Kapitel 3

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Bist du bereit etwas mehr über unsere Protagonistin rauszufinden? Sei gespannt! 

Trotz der Strapazen war ich früh auf den Beinen.

Die Sonne küsste kaum den Horizont, aber all die Stunden an Schlaf hatten sämtliche Energiereserven aufgefüllt. Die physische Anstrengung der Flucht und die Folgen der Unterkühlung hatten meinen Körper gezwungen, sich ungeteilt seiner Genesung zu widmen. Dem Kopf blieb somit keine Gelegenheit, mich mit Alpträumen und wahnhaftigen Rückblicken zu Geiseln, die jede Nacht meine Begleiter waren.

Sobald das Sonnenlicht den Tag einläutete, verließ ich das Bett. Im gesamten Haus war es gespenstisch still: Keine Musik oder Menschen, nur meine Schritte, die für ein unkontrolliertes Knacken der Holzdielen sorgten. Im Badezimmer machte ich mich mit Hilfe der Zahnbürste und einer Haarbürste, die sich unter den Hygieneartikeln von Mandy fanden, frisch. Die Kleidung tauschte ich hingegen nicht. In der kleinen rustikalen Kommode meines Zimmers hatte ich weitere Sachen gefunden, allerdings warf das eher die Frage auf, ob dieser Schlafraum nicht in Wahrheit jemandem gehörte, der augenblicklich nicht zuhause war. Außer dem Bett mit den hellbraunen Überzügen, einer Lampe auf dem danebenstehenden Beistelltisch und einem großen Spiegel war der Raum nicht weiter möbliert. Sollte hier jemand wohnen, schien er kein begeisterter Innenarchitekt zu sein, der seine eigene Note meisterte, auszudrücken.

»Adina?« Ein Klopfen. »Bist du wach?«

Ich öffnete der einzigen Person, der ich an diesem Ort annähernd traute, die Tür. Mandy begrüßte mich – wieder mit einem Aufgebot an Leckereien in ihren Händen.

»Guten Morgen«, brachte ich heraus und lächelte mutig.

»Du siehst schon weitaus erholter aus. Hast du gut geschlafen?«

Schweigend bejahte ich ihre Frage.

Sie kam herein, das Tablett setzte sie ab und stellte dabei erfreut fest, dass die Schüsseln von gestern leer waren. Zum Frühstück servierte sie mir an diesem gebratene Baconstreifen, Pancakes und Früchte. Entgegen meinen eigenen, sehr gut ausgeprägten Kochkünsten war es lange her, seit ich so üppige Mahlzeiten vorgesetzt bekam.

Ich wäre eine Närrin es zu verschmähen. »Danke.«

»Dein Dank sollte nicht mir gelten.« In ihren Augen lag ein belehrender Ausdruck, ähnlich der einer Lehrerin, die ihre Schüler zum selbstständigen Denken anregte. »Er war derjenige, der dich vor dem Tod bewahrt hat.«

»Ich weiß.«, gestand ich uns beiden. Den Dank würde Reaper erhalten, sobald die Zeit für mein Gespräch mit ihm gekommen war.

Mit dem Teller Pancakes, die ich zuvor klein geschnitten hatte, saß ich auf der Bettkante. Während des Essens entfernte Mandy die Kompresse an meinem Kopf. »Der Doc wollte sich das gestern nochmal ansehen. Vor ihm solltest du wirklich keine Bedenken haben.« Sie sprach die verschlossene Tür an.

Entgegen meiner Befürchtung bohrte sie aber nicht weiter nach dem Grund. »Scheint gut zu verheilen.«, murmelte sie.

Dessen überzeugte ich mich selbst mit einem flüchtigen Blick in den Spiegel. Die Haut um den tiefroten Riss war leicht geschwollen und violett verfärbt, die Wunde an sich längst von einer Kruste überzogen.

»Wann will er mich sprechen?«

Lieber brachte ich es schnell hinter mich, anstatt Stunden darauf zu bangen. Mandy hingegen schüttelte den Kopf. »Erstmal isst du in Ruhe und dann bring ich dich runter. Ihr habt noch genug Zeit euch zu unterhalten, denn du scheinst nicht so als hättest du Pläne von hier weg zu kommen.«

Ich hatte weder Pläne noch Vorstellungen. Diesen Ort zu verlassen war durchaus mein Ansinnen, aber ein Ziel, dessen Zeitpunkt und Ausmaß ich jetzt nicht einzuschätzen imstande war.

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt