Kapitel 30

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I'm back - und ich habe jemanden mitgebracht!

Stunden mussten vergangen sein, bis sich meine Lider flattrig öffneten, grelles Licht blendete mich. Der Grund für mein Erwachen war das gequälte Stöhnen, kraftlos, als kämpften sich die Töne angestrengt hervor. Dazu unkontrolliertes Krampfen und ein Grollen. Reaper war wach.

Das Schmerzmittel verlor langsam an Wirkung, weshalb er zu spüren bekam, was ihn die Nacht zuvor des Bewusstseins beraubt hatte.

»Hey, ich bin hier«, brummte ich.

Durch die Tür kam Pyros herein, wie gerufen, und war sofort an Reapers Seite. »Reap? Wie fühlst du dich?« Er sprach langsam und deutlich mit ihm, aus der Brusttasche seines senfgelb-orange karierten Hemdes zog er einen Stift, an dessen Ende eine Lampe befestigt war, mit der die Pupillenfunktion des Präs kontrollierte.

Dieser knurrte mürrisch. »Lass den Scheiß.«

Ich erkannte seine Stimme kaum wieder. Sie war tiefer wie gewohnt, rau wie Sandpapier. Gleichzeitig schwach.

Reaper missfiel die Situation, seinen verzerrten Gesichtszügen waren die stärker werdenden Schmerzen anzusehen, und trotzdem versuchte er sich aufsetzen. Sofort schossen mehrere Hände nach vorn, um ihn niederzudrücken, Carlos hatte Reapers Erwachen mitbekommen und war aus dem Büro geeilt, die restlichen Fahrer waren zurück und Kyle und Vike saßen in der Bar.

»Bist du wahnsinnig?«, fuhr ich ihn fauchend an.

In diesem Moment bemerkte er mich zum ersten Mal. Er sah mich an, erst beabsichtigte ich, all die Emotionen zu verbergen, aber die Angst war weiterhin zu präsent. Dafür flimmerten die Gletscherseen in seinen Augen trüb vor Schwindel. »Bring Sie weg, Carlos.«, forderte er. Ein Zittern erfasste seinen Körper.

Instinktiv schüttelte ich den Kopf. »Ich geh nirgendwo hin!« Der Vize sah zu mir, dem Befehl seines Präs wollte er nachkommen, doch ich funkelte ihn böse an.

Der Doc überprüfte weiterhin die Vitalfunktionen, maß Temperatur. Er sollte ihm lieber direkt neues Schmerzmittel spritzen.

»Adina«, Carlos stellte sich vor mich, blockierte meine Sicht, doch ich trat störrisch einen Schritt beiseite, um ihm auszuweichen.

Pyros ließ einen letzten prüfenden Blick über Reapers halbnackten, inzwischen schwitzigen Körper wandern. »Schaffen wir ihn nach oben.« Alle anwesenden Männer hoben ihn hoch, meinen Weg versperrte jedoch weiterhin der großgewachsene Venezolaner.

»Gib ihnen einen Moment, das solltest du nicht sehen.«, sprach er.

Jetzt wollte er mich schützen, nachdem ich bereits geholfen hatte, Reaper zusammenzuflicken? »Ich habe Dinge erlebt, die dem wohl sehr nah kommen. Ich verkrafte das schon.«

Einen Moment brauchte es, aber Carlos gab den Widerstand auf und folgte mir nach oben.

Im Schlafzimmer hatten sie Reaper auf dem Bett abgelegt. Nicht zum ersten Mal sah ich ihn verletzt, den Streifschuss an seinem Arm hatte ich eigenhändig versorgt, seinen linken Handrücken zierte eine kreisrunde Narbe. Das Überbleibsel einer Rettungsaktion von vielen. Im Vergleich zu seinem jetzigen Zustand waren dies hingegen nur kleine Unpässlichkeiten. Kyle schob soeben ein Kissen unter seinen Kopf, die dünne Decke bedeckte ihn bis zur Brust.

»Du wirst nichts tun können«, Ty trat auf mich zu, »Er brauchte Ruhe, verdammt viel davon.«

Natürlich tat er das. Sein Körper erlitt Höllenqualen, mit Fieber, Übelkeit und Schüttelfrost kämpfte er darum, wieder zu genesen.

»Ich. Bleibe. Hier.«, zischte ich. Zielsicher schritt ich an ihm vorbei und blieb am Fußende des Betts stehen.

An dem Ständer neben dem Nachttisch befestigte Pyros eine weitere Infusion, sekündlich tropfte das Opium in den Schlauch der Kanüle an Reapers Arm, ehe er sich dem Verband widmete und die blutige Kompresse austauschte. Die Atmung seines Patienten war noch immer unkontrolliert, auf seiner Stirn ein feuchter Schimmer. 

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt