Kapitel 29

1.1K 46 11
                                    

»Ich denke, zukünftig finde ich sehr wohl Gefallen an meinem Geburtstag.« Dunkles Satin floss über Reapers Hüfte, sobald er sich auf die Seite drehte. »Zumindest, wenn ich ihn so verbringe.«

Vor dem Fenster deutete nichts mehr auf den unberechenbaren Wolkenbruch der vergangenen Nacht hin, der Himmel leuchtete in einem satten hellblau, dass der Sonne eine würdige Bühne bot, um jeden Winkel mit ihren Strahlen zu erreichen. An Tagen wie diesen wurde deutlich, dass der Sommer an die Tür klopfte.

»Mit deinen Freunden feiern zu gehen?«, mutmaßte ich.

Die Ringe an seinen Fingern klirrten, als er sich das Haar aus der Stirn strich. Er nahm sie nie ab. »Das kann ich gefühlt jeden Abend.« Seinen Mundwinkel umspielte ein sexy Grinsen. »Ich rede von Geschenken, wie dem im Badezimmer.«

Als Geschenk würde ich es nicht bezeichnen, wenn ich ihn beobachtete wie ein Spion und wir im Anschluss erotische Erinnerungen schafften, die ich mir in meinen wildesten, jungfräulichen Träumen nie ausgemalt hätte. Vor Scham zog ich die Decke über den Kopf, um die glühenden Wangen zu verdecken. Reaper amüsierte sich, sein raues Schmunzeln ließ mich auf die Unterlippe beißen.

»Für Verlegenheit ist es zu spät.« Die Decke zog er weg und ich blickte in das schönste Blau dieser Welt.

Natürlich war es das. Dachte ich an die vergangene Nacht, verriet die Röte meines Gesichts nicht zwingend, dass ich innerlich vor Stolz brannte. Woher mein Mut für die Kühnheit gestern rührte, war selbst mir nicht klar.

Reaper stützte sich auf seinem Unterarm ab, mit der anderen Hand liebkoste er meinen, hinab bis zu den Fingern, die er an seinen Mund führte und küsste. »In Momenten wie jetzt siehst du wirklich aus wie ein gottverdammter Engel.«

»Würdest du wahrhaftig einen Engel ansehen, wärst du mit großer Wahrscheinlichkeit tot.« In Kreisen der Mormonen galt eine derartige Äußerung nicht als Huldigung, schließlich entsagte einem das Gottesbuch, sich ein Bild über dererlei Wesen zu machen, aber aus seinem Mund klang es wie die wertvollste Liebkosung.

»Wenn es bedeutet, dich jeden Tag anzusehen, nehme ich es in Kauf.«

Für gewöhnlich war Reaper kein Romantiker. Von Honig überzogene Wörter, übertriebene rührselige Gesten oder Überraschungen lagen ihm nicht, weshalb ich glaubte, eine Äußerung wie diese sei scherzhaft gemeint. Doch er verzog keine Miene.

Dieses unbekannte, erschreckend mitreißende Gefühl erfüllte wieder mein Herz. Reaper brachte meinen Bauch oft zum Flattern, doch das Flügelschlagen wuchs zu einem Sturmwind, der sich nicht kontrollieren ließ.

Meine Sprache wiederzufinden, war keinesfalls eine Leichtigkeit. »Du würdest für mich sterben?«

Reaper wirkte nachdenklich, seine arktischen Iriden wanderten über meinen Körper und das restliche Bett, als könnten sie inmitten der Laken die Antwort finden. »So, wie für meine Brüder.«, sprach er schließlich.

Der Sturm verebbte. Die Hoffnung, ich wäre für ihn etwas Kostbares, wurde von der ernüchternden Erkenntnis ersetzt, dass ich ein Teil seiner Leute war. Ich stand im gleichen Pulk wie die hundert anderen Mitglieder der Haydes Hells. Die Enttäuschung wiegte schwerer, wie erwartet.

»Nur wenige Menschen auf dieser Welt kommen in den Genuss dieser Gunst.«, fügte er an. Die Masse aus Hunderten schrumpfte auf eine Handvoll Personen. »Und keine davon, hat sie so schnell erlangt, wie du.«

Womöglich war ich in seinen Augen doch eine Besonderheit. Mein Gemüt hob sich.

Länger dauerte unsere Konversation nicht, denn wie üblich warteten die Verpflichtungen des Präs auf ihn. Kyle hatte die ausschweifende letzte Nacht mit ausreichend Schlaf nachgeholt und erwartete mich im Flur. Dass er erstmals keine Nachtwache gehalten hatte, beruhigte mich überraschenderweise. Nur ungern lebte ich mit dem Gedanken, er wurde Zeuge unserer Liebeleien, wenn ich mir ins Gedächtnis rief, welchen Effekt es ausübte, Reaper beim Sex zu belauschen. Andernfalls hatte ich mich unbeschwert in der Öffentlichkeit bewegt, Elijahs Nachricht lag zwei Wochen zurück, was nicht bedeutete, dass ich mich in Sicherheit wog, denn das würde ich nie tun, wenn es meinen Ehemann betraf, aber ich konnte den Alltag sorgloser bestreiten.

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt