Kapitel 35

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Warme, nach Sommersonne und Wüstengras duftende Morgenluft tanzte auf meiner Haut. Durch die offenen Fenster behinderte nichts den Blick auf einen wolkenlosen Himmel, das Rauschen der Kühlung an der Außenwand der Küche drang ebenfalls ins Zimmer. Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, während ich mich daran erinnerte, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Ich drehte mich auf die Seite und schaute zu Reaper hinüber, der friedlich neben mir schlief. Mein Blick glitt über sein Gesicht. Die Schatten des Schlafs hatten seine Züge entspannt, seine Lippen waren noch immer von den zärtlichen Küssen gezeichnet, die wir bis vor wenigen Stunden geteilt hatten. Ein Schauer der Erregung durchzog meinen Körper. Auch die Wangen glühten bei den Erinnerungen, die in meinem Gedächtnis aufflammten. Wir beide eng miteinander verschlungen, sein dicker Schwanz tief in meinem Schoß versenkt und seine heißen Lippen auf jedem Fleck nackter Haut.

Ich hätte ihn ewig beobachten können, entschied mich jedoch, aufzustehen. Er wirkte, als brauche er die zusätzlichen Minuten, die ich grundsätzlich vor ihm wach war.

Auf dem Weg ins Badezimmer blieb mein Blick an dem glänzenden, ausgegerbten Leder seiner Clubjacke hängen, der riesige Patch aus Schwarz, Weiß und Feuertönen zog mich magisch an. Was ich tat, war ebenso verboten wie Straftaten des Staates New Mexico, denn ich hing mir den dicken Stoff über die Schultern, sodass ich die Hände in die Ärmel schob.

Seine Lederjacke war schwer und für mich viel zu groß. Doch sie roch nach ihm. Nadelbäume, Nebel und die Würze von Erde und Rauch. 

Nun war es unmöglich, die Bilder der letzten Nacht zu unterdrücken. Wie wir nach dem Sex nebeneinanderlagen, nach Atem ringend. Vorsichtig streckte ich die Hand aus, streichelte die rauen Wangen. Ich beobachtete, wie sich ein lässiges Lächeln auf seinem Gesicht bildete, die Augen öffneten sich, und er sah mich an, der Blick voller Vertrautheit. »Wie fühlst du dich?«

Mein Körper strahlte eine Wärme aus, die tief in mir ihren Ursprung hatte, Glieder waren matt und träge, aber er erkundigte sich nach der physischen Verfassung. »Befriedigt«, antwortete ich, »und auch schuldbewusst.«

»Für was gibst du dir die Schuld?«

Tief atmete ich durch, meine Finger malten die Schriftzüge auf seiner Brust nach. »Weil ich Sex immer als die größte Schandtat der Welt angesehen habe. Ich war geprägt, aber selbst als ich bemerkte, dass es anders sein konnte, weigerte ich mich es zu glauben.«

Hätte ich früher versucht, meine Einstellung zu ändern, mich darauf eingelassen, was Reaper mir anbot zu zeigen, hätte ich bereits mehr von diesen Momenten gesammelt.

»Die Lüge wird zur Wahrheit für den, der kein Wissen hat.«, flüsterte er. 

Wissen erlangte man mit Erfahrung und aktivem Lernen, bei dem man die aufgeschnappten Informationen verinnerlichte. Durch bloßes Zuhören, wusste ich nichts.

Er hob mein Kinn an und küsste mich. »Du hast dich verändert.«

»Und wie bin ich?«

Zärtliche Küsse auf meinen Fingern, ein sengender Blick aus arktischen Augen. »Kühner. Tougher«, das warme Licht der Lampe umspielte sein Gesicht, »Frecher.«

Es fiel mir schwer, Komplimente anzunehmen, aber diese Beschreibungen meines neuen Charakters, einer neugeborenen Adina, sickerten mir tief ins Blut. Ich war nicht mehr das verängstigte Mädchen, dass sich nicht traute, ihm in die Augen zu sehen oder die sich darum sorgte falsche Worte zu wählen.

»Die freche Adina gefällt mir.«, lächelte ich.

Er zog mich zurück in seine Arme, eng an seinen kräftigen Herzschlag gedrückt, an dem ich die ganze Nacht ruhen würde. »Mir auch.« Mit den federleichten Berührungen am Rücken, meine Lider wurden dadurch schwer wie Blei, wiegte er mich langsam in den Schlaf. Doch Reaper dachte noch nicht ans Schlafen: »Bist du glücklich?«

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt