Kapitel 64

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Zurück bei Eric scheint meine volle Wut über Peter wieder da zu sein. Und Eric muss nun darunter leiden. Als ich in seine Wohnung komme, telefoniert er gerade. Das nehme ich gleich als Anlass auf ihn loszugehen. 

" Na, wieder Jeanine? ", frage ich ihn. Er dreht sich zu mir und sieht mich verwundert an. Echte Überraschung steht in seinem Gesicht. Kein Wunder, diesmal hat er mir schließlich absolut nichts getan.

Er sagt demjenigen, der an anderen Leitung ist, das er auflegen muss. Ich beginne, wie aus Frust, den Kühlschrank nach etwas Essbarem abzusuchen. Ich will etwas kochen, aber er hat nichts.

" Hast du gar nichts hier? ", will ich von ihm wissen. Mein Ton wird immer bissiger, das merke ich selbst.

" Es gibt eine Kantine, da kannst du dir jederzeit was holen. ", gibt er zurück. 

" Die haben nur Müll da unten. ", sage ich. Ich schlage die Tür des Kühlschrankes zu. Eric verschränkt die Arme vor der Brust und zieht wieder eine Augenbraue hoch.

" Was ist passiert? ", fragt er genervt. 

" Gar nichts! ", sage ich. Ich will ihm nicht sagen, was Peter gesagt hat. Dann geht er noch los und nimmt ihn sich vor. Davon habe ich dann auch nichts. Das würde nur Peters Theorie bestärken.

" Ja, deswegen machst du mich auch so an. Ich reiß mir den Arsch auf, um es allen - vorallem dir - Recht zu machen und dann kommst du hier rein, wie ne Furie. Aber es ist ja gar nichts passiert. ", gibt er zurück.

Ich sehe Eric an und atme tief ein. Er hat Recht. 

" Sorry. ", sage ich. Ich gehe zu ihm und ziehe ihn in einen Kuss. Doch er drückt mich unsanft weg. 

" Raus mit der Sprache. Ich sag dir alles. Also erwarte ich das Selbe. ", meint er. Ich lasse ihn los und gehe zur Couch. Er läuft mir nach.

Ich will es nicht sagen, aber er hat schon wieder Recht.

" Ich war in der Grube und bin Peter begegnet. ", sage ich ihm. Er rollt mehr als überdeutlich mit den Augen.

" Hast du dich wieder von ihm provozieren lassen? ", vermutet er. Er tut ja geradezu so, als wäre Peter nur eine kleine lästige Fliege.

" Sagt der Mann der Shane so verprügelt hat, das der ne Woche nichts sehen konnte. ", gebe ich zurück.

" Dann hau ihm eine rein und alles ist geregelt. ", sagt er. Ich lache sarkastisch. Als würde das was nützen. Ich hatte schon gegen ihn gekämpft und er hat sich nicht einschüchtern lassen.

" Peter will ganz nach oben, das merkt man jetzt schon. Und deine - ", er deutet auf mich und macht eine Geste von oben nach unten, " - Erscheinung macht ihn stutzig. Er fragt sich einfach wieso du eine Ausbilderin bist. "

" Fängst du jetzt auch damit an? ", frage ich. Ich deute wie er eben, auf mich.

" Du siehst nun mal nicht aus, als könntest du ihm ernsthaft wehtun. Aber ich weiß das es anders ist. Dein erster Kampf gegen Tom, als du ihn in den Schwitzkasten genommen hast oder dein Kampf gegen Danielle, haben mir das schnell gezeigt. Denkst du, du wärst so weit gekommen, wenn du nichts drauf hättest? ", will er wissen.

Ich seufze. Diese Kämpfe scheinen Jahre her zu sein. Und darum geht es auch gar nicht. Es geht nicht darum, wie stark ich bin oder nicht. Es geht darum, das Peter denkt ich verstecke mich hinter Eric.

" Das ist es doch auch gar nicht. Ich könnte gegen ihn kämpfen...Aber das hat keinen Sinn. Er denkt halt - ", ich breche ab. Nein, ich werde es nicht sagen.

" Er denkt was? ", hakt Eric nun nach. Ich winke wieder ab und er atmet geräuschvoll aus.

" Was hat er gesagt? ", fragt er nach, als ahne er etwas. Ich zucke mit den Schultern und tue so, als wäre die Kante seines Couchtisches extrem interessant.

" Wenn ich es sage, gehst du zu ihm und dann bestätigt sich nur, was Peter über mich denkt. ", sage ich ihm. Ich hoffe, damit hat er seine Antwort.

" Was genau hat er gesagt? ", scheine ich Eric nun viel neugieriger gemacht zu haben, als ich es wollte. Jetzt rolle ich mit den Augen.

" Ich verspreche, das ich ihn nicht verprügel. ", sagt Eric. Wie zum Schwur hebt er die Hand. " Ich bleibe ganz ruhig und lasse dich alles klären. "

Eric setzt sich und beugt seinen Oberkörper in meine Richtung. Ich hadere noch kurz mit mir, dann sage ich es.

" Er hat gesagt, dass ich mich unantastbar fühle, weil ich... ", ich breche ab. Eric sieht mich wartend an.

" Weil du was? ", hakt er nach. Langsam wird er ungeduldig. Ich hole wieder Luft.

" Weil ich ... dein Schlampe bin. ", sage ich nun. 

Stille.

Erst regt sich gar nichts in Erics Gesicht. Wahrscheinlich muss er diese Information erst einmal verarbeiten. 

" Du - was? ", fragt er. Sein Gesicht wechselt von Unglauben zu Wut. Einer Wut, wie ich sie selten bei ihm sehe. Sein Gesichtausdruck erinnert mich böse an den Moment, indem Shane ihn ein Arschloch nannte.

Er springt auf. Genau das habe ich kommen sehen. Ich falle halb über den Couchtisch, als ich versuche ihn am Arm festzuhalten. Natürlich schaffe ich es nicht annähernd, ihn zu fassen zu bekommen. 

Er ist schneller an der Tür, als ich laufen kann. Ich renne ihm nach.

" Eric du hast es versprochen! ", rufe ich. Er dreht sich um und bleibt eine Sekunde stehen. 

" Denkst du, das lass ich auf mir sitzen? ! ", meint er. Ich rolle mit den Augen. Toll, das hat ja super geklappt.

Ich renne ihm nach. Ich schaffe es Schritt zu halten, aber ihn aufhalten kann ich nicht. 

Meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich, als er zum Schlafsaal der Initianten läuft.

" Eric, nein! ", rufe ich nun. Aber er hört mich gar nicht mehr. Er reißt die Tür auf und geht hinein. Ich folge ihm sofort. Ich sehe Peter, der mit Molly an den Spinten steht. Alle Anderen sehen uns verwirrt an. 

Eric geht sofort auf Peter los. Molly sieht uns als Erste. Peter nicht. Er steht mit dem Rücken zu uns gewandt. Molly stubst ihn an. Peter dreht sich um. Ihm entfallen sämtliche Gesichtszüge, als er Erics vor Wut verzerrtes Gesicht sieht. 

Peter will was sagen, da trifft auch schon Erics Faust auf sein Gesicht. Er stolpert nach hinten und wird von Molly aufgefangen. Eric ist es egal, das sie im Weg ist.

" Wie hast du sie genannt? ", will Eric wissen. Er zieht Peter an den Haaren hoch und deutet kurz auf mich.

" ERIC!", rufe ich so laut ich kann. " HÖR AUF!"

Aber Eric denkt gar nicht dran. Peter blutet aus der Nase. Eric tritt ihm in den Magen. Peters Augen weiten sich vor Schreck. Molly kriecht von Peter und Eric weg und bringt sich in Sicherheit. 

Eric hat ihn immer noch an den Haaren gepackt. Er zwingt Peter ihm ins Gesicht zu sehen.

" Widerhol das nochmal vor mir! ", sagt Eric bedrohlich. Peter kann keinen Ton sagen. Er hat offensichtlich nicht damit gerechnet das Eric herausfindet, was er in der Grube zu mir gesagt hat.

Ich gehe vor und versuche jetzt Eric von Peter wegzuziehen, so gut ich es kann. Eric dreht sich zu mir.

" Misch dich da jetzt nicht ein! ", blafft er mich an. Ich erschrecke mich so sehr, dass ich ihn loslasse und einen Schritt weggehe.

" Ich hab dir ne ganze Menge durchgehen lassen, aber jetzt reichts! ", wendet Eric sich wieder an Peter. Er wirft ihn an den Haaren vor sich. Peter landet auf allen vieren. 

Eric tritt ihm genau zwischen die Beine. Peter jault auf. Die Initianten um uns herum sehen geschockt auf die Szenerie.

Eric packt ihn wieder an den Haaren und zieht ihn nach oben.

" Hast du was zu sagen? ", will Eric wissen. Ich fange mich wieder und gehe zwischen die Beiden.

" Eric, damit hilfst du niemandem! Lass ihn los! ", sage ich hart. Auf Erics Gesicht zeigt sich Überraschung. Ich bin selbst überrascht über den Klang meiner Stimme.

Eric lässt ihn noch nicht los. Er beugt sich zu ihm und zerrt noch einmal besonders brutal an seinen Haaren.

" Du hast ihr zu verdanken, dass ihr dich nicht aus der Fraktion trete! ", sagt Eric wütend. Er deutet auf mich, dann wirft er Peter mit Schwung auf den Boden. 

Ich atme erleichtert aus. Das war haarscharf. Eric dreht sich um. Alle sehen ihn erschrocken an -  nur einer nicht. Es ist Edward. Er scheint sogar ein bisschen zu lächeln. 

Eric geht. Die Initianten machen uns Platz, als wir vorbeigehen. Keiner hier will sich mit Eric anlehnen.

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Ich liege im Bett, als es Sturm an unserer Tür klopft. Ich denke erst, ich träume noch. Dann geht das Licht an. Eric steht auf. Ich setze mich verwundert auf. Es ist mitten in der Nacht. Wer klopft denn da?

Ich stehe auch auf und folge Eric, der gerade die Tür aufmacht. Four steht vor der Tür. Er hat selber nur eine Boxershort an. Gerade zieht er sich ein Shirt über.

" Es gab einen Vorfall bei den Fraktionswechslern. ", sagt Four. Einen Moment denke ich, er meint Erics Attacke auf Peter. Das ist jetzt Stunden her und wieso kümmert es Four?

" Was für einen Vorfall? ", fragt Eric. Er klingt nicht, als mache er sich Sorgen, dass es Ärger geben könnte.

" Es geht um Edward. Jemand hat ihm ein Auge ausgestochen. ", sagt Four. Mir bleibt fast das Herz stehen. Ein Auge ausgestochen?

" Er ist schon auf der Krankenstation. Wir sollten erst mit ihm reden, bevor wir uns die Initiaten vornehmen. ", meint Four. Eric nickt. Er dreht sich um und zieht sich an. Eric ist nicht so hektisch, wie Four.

" Wozu die Anderen fragen? Wir wissen doch ziemlich sicher, wer das war. ", sage ich. Eric weiß es auch. Ich sehe es an seinem Gesichtsausdruck. Er zieht seine Hose an und wirft dabei einen Blick auf mich.

" Peter ist Zweiter. Und Eric hat selbst gesagt, Peter will ganz nach oben. Mich hat schon gewundert, wieso er bei der Rangverkündung so ruhig geblieben ist. ", sage ich zu Four. Four nickt langsam.

" Wir wissen es nicht genau. ", gibt er nur zurück.

" Ihr schmeißt ihn doch raus, oder? ", drehe ich mich zu Eric. Das geht doch nun entgültig zu weit.

" Wenn Edward sicher sagen kann, dass er es war, ja. ", sagt er. Four nickt. 

" Na dann los. Fragen wir ihn, damit wir den Kerl gleich vor die Tür setzen können. Passen ein paar Ferox auf Peter auf? ", will ich wissen. Four schüttelt den Kopf.

" Nein, bisher nicht. ", antwortet er.

Ich fasse es kaum. Die lassen ihn weiter frei rumlaufen.

" Er wird nicht abhauen. Es ist ihm zu wichtig ein Ferox zu werden. ", sagt Eric. 

" Er scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass wir ihm nichts nachweisen können, wenn er nicht das Weite sucht. ", meine ich. Eric ist fertig.

Er geht vor und wir folgen ihm.

Einige Minuten später sind wir auf der Krankenstation.

Edward ist wach. Er ist ganz weiß im Gesicht. Neben ihm sitzt Myra. Sie ist seine Freundin. Sie weint leise und hält seine Hand.

" Hast du gesehen, wer es war? ", will Eric gleich wissen. Er überspringt sämtliche Höflichkeitsfloskeln, die Four gerade aufsagen wollte.

" Nein, aber ich weiß, wer das war. ", sagt Edward sofort. Erics Miene verfinstert sich.

" Du hast niemanden gesehen? ", vermutet er. Edward nickt. Er will etwas sagen, aber Eric schneidet ihm das Wort ab.

" Damit kann ich nichts anfangen. Du hättest ihn sehen müssen. Ein Ich glaube oderIch weiß das er es war nützen mir nichts. ", meint Eric. Er will wieder gehen. Four hält ihn auf.

" Das kannst du nicht so hinnehmen. ", sage ich nun wütend, an Eric gewandt.

" Max wirft jemanden wie Peter nicht raus, aufgrund eines Verdachtes. Er brauch Beweise. Wenn er die nicht hat, kann Edward es vergessen. ", gibt Eric kalt zurück. Ich höre wieder, wie Myra schluchzt.

Eric geht ein paar Schritte. Wir folgen ihm.

" Du solltest das unangenehme Gespräch mit ihm führen. ", meint Eric zu Four. Four nickt nachdenklich. Erst weiß ich nicht, was er meint. Dann wird es mir klar.

Edward ist verletzt. Er kann auf einem Auge nichts mehr sehen. So können ihn die Ferox nicht gebrauchen. Er tut mir unendlich leid. Und das nur wegen Peter. 

War das vielleicht die Rache, weil Edward gelacht hat, als Eric Peter zusammengeschlagen hat? Oder ging es hier nur um die Ränge? Wahrscheinlich von Beidem etwas.

Four dreht sich um und geht zu Edward. Ich folge Eric. Das erste Mal fällt mir auf, das ich noch nie ältere Ferox gesehen haben. Leute, die auf die Fünfzig zugehen oder älter. Wo sind diese Ferox? Gibt es einen extra Ort, an dem sie leben?

---

" Und das wars jetzt? ", frage ich Eric, als wir wieder in seiner Wohnung ankommen. Er nickt. " Ihr lasst ihn damit durchkommen? ", vergewissere ich mich.

" Ich kann nichts machen. Max will, dass er bleibt. ", erklärt mir Eric. Klar, das Max das will. Peter ist wohl der geborene Ferox, in seinen Augen.

Eric zieht sich wieder um und legt sich ins Bett, als wäre nichts gewesen. Ich kann kaum an Schlaf denken.

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Die nächste Woche vergeht ruhig. Ich habe kaum feste Termine. Ich schlafe aus, besuche Eric während seinen Pausen zwischen den Simulationen und gehe zu Maddie ins Tattoostudio. 

Ich lasse mich endlich einmal von ihr Tätowieren. Wir überlegen lange gemeinsam, was ich für ein Motiv haben will. Es soll etwas neues sein. Erst will sie mir tatsächlich das Dekolleté tätowieren. Es würde mich wilder aussehen lassen. Den Gedanken kann ich ihr Gott sei Dank schnell austreiben.

Schließlich entscheiden wir uns für meinen rechten Oberschenkel. Das ich eh meistens Shorts trage, passt das ganz gut. Wieder wird es ein Gebilde aus Kreisen und Linien. Zusammen erinnert es ein wenig an ein Mandala.*

Als Maddie fast fertig ist und ich gehen will, entdecke ich ein weiteres Kreis und Linien Tattoo auf ihrem Skizzentisch. Ich reiße mich zusammen und lasse mir das Zweite an die Seite meines linken Oberschenkels machen. **

Es tut höllisch weh, meine Schmerzgrenze ist erreicht, aber ich will es einfach haben.

Nach insgesamt fast vier Stunden, habe ich es geschafft. Maddie ist wirklich gut, das muss ich sagen. Während der Sitzung ist sie sehr ruhig. Sie muss sich noch zu sehr konzentrieren, als das sie Small Talk halten kann.

Ich bezahle sie und lasse ihr ein dickes Trinkgeld da, dann gehe ich zurück ins Hauptquartier. Als ich auf dem Flur zu den Wohnungen ankomme, höre ich schon das viele Leute auf dem Flur sind. Ich will erst zu Erics Wohnung laufen, dann sehe ich ihn dort unter diesen vielen Leuten stehen.

Neben ihm steht Tai. Er hat überlegend die Stirn in Falten gelegt. Eine Ferox mit langen knallroten Haaren macht Fotos von der Tür einer Wohnung. Dann geht sie hinein. Ich gehe auf Eric und Tai zu.

" Was ist hier los? ", frage ich die Beiden. Eric zieht überrascht eine Augenbraue hoch, als er meine neuen Tätowierungen sieht, aber er sagt nichts dazu. Ich schaue in die Wohnung. Ich sehe Max, der in einen leeren Kleiderschrank sieht. Was macht er da?

Wieder frage ich Eric, was los ist. Er dreht sich in meine Richtung. Sein Gesicht ist besorgt. Ich frage mich, was vorgefallen ist.

" Geh schonmal zu mir. Ich erklärs dir gleich. ", sagt Eric ruhig. Er legt mir kurz seine Hand auf die Hüfte. Diesmal ist es keine gezwungene Geste. Es fühlt sich einfach ganz anders an. Viel sanfter. 

Ich nicke, drehe mich um und gehe verwirrt. 

Ungeduldig sitze ich schließlich in seiner Wohnung, als er nach etwa einer halben Stunde hereinkommt. Sofort springe ich auf.

Ich sehe, das Eric etwas in der Hand hält. Es sieht aus wie eine Mappe.

" Was ist das? ", frage ich gleich.

" Lass mich erstmal reinkommen. ", gibt Eric zurück. Er zieht seine schwere Jacke aus und legt sie auf die Couch. Ich warte. Meine Geduld hat langsam ein Ende.

" Wir haben ein kleines Abdriftungsproblem. ", meint Eric nun. Ich verstehe nicht was er meint. Dann setzt er sich neben mich und öffnet die Mappe. Ich sehe ein Blatt Papier mit einem Foto. Darunter steht ein Geburtsdatum und ein Name. Dann noch ein paar mehr Informationen.

" Das - ", er deutet auf die Akte. " - ist der vierte Ferox der sozusagen Fahnenflucht begangen hat. "

Ich sehe Eric an. Fahnenflucht?

" Ein Deserteur? ", frage ich nochmal genauer nach. Eric nickt. Er durchblättert die anderen Akten, dann schließt er sie und wirft sie auf den Tisch.

" Seine Wohnung ist leer. Alles ist weg. Klamotten, Essen. Einfach alles. Er ist abgehauen. ", sagt Eric. Wie lange geht das schon, frage ich mich?

Eric sieht mich überlegend an. Er wird noch ernster, als er es schon ist.

" Und sie haben alle etwas gemeinsam. ", sagt Eric nun. Ich lausche ihm gespannt. " Sie alle wurden von Max verdächtig, unbestimmt zu sein. "

Eric sieht mich ernst an. 

" Meinst du, sie sind deswegen verschwunden? " , frage ich ihn. Er überlegt kurz, dann zuckt er mit den Schultern. " Aber woher sollen sie gewusst haben, dass Max sie im Visier hat? "

Seine Körpersprache verändert sich. Er sieht mich nun durchdringend an. Ich weiß nicht genau, was er mir sagen will. Er räuspert sich.

" Jemand muss sie gewarnt haben... Jemand der davon weiß, das Max versucht Unbestimmte ausfindig zu machen. ", sagt Eric. Ich sehe ihn verwirrt an. Er redet in einem so komischen Ton. Dann verstehe ich, worauf er hinaus will.

Er denkt, ich war es. Er denkt, ich habe diese Männer gewarnt.

" Warte mal. Ich hab niemandem was gesagt. Woher soll ich wissen, wer hier unbestimmt ist. ", sage ich sofort. Ich nehme die Mappe und öffne die erste Akte.

" Diesen Thomas Klein habe ich nicht einmal gekannt. Ich kenne keinen von denen. Nicht einmal vom sehen. ", sage ich Eric. Er nickt und nimmt mir die Mappe weg.

" Ich denke auch nicht, das du was damit zu tun hast. ", erklärt mir Eric. Das schmälert meine Panik nicht. Wenn Max denkt, dass ich dahinter stecke, bin ich nicht mehr sicher.

" Ich habe Max versichert, dass du es nicht warst. Ich habe genauso argumentiert, wie du gerade. ", sagt Eric. Er redet betont leise und ruhig. Wahrscheinlich will er mich nicht zu sehr aufregen.

Aufeinmal kommt mir sein Verhalten auf dem Flur noch logischer vor. Er hat nicht gewollt, das Max mich sieht.

" Was hat er dazu gesagt? Das du denkst, das ich es nicht war. ", frage ich Eric aufgeregt. Mein Herz schlägt wie verrückt. Ich rechne fast damit, das Max jeden Moment in die Wohnung gestürmt kommt und mich festnehmen lässt. Panisch greife ich nach Erics Hand. Ich muss mich an ihm festhalten. 

Ich habe doch verdammt nochmal nichts getan. Seit fast zwei Wochen nehme ich mich in der Öffentlichkeit zurück, nur um es Max Recht zu machen. Das kann er doch nun nicht wirklich denken.

" Das ich ein Auge auf dich haben soll. Deine zukünftigen Trainings Buchungen werden an Feretti weitergegeben und du musst ab jetzt immer bei mir sein. ", ich will protestieren, doch Eric unterbricht mich. " Anfangs wollte er sogar, das ein anderer Ferox dich bewacht. Aber das konnte ich glücklicherweise abwenden. "

" Wie kommt er darauf, das ich das war? ", will ich nun wissen.

" Du weiß von allen Dingen, die ich inoffiziell mache. Etwas, was schon mal gar nicht sein sollte. Er dachte wohl, ich habe dir noch mehr Informationen gegeben. Aber den Zahn konnte ich ihm ziehen. ", erklärt er mir. Er hat meine Hand genommen und hält sie fest in seiner.

" Ich kann nirgendwo mehr alleine hin? ", realisiere ich nun. Eric schüttelt den Kopf.

" Sei froh. Er hätte dich auch in eine Gefängniszelle werfen können. ", sagt mir Eric. Ich schlucke. Ich habe niemals gedacht, dass sich das in eine solche Richtung entwickeln würde.

Erics Gesicht wird für einen Moment wieder sehr ernst.

" Da ist noch eine Sache. ", sagt er. Mein Herz rutscht mir noch ein Stück mehr in die Hose. Da kann nichts gutes kommen.

" Max muss es erst anfordern, aber er möchte dich verhören. Und zwar unter Einsatz eines Wahrheitsserums von den Candor. ", meint Eric. Jetzt bleibt mir der Mund offen stehen. Wieso werde ich plötzlich wie eine Kriminelle behandelt? Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Wenn hier einer Wahrheitsserum braucht, dann ist das Max!

" Aber ich habe nichts getan! ", sage ich Eric noch einmal. Er nickt wissend.

" Und mit diesem Serum wirst du das Max klar machen. Das könnte uns sogar aus diesem ganzen Schlamassel holen. Max erfährt dann, dass du nichts damit zu hast und das du auch nicht vor hast irgendwen gegen ihn aufzuhetzen. ", sagt mir Eric. Er versucht zuversichtlicher zu klingen. Das beruhigt mich tatsächlich etwas.

" Und es gibt schlimmeres als immer bei mir sein zu müssen. Oder? ", fragt er. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich sehe ein kurzes Lächeln in seinem Gesicht. Dann nimmt er mich in die Arme. Er drückt mich fest an sich. Meine Angst verschwindet nicht, aber ich fühle mich ein wenig sicherer. Er lässt mich los.

" Ich hab Kuchen im Kühlschrank gesehen. ", sagt Eric nun. 

Ich muss lachen. Wie kann er jetzt an Kuchen denken? 


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