Kapitel 13

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»Nein.«

Meine Stimme klang gefasster, als ich es erwartet hatte. Seine Frage kam immerhin mehr denn überraschend für mich. Nervosität machte sich in mir breit.

Reaper setzte sich zu mir, mein Blick lag starr auf den flackernden Flammen vor uns. Er hatte ihn zu Beginn stets erzürnt, wenn ich ihn im Gespräch nie hatte ansehen können. Diese Hürde war überwunden, jedoch erschien mir diese Situation gerade sehr suspekt. Für gewöhnlich mied er mich.

»Wie geht's dir?«

Verblüfft hob ich die Augenbrauen. Das er sich nach meinem Befinden erkundigte, hatte ich genauso wenig erwartet, wie sein Auftauchen.

»Gut und selbst?«

Ein raues Schmunzeln drang an meine Ohren und als ich zu ihm rüber sah, bemerkte ich, wie er belustigt an seinem Bier nippte.

»Was ist so witzig?« Gereizt war ich dem Präs gegenüber nur in einem Moment gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass er mir wieder tagelang aus dem Weg ging, Ashley hingegen hatte ihre Bewunderung für jene Situation geäußert.

Der Grund, warum ich mich traute ihm klar zu zeigen, wie sehr mich sein Katz-und-Maus-Spiel stresste.

Reaper schüttelte den Kopf. »Nichts. Dieser Smalltalk klingt nur lächerlich.«

»Du hast damit angefangen.«

»Sicher. Das habe ich wohl nicht richtig durchdacht.«

Das knappe Gespräch erstarb, niemand von uns schien zu wissen, was wir sagen oder über was wir uns unterhalten sollten. Wir waren schlichtweg zu verschieden.

Die Stille zwischen ihm und mir gab mir die Gelegenheit, wieder das lockere Treiben um das Bonfire zu beobachten. Von der eben spürbaren Aufregung wegen Reapers Rückkehr war nichts mehr zu sehen. Reges Geplauder drang von Gruppe zu Gruppe, eine kleine Reihe Männer schien ein Trinkspiel aufzubauen, während quietschendes Kinderlachen meine Ohren erfüllte, da sich einige Jungen und Mädchen am Rande zu haschen versuchten. Erstmalig erlebte ich, wie Kinder hier aufwuchsen, nachdem mich diese Vorstellung anfangs verschreckte. Das gesellige Getümmel badete im gemütlichen Flimmern des Feuers.

»Du lächelst.«

Ich nickte, ohne den Blick von der Menge zu lösen. »Ich muss gestehen, dass ich diese... Ansammlung hier irgendwie schön finde.«

Das Lächeln auf meinem nicht mehr allzu blassen Gesicht blieb, als ich wieder zu ihm sah. Er erwiderte den Blick. Es war das erste Mal, dass er mich so entspannt und beinah sanft betrachtete.

»Sowas kennst du nicht, oder?«, fragte er.

»Nicht in der Art und Weise. Bei uns gab es auch Feste, aber das waren entweder Spendenveranstaltungen oder wohltätige Bibelzusammenkünfte.«

»Klingt spießig.«

Ein Schmunzeln umspielte meine Mundwinkel.

Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich meine Heimat verteidigt, aber ich realisierte, dass das Leben dort - im Gegensatz hierzu - wirklich trostlos und langweilig war. Geahnt hatte ich das früher schon, nur wurde es mir jetzt erst bewusst. An Vergnügen wurde im Kreise der Mormonen seltener gedacht, wobei die Meisten das leugnen und Gegenteiliges behaupten würden. Dass Wohlfahrten durchaus Spaß machten und man tiefste Freude empfand, wenn man anderen half. Der gemeinnützige Aspekt hatte mich wahrhaft immer erfüllt, aber nie hatte ich etwas getan, dass meiner eigenen Unterhaltung diente.

Jetzt lernte ich, dass nicht jedes Fest einen wohltätigen Beigeschmack hatte, dass es in Ordnung war, nur zu feiern, weil einem der Sinn danach stand. Es dabei keine Rolle spielte, was man trug, wie viel Geld man ausgab und was für Essen serviert wurde. Diese ungezwungene Atmosphäre machte mich glücklich.

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt