- POV Eric -
Max ruft mich. Was will der Typ jetzt schon wieder? Den ganzen Tag lässt er mich zu sich rufen, als wäre ich sein Bediensteter. Ich werfe wutentbrannt das Sandwich auf meinen Teller zurück und verlasse den Speisesaal der Ken. Nicht, das mir das an sich nicht recht wäre. Diese Leute sehen mich und alle anderen Ferox an, als wären wir Außerirdische.
Es ist schon lange her, dass ich mich in dieser Fraktion Zuhause gefühlt habe. Ein Paar der Leute erkennen mich noch. Trotz der Tattoos, den Haaren und den Pierings. Sie haben den Moment nie vergessen, in denen ich ihnen den Rücken zugekehrt habe. Wenn sie wüssten, was alles dahintergesteckt hat. Ich bemerke ihre Blicke auf mir und wie sie mich ansehen, als wäre ich ein widerliches Insekt. Fairerweise muss man sagen, dass die Ken so von den meisten Ferox denken. Zumindest dann, wenn einer von denen neben ihnen an einem Tisch sitzt. Ein dummer, sich prügelnder Ferox.
Ich muss immer ein wenig grinsen, wenn ich daran denke, dass vorallem die Anführerin der Ken dafür verantwortlich ist, dass so viele Ken zu den Ferox gewechselt sind. Wissen diese Idioten das? Würden sie noch für Jeanine arbeiten, wenn sie wüssten, dass sie hinter deren Rücken die Kinder der Ken abwirbt und woanders hinschickt?
Ich gebe zu, anfangs war ich überzeugt davon, immer ein Ken zu sein und zu bleiben. Doch meine Einstellung hat sich bei den Ferox schnell verändert. Wenn mein Ehrgeiz bei den Ken eher darin lag, dass ich im Lernen besser als alle anderen sein wollte, dann habe ich bei den Ferox noch eine viel größere Erfüllung gefunden. Jeanine dachte, sie hätte mich noch in der Hand. Und vielleicht hatte sie das auch eine Weile. Eine Weile, in der ich ihr etwas schuldig gewesen bin. Sie hatte mich Max als Anführer vorgeschlagen. Ohne sie hätte ich sie diese Position nie erhalten.
Aber die Dinge haben sich geändert. Ich hasse diese Bagage hier. Ich will mit diesem ganzen Mist am Liebsten nichts mehr zu tun haben.
Doch ich komme nicht mehr raus. Natürlich bin ich die Möglichkeiten durchgegangen. Einfach zurück zu den Ferox bei den Candor oder Fraktionslos werden. Fraktionslos zu werden, wäre noch die weniger selbstmörderische Handlung. Ich weiß, was die Leute bei den Candor mit mir machen würden - beziehungsweise die Ferox - wenn ich da auftauche. Die stellen mich gleich vor ein Erschießungskommando.
Und Fraktionslos werden? Ein wenig Stolz habe ich noch und ich werde mich sicher nicht freiwillig auf Straße werfen.Keiner der Beiden Dinge ist eine Lösung für mich. Ich muss diese Sache weiterführen, die ich angezettelt habe. Und wenn nur, um einen Überblick zu haben und Leute aus der Gefahrenzone zu schaffen.
Ich laufe an einigen Ken vorbei und auf die gläserne Tür zu, die in den rechten Flügel des Gebäudes führt. Doch ein Ken hält mich auf. Er schüttelt den Kopf und bedeutet mir, ihm zu folgen. Ich bin verwirrt, aber lasse mir nichts anmerken. Ich nicke nur kurz unmerklich und gehe ihm nach. Mein Gesichtsausdruck bleibt ausdruckslos und nichts sagend. Natürlich frage ich mich, was los ist. Aber ich lasse mir nicht anmerken, dass es in meinem Kopf rattert.
Der Kenmann bringt mich ein Stockwerk höher. Ich weiß, dass hier Jeanines Büro ist. Wir bleiben tatsächlich vor ihrer Tür stehen und der Kenmann klopft einmal. Ich rolle innerlich mit den Augen. Immer diese unnötige Höflichkeit. Schließlich treten wir ein.
Etwas ist nicht in Ordnung. Ich sehe es an Max Gesicht. Er hat ein seltsam zufriedenes Lächeln aufgesetzt.
" Du hast mich rufen lassen?", sage ich betont ruhig, auch wenn es in mir brodelt.
" Wir haben Besuch. Wie wir fast schon erwartet haben. ", meint Max nun. Ich weiß erst nicht, was er meint.
Doch dann dämmert mir etwas. Die Candor haben uns vor wenigen Tagen Bescheid gegeben, dass eine kleinere Gruppe Ferox sich von den Candor abgesondert und sich ins Ferox Hauptquartier zurückgezogen habe. Natürlich ist Marla unter diesen Ferox. Ich komme nicht umhin zu sagen, dass ich ein wenig stolz bin. Natürlich lasse ich mir das aber nicht anmerken.
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Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die Bestimmung
FanfictionMarla Parker ist 20 Jahre alt und sie führt ein Leben auf der Straße. Nie gehörte sie einer Fraktion an, denn schon ihre Eltern waren fraktionslos. Doch ein Satz soll ihr ganzes Leben verändern. Wenn sie es zulässt. ( So wird allen Kindern Fraktions...