Kapitel 10

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Ein kurzes, aber umso wichtigeres Kapitel in diesem Buch.

»Lässt du mich bitte rein.«

Ich hatte Ashleys minutenlanges Klopfen, gepaart mir ihrem Ersuchen sie endlich ins Zimmer zu lassen, bisher ignoriert, aber allmählich bekam ich den Eindruck, dass sie ein zu großer Sturkopf war, um bald aufzugeben. Außerdem wollte ich keine weitere Aufmerksamkeit erregen. Andere Schlafgäste und Bewohner gab es außer mir und Reaper weiterhin nicht, aber man hörte das Getrommel mit Sicherheit bis in die Bar. Noch mehr Ablehnung brauchte ich hier im Club nicht.

Ich entriegelte das Schloss.

»Eine Minute länger und ich hätte mir bei Mandy den Generalschlüssel geholt.«, seufzte die Blondine.

»Es gibt einen Generalschlüssel?«

Ash schob sich in mein Zimmer und schloss die Tür leise hinter sich. »Das war ein Witz. Aber vielleicht hätte ich Ty oder Carlos gebeten, die Tür für mich einzutreten.« Ein sicheres Schmunzeln.

Der Schlüssel und die Tür rückten schnell wieder in den Hintergrund, ich wusste, was jetzt kommen würde, kaum das Ash mich eindringlich ansah. Eine Belehrung.

»Das eben tut mir leid.«

Überrascht blinzelte ich. Doch keine Zurechtweisung, dass ich einfach zu zugeknöpft war und nicht hierher passte?

»Ich hätte dich unterstützen sollen. Die Männer sind manchmal richtige Arschlöcher.«

»Du bist nicht die, auf die ich böse bin.«, erklärte ich ihr nüchtern.

Mit einem theatralischen Seufzer ließ sich Ashley rücklings auf das Bett fallen. Sie schien sich ganz wie zuhause zu fühlen, den Blick starr an die Decke geheftet, aber ihre Beine baumelten entspannt in der zerrissenen schwarzen Jeans über der Kante. »Mag sein, aber als Freundin gehört es sich, zu dir zu stehen. Ich hätte dir schon früher sagen sollen, dass Beau und Reap nicht die dicksten Freunde sind.«

Dessen war ich mir inzwischen bewusst. Und auch wenn ich Ashley nicht für die Treue gegenüber ihren Leuten verurteilte, so rechnete ich ihr die Entschuldigung hoch an. Sie nannte mich ihre Freundin.

»Ich habe dich wirklich dafür bewundert, wie du aufgestanden bist und Reap deine Meinung gegeigt hast. Das wird er so schnell nicht vergessen.«, sprach sie weiter.

»Das hätte ich nicht tun sollen. Ich glaube, er hasst mich.«

»Wie kommst du denn auf so einen Mist?« Ashley setzte sich auf. In ihrem sanften Gesicht zeigte sich ehrliche Verwunderung, als hätte ich ihr erklärt, dass ich Kaffee für genauso schädlich hielt wie Alkohol.

Meine Stirn runzelte sich ebenfalls. »Weil es offensichtlich ist. Er sieht mich immer finster an, wenn er mich denn überhaupt beachtet. Und dann will er nicht, dass ich mit irgendjemandem hier groß in Kontakt komme. Ein Wunder, dass du oder Carlos kein Problem darstellen.«, erklärte ich der Blondine.

»Das sind Momentaufnahmen, Adina. Das deutest du sicher falsch.«

Diese Überlegung hatte meine Gedanken auch immer wieder gekreuzt. Es gab wenige Augenblicke, in denen sich Reaper mir gegenüber nicht abweisend oder distanziert verhalten hatte. Angefangen mit seinem Angebot, mich hierher zu bringen und hier leben zu lassen. In dunklen Momenten war er da, um mich wieder ins Licht zu zerren. Teilweise glaubte ich sogar, ihm läge daran, mich aufzubauen. Umso erschütternder war es daher, wenn mir im nächsten Augenblicken durch sein Verhalten zeigte, ich sei ein Klotz an seinem Bein. Reaper war widersprüchlicher als mein Ehemann.

»Nein. Er hasst mich.«

Ich schloss die Distanz zwischen uns, auf dem Bett war genug Platz für zwei und das hier entwickelte sich zu einem Gespräch auf Augenhöhe. Auf einem Niveau der Vertrautheit, die mich anzog. Meine Schultern hoben sich mit einem Seufzer. »Für alle bin ich eine Außenseiterin.«

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt