Elijah

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Süden. Wieso fuhr sie nicht nach Norden?

Ich war ungeduldig. An der Grenze zur Rastlosigkeit. Fast 4 Monate, 16 Wochen. 116 Tage. Jede Stunde zählte ich, seit sie mir entflohen war. Seit dem Moment, in dem sie glaubte, sie könnte mir entwischen. Ich war unvorsichtig und hatte einen Augenblick nicht aufgepasst.

Einen Fehler beging ich nicht zweimal.

Fixiert auf den blauen Punkt fuhr ich weiter. Er bewegte sich, ich mich ebenso. Seine Farbe erinnerte an ihre Augen, doch nie käme er dem wasserblau nah, dass mich jeden Tag ansah – durscheinend, leer. Voller Abscheu und Angst.

Oh, Liebling. Wenn du mich nicht lieben kannst, dann fürchte mich. Hasse mich.

Hass ist primitiv, roh. Er ist nicht nur ein Teil der Liebe, sondern ihre Fortführung. Die stärkste emotionalen Bindung. Ihr Beweis für die Tiefe ihrer Gefühle, weil sie mich nie wieder loslassen kann.

Bald war sie bei mir. Wir wären vereint.

Der Gedanke an ihr helles Haar, Golden wie Getreide, schimmernd wie Perlmutt ließ meine Füße zucken.

Ruhig, Elijah.

Ihre Haut – weich und blass, gezeichnet von mir und unantastbar für jeden Mann. Sie sieht betörend aus, wenn sie rot ist, glühend von meinen Schlägen. Die Erinnerung an die Mischung ihres weißen Körpers mit dem satten Rot von Blut erregt mich.

Er hat sie dir weggenommen.

Ich werde sie erinnern müssen, dass nur ich sie lieben kann. Nur ich kenne ihre dunkelsten, hässlichsten Seiten. Das aufgequollene, verheulte Gesicht, ihren zerbrechlichen, schamlosen Leib, die verlorene Seele. Niemandem sonst gefällt sie. Das hat sie wohl vergessen.

Ihr Punkt hielt nicht an, ich folgte ihm.

Sie wird sich freuen, mich zu sehen. Ihre Knie werden nachgeben, ihre Stimme versagen. Die Angst erwacht in ihren hübschen, leblosen Augen.

Meine Lippen kräuselten sich.

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt