Kapitel 73

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Na, da haben ja viele von euch spekuliert, wer es war. Ich bin mal gespannt, wer von euch die richtige Ahnung hatte ^^

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-Eric POV-


Ich habe es getan. Ich atme tief ein, als ich Marla in meinen Armen halte und langsam auf den Boden gleiten lasse. Mein Blick geht nach rechts. Max steht erst an einer Ecke und besieht mich genau. Dann kommt er näher. Deswegen habe ich es hier machen müssen. Max wollte sehen, dass ich es tue. Er traut mir nicht über den Weg. Er hat es nicht in meiner Wohnung tun wollen. Sondern hier draußen. Sicher hat er um jeder Ecke noch einige Leute stehen, die mich niederstrecken würden, wenn ich nicht tue, was er will. 

Doch ich musste es tun. Was blieb mir auch für eine Wahl? Es ihr sagen? Ihr erklären, was wir vorhaben und hoffen, das sie mitmacht? Das ist lächerlich. Sie wäre gegangen, hätte ich das getan. Sie hätte mich verlassen und Max hätte sie zur Rechenschaft gezogen. Sie vielleicht sogar getötet. 

Ihr das Serum auf herkömmliche Weise geben, konnte ich auch nicht. Sie hat es vorher schon einmal bei mir gesehen. Und sie weiß sicher, das es sich dabei um keinen Peilsender handelt. Sie hätte es mich nie injezieren lassen. Ich musste mir also etwas einfallen lassen.

Max kommt und nimmt Marla an den Beinen. Ich fasse unter den Armen und zusammen bringen wir sie in meine Wohnung. Auf meiner Couch findet sie ihren Platz.

Ich sehe sie an. Sie wird mich hassen. Das ist sicher. Sie wird mich verlassen. Das ist auch sicher. Aber wenigstens wird sie am Leben sein. Mein Blick geht zu Max, der sie auch ansieht. Am Liebsten will ich all meine Wut an ihm auslassen. Stattdessen atme ich einmal tief ein.

" Gib mir die Spritze! ", sagt Max. Mein Blick ruht nun auf ihm. Meine Augen müssen ihm sagen, wie sehr ich ihn dafür hasse. Doch ich bin selbst Schuld. Ich hätte es niemals so weit kommen lassen dürfen. Hätte es niemals dazu kommen lassen dürfen, das ich angreifbar werde.

Ich ziehe ein metallisches Etui aus meiner Hosentasche und gebe es Max. Ich habe die Spritze eigentlich setzen sollen. Doch er vertraut mir nicht. Also wird es selber tun. Genauso wie er mir gefolgt ist und gefordert hat, dass ich Marla noch auf dem Flur überfallen soll. Er hat genau sehen wollen, dass ich seinen Befehlen nach komme. 

Max zieht die Spritze mit dem Kontrollserum aus dem Etui. Wie lange arbeiten wir schon daran? Hätte ich damals schon gewusst, was kommen wird, hätte ich es nie vorgeschlagen. Jetzt ist es zu spät und ich muss sehen wie ich das Beste aus dem Scherbenhaufen mache, der sich mein Leben nennt.

Max beugt sich zu Marla und streicht ihr die Haare zur Seite. Ich werde noch wütender. Er soll sie nicht anfassen! Ich muss mich zusammenreißen. Dann zieht er die Spritze auf und verabreicht ihr das Kontrollserum. Zufrieden atmet er auf und erhebt sich wieder.

" Damit hätten wir ein Problem weniger. ", sagt Max. Ich nicke. Mehr werde ich dazu nicht sagen. Er sollte gehen und zwar sofort! Er hat in dieser Wohnung nicht länger etwas zu suchen. 

Max sieht Marla noch einen Moment an. Er hat ein triumphierendes Lächeln im Gesicht. Ich bin kurz vorm explodieren. Max Blick wandert nun zu mir. Ich halte mein gleichgültiges Gesicht. Ich atme gleichmäßig ein und aus und beruhige mich so ein wenig.

Max nickt mir nun zu.

" Wir sehen uns morgen. Das wird ein großer Tag! ", sagt er. Er legt mir freundschaftlich seine Hand auf die Schulter. Ich bleibe kühl und nicke nur. Er geht zur Tür und ich folge ihm. Ich zeige ihm nicht was ich fühle. Diesen Triumph gebe ich ihm nicht!

Ich mache ihm sogar noch die Tür auf und lächele ein wenig. Ich kann kaum glauben das ich dazu in der Lage bin. Max tritt an mir vorbei und tritt aus meiner Tür. Wie ich schon geahnt habe, stehen dort vier weitere Ferox. Ich beachte sie nicht mit einem Blick. Dann schließe ich die Tür. Ich bleibe einige Sekunden ruhig dahinter stehen und horche auf die Stimmen und Schritte vor der Tür. Ich muss warten bis er weg ist. Er und seine ganze Bagage.

Es dauert einen Moment. Dann höre ich weder Schritte noch Stimmen.

Ich zähle. Zehn, Neun, Acht, Sieben, Sechs, Fünf, Vier, Drei, Zwei, Eins. Ich drehe mich um, ich brülle laut. Ich brülle alle Wut aus mir hinaus und lasse meine Faust gegen die Wand krachen. Ich schlage dagegen, so oft wie es geht. Meine Wut versperrt mir die Sicht. Alles ist verschwommen. Ich nehme den Schmerz in meiner Hand kaum wahr. Ich sehe den roten Fleck auf den ich immer wieder einschlage. Ich nutze ihn als Zielscheibe.

Wie lange ich darauf einschlage, weiß ich nicht. Irgendwann ist meine Wut soweit verpufft, dass ich wieder klar denken kann. Ich gehe ins Bad und wickel meine Hand in ein Handtuch ein. Aber wichtig ist das jetzt nicht. 

Langsam gehe ich aus dem Bad und laufe auf sie zu. Es sieht aus als würde sie nur schlafen. Ich wünschte es wäre so. Ich könnte sie einsperren. Aber das bringt nichts. Max wird dafür sorgen, dass sie dabei ist.

Ich bleibe vor ihr zu stehen. Es ist vorbei. Das weiß ich. Wenn sie aufwacht wird sie nicht mehr sie selbst sein. Wir werden sie unter Kontrolle halten, so lange es geht. Nie wieder wird sie hier liegen. 

Ich bücke mich zu ihr und lege meine Hand auf ihre Wange. Ich streiche ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

Das alles habe ich nicht gewollt. Nicht so. Nicht für sie. 

Sie hätte niemals herkommen sollen. Niemals zu den Ferox gehen. Dann würde sie das alles jetzt nicht erleben müssen. Ein Bild kommt mir in den Sinn. Marla in der Tracht der Altruan. Wie sie vor mir steht und ich sie auf die Knie zwinge. Kalt. Gnadenlos. Ich schüttel den Kopf um dieses Bild zu verscheuchen. 

Ich streiche über die Stelle an der Max ihr das Serum gegeben hat. Ich habe nie vorgehabt, es ihr zu geben. Auch wenn Max das so gewollt hat. Ich habe ihm alles versprochen. Ihm geschworen, es zu tun. Weil ich dachte, ich könnte sie irgendwie raushalten und ihn überlisten. Doch er hat es kommen sehen. Er traut mir nicht mehr. 

Für Max ist es wohl der Letzte und ultimative Test um rauszufinden, ob sie nicht doch unbestimmt ist. Und um mir zu zeigen, dass er Kontrolle über mich hat. 

Ich muss mich von ihrem Anblick losreißen. Wie betäubt laufe ich zum Kühlschrank und öffne ihn. Darin stehen zwei Teller. Aus der Kantine. Ich habe sie für mich und Marla geholt. Mein eigentlicher Plan war es gewesen, das Betäubungsmittel in ihr Essen zu geben. Einen Abend mehr mit ihr, hätte es mir gebracht. Doch Max war dagegen. Ich könnte das Mittel auf diese Weise nicht genau dosieren. Schwachsinn. Er wäre nicht dabei gewesen und hätte es nicht sehen können. Das ist alles.

Zielsicher greife ich über die Teller hinweg und hole eine Flasche Wein hervor. Ich denke nicht daran was ich damit vor hatte. Ich öffne sie und nehme gleich einen langen Schluck. Ich trinke bis ich nicht mehr kann und setze die Flasche schließlich ab. Dann sehe ich hinein. Sie ist schon halb leer. Ich setze wieder an und trinke weiter.

Es wirkt schnell. Ich habe heute nichts gegessen. Daran muss es liegen. Wankend setze ich mich in Bewegung. Ich stelle die Flasche neben die Couch und greife mir meinen Whiskey. Ich setze ihn an und trinke. Morgen wird es mir scheiße gehen, aber ich pfeif darauf. Mir wird es mein Leben lang scheiße gehen, nachdem was ich heute getan habe!

Die halbe Flasche trinke ich aus. Dann setze ich endlich ab. Ich komme ins Wanken und lasse mich schwerfällig auf den Boden fallen. Ich ziehe mich selbst in eine Sitzposition und lehne mich mit einem Ruck gegen die Couch. Marlas Hand rutscht von ihrem Körper und baumelt leblos neben meinem Kopf. Behutsam packe ich sie wieder hoch, lehne mich wieder gegen die Couch und nehme einen weiteren Schluck.

" Du hättest nicht herkommen sollen. ", sage ich nun laut. Sie kann mich nicht hören.

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt