das hier ist ebenso dein Zuhause, wie seines und das lässt du dir nicht nehmen. Hast du mich verstanden?«
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Burn for you
عاطفية»Bist du bereit, dass ich dich zerstöre?« -------------------------------- Mitten im Nirgendwo von New Mexico: Wüste, durchzogen von einsamen Highways. Unschuldig, wie die Sünde selbst, stand sie da in ihrem gottverdammten weißen Nachthemd. Vor ihm...