Kapitel 5

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Aufgepasst: es wird etwas actionreicher. TW: Gewalt, Missbrauch, Klaustrophobie

Er lachte.

Das Bündel sauste auf meine Brust nieder. Ein Reißen – qualvoll, schlüpfrig- aus einem Alptraum. »Wie sittsam du doch bist, aber für mich spielst du die kleine Hure.«

Ein flehendes Bitten. Inzwischen rann das heiße Blut meinen Bauch hinab, aber er hörte nicht auf. Ein weiterer Schlag.

»Soll ich dich mit anderen teilen? Sie deinen Körper benutzen lassen, bis sie satt und träge sind?«

Zornig sah er auf sein Werk. Die Dornenzweige meines Rosenbusches waren ebenso scharlachrot wie die Blüten selbst. Es würde mir eine Lehre sein den Strauch nicht mehr zu beschneiden.

»Niemand wird ein billiges Stück wie dich je anfassen. Ich bin der Einzige, der dich liebt.«

Weitere Schnitte auf meinen Brüsten.

»Nur ich.«


Die Nacht zuvor hatte ich meine Kräfte vollständig auftanken müssen, die gestrige körperliche Arbeit forderte zwar auch ihren Tribut, aber nicht im ausreichenden Maße, um einen friedvollen Schlaf zu garantieren. Zu viele Eindrücke waren auf mich eingestürzt, mein weiterhin gläubiger Geist, mochte ich seine Grundfeste noch so sehr erschüttert haben, hielt mir vor, was ich gestern alles verbrochen hatte. Die Frevel und Sünden türmten sich.

Mit dem Aufgehen der Sonne, die die Tupfen von Wolken am behangenen Himmel in ein göttliches Schauspiel aus Burgunder und Koralle färbte, begann mein Tag.

Ich verinnerlichte das Meisterwerk am Horizont, um die Dämonen zu verbannen, ehe ich das Bett verließ. Adina Keenan war niemand, der lange schlief. Der Grund dafür, wie für so viele meiner Verhaltensmuster und Wesenszüge, war Elijah. Unser Ehebett verabscheute ich inbrünstig und jede Minute darin bereitete mir seelische Qualen. Meist legte ich mich erst schlafen, wenn er schon lange ruhte, und stand auf, bevor er es tat. Meine Morgenroutine in St. John's bestand aus Spaziergängen, Einkaufen oder Joggen. Aktivitäten, die mich vom Haus fernhielten. Und alte Gewohnheiten ließen sich nicht leicht ablegen.

Die Temperaturen kratzten nur tagsüber an der Zehn-Grad-Marke und eine zweite Unterkühlung riskierte ich nicht, weshalb es in meinem obligatorischen Kleiderschrank etwas Passendes zu finden galt. Ich fand eine weitere Jogginghose und ein schlichtes graues Shirt, außerdem einen weinroten Pullover. Mit dem Spitzenslip gab ich mich widerwillig zufrieden.

Gestern erhielt ich von Mandy eine Führung durch das Clubhaus, aber eine Erkundung des Geländes stand noch offen. Meine Gespräche mit Reaper hatten verdeutlicht, dass es mir erlaubt war, mich im Chapter frei zubewegen. Und um diese Uhrzeit hatte ich am vorherigen Tag niemanden angetroffen, Sicherheit genug, um mich allein auf den Rundgang zu begeben. Eine notwendige Tour, so unsicher ich mir auch war, denn wenn ich wünschte, neu anzufangen, irgendwo und irgendwann, musste ich alles aus meinem alten Leben zurücklassen. Zweifel inbegriffen.

Wie vermutet, umfasste das Gelände des Chapters weitaus mehr Land, als es die Sicht von der Straße erahnen ließ. Vor dem Clubhaus erstreckte sich ein großer, aus Asphalt und Splitt befestigter Parkplatz, bevölkert von einigen Bikes und mit Platz für weitere Besucher. Laut meiner neuen Chefin verirrten sich auswärtige Gäste unterhalb der Woche weniger hierher, aber wochenends platzte das Haus teilweise aus den Nähten. Ein wichtiger Grund, der Mandy dazu bewogen hatte mich unter ihre Fittiche zu nehmen, um ihr Team zu entlasten. Mit mir waren wir zu fünft: unsere Chefin, Tiara und zwei weitere Frauen, die ich bisher nicht getroffen hatte. Sie alle bewohnten das Chapter, ihr Zuhause waren demzufolge die kleineren Hütten oder Wohnwagen im Trailerpark. Sämtliche Behausungen wiesen unterschiedliche Größen auf, winzig und geeignet für eine Person bis hin zu ausladenderen Heimen, um vier vielleicht fünf zu beherbergen. Doch keines davon kam an das Ausmaß eines herkömmlichen Einfamilienhauses wie denen in St. Johns heran.

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