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John

„Also, ich würde das Sofa dort hinstellen." Meine Mom wies mit ihrem Zeigefinger auf irgendeinen Punkt im Wohnzimmer, welcher mich jedoch nicht wirklich interessierte. „Dort hinten würde sich ein Sessel hervorragend machen. Vielleicht könnte man eine Art Leseecke daraus machen."

„Ich weiß, dass du voll in deinem Element bist, aber Brooke entscheidet, wo was stehen wird."

Beinahe entsetzt sah sie mich an. „Aber sie ist nicht hier. Du kannst doch nicht einfach sämtliche Möbel kreuz und quer in das Appartement stellen. Die Möbelpacker sind bezahlt, also solltest du sie ihren Job gefälligst ordnungsgemäß machen lassen."

„Sie machen ihre Arbeit, und zwar so, wie ich es ihnen gesagt habe." Die Anwesenheit meiner Eltern nervte mich. Eigentlich wollte ich heute nur darauf achten, dass alle Möbel hierher geliefert wurden und mich nicht noch mit meinen Eltern auseinandersetzen.

Dad war wie gewöhnlich der entspannte Teil, aber Mom schien vollkommen auszuflippen. Als sie merkte, dass ich mich nicht dazu bewegen ließ, Möbel von A nach B stellen zu lassen, reichte sie mir einen riesigen Stapel an Katalogen und wollte, dass ich mich für eine Kinderzimmereinrichtung entschied.

„Dafür ist es noch zu früh." Darauf hatte ich noch weniger Lust. Doch meine Eltern wussten nichts von meiner Abneigung, was das Baby betraf. „Lass Brooke die Entscheidung treffen. Sie soll sich hier wohlfühlen."

Während Mom genervt stöhnte und mich stehen ließ, weil sie sich den Rest der Wohnung ansehen wollte, zeigte mir Dad hinter ihrem Rücken zwei erhobene Daumen. Zum Glück war zumindest er auf meiner Seite. Seit unserem Gespräch vor einem Monat war er wie ausgewechselt. Ständig hatte er gute Laune und man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass sein nächstes Enkelkind dafür verantwortlich war.

„Unser Anwalt hat das hier für dich vorbeigebracht." Dad schob mir einen Umschlag zu, den er aus der Innenseite seines Jacketts zog.

Ich nahm den Umschlag an mich und dabei entging mir sein neugieriger Blick nicht. Ich entschied mich dafür, ihn zumindest so weit einzuweihen, dass er nicht weiter nachfragen würde. „Ich habe einige Dinge geregelt, um Brooke und das Kind abzusichern. Außerdem habe ich eine Kreditkarte für sie machen lassen."

Er hatte einen wohlwollenden Gesichtsausdruck und klopfte mir auf die Schulter. „Du machst das gut. Lass dich von deiner Mutter nicht aus dem Konzept bringen. Du und Brooke bestimmen das Tempo und niemand sonst sollte sich da einmischen."

Beinahe hatte er recht. Aber ich bestimmte nichts. Es war Brooke. Auch wenn ich es niemals zugeben würde, aber all das hier hatte sie entschieden. Sie hatte das letzte Wort, als es um die Auswahl des Appartements ging oder die Möbel, welche beinahe alle neu waren. Wahrscheinlich war es ihr nicht einmal bewusst, aber sie hatte in unserer Abmachung, welche wir getroffen hatten, eindeutig die Hosen an und damit lebte ich wirklich gut.

So schrecklich war ihr Geschmack nicht. Bei unseren endlosen Besuchen in Möbelgeschäften hatte ich schnell verstanden, worauf sie achtete. Zu Beginn gab es einige Diskussionen, was das Geld anging, welches sie ausgab. Als ich ihr jedoch erklärte, dass sie die einmalige Gelegenheit bekam, mein Geld auszugeben, schob sie ihre Bedenken schnell zur Seite. Zwar wählte sie nun hochwertigere Möbelstücke, aber es blieb alles im Rahmen. Jede andere Frau hätte nicht lang gezögert, doch Brooke war in dieser Hinsicht anders. Diese Frau war mir noch immer ein Rätsel.

Eine kleine Überraschung würde sie jedoch erwarten, wenn sie von ihrem Kurztrip wiederkam. Sie hatte sich in eine Küche verliebt, welche preislich jenseits von Gut und Böse lag. Mir entging ihr betrübter Gesichtsausdruck nicht, als sie realisierte, dass sie einfach viel zu teuer war. Zumindest für Menschen mit einem durchschnittlichen Verdienst. Dazu zählte zwar sie, aber nicht ich. Auch wenn es mein Geld war, wollte sie nicht so viel ausgeben. Kurzerhand hatte ich also hinter ihrem Rücken die von ihr gewählte Küche storniert und gegen die weiße Küche im Landhausstil getauscht.

Landhaus ... Dieser Stil würde sich durch das ganze Appartement ziehen, wenn man es so nannte. Alles schien geerdet und warm zu sein, jedenfalls bezeichnete Mom es so. Moderne Hochglanzstücke suchte man hier vergebens. Zumindest meinen Flatscreen durfte ich mitnehmen. Vielleicht würde meine PlayStation hier auch irgendwo Platz finden oder Brooke verfrachtete sie einfach in mein Büro. Zuzutrauen wäre es ihr.

Besonders in den letzten Wochen schien sie noch schneller als sonst aus der Haut zu fahren. Andauernd giftete sie rum, ich solle nicht um sie herumschleichen. Daher wünschte ich mir wirklich, dass sie entspannt und erholt aus D. C. zurückkehrte. Ansonsten würde ich mir nicht spät einen Strick nehmen und mich an einer der Deckenlampen aufhängen. Allein bei dem Gedanken an die erste schlaflose Nacht, wenn das Baby auf der Welt war, bekam ich graue Haare. Da konnte ich auf dessen schlecht gelaunte Mutter verzichten.

Was aber schlimmer als ihre Laune war, war die Tatsache, dass sie sich weigerte, mich zu heiraten. Dabei war sie es selbst, die diesen Vorschlag gemacht hatte. Das war ein Witz!, spottete sie, als ich ihr alle dafür erforderlichen Unterlagen vorlegte.

Darauf entbrannte eine hitzige Diskussion, bei der sie mir an den Kopf warf, dass sie Stolz auf ihren Namen war und diesen nicht ändern wollte. Dabei klang dieser eher nach einem Vornamen, Elliott. Keine Ahnung, was sie daran fand. Er war nichts Besonderes. Ich wollte doch nur meine Eltern im Glauben lassen, dass wir ein verliebtes Paar waren.

Ich beabsichtigte eigentlich nie zu heiraten, aber durch die Schwangerschaft blieb mir beinahe nichts anderes übrig, als den Wisch zu unterschreiben. So oder so war mein bisheriges Leben vorbei.

Allein der Gedanke an die erste volle Windel ließ mich erschaudern. Ich stand zu meiner Entscheidung, mich nicht an dem Babykram zu beteiligen. Bestärkt wurde diese, als ich bei Thalia mitbekam, was da überhaupt in einer Windel landete und in welcher Menge. Mir kam in diesem Moment beinahe alles hoch. Sollte Brooke vorhaben, mich zum Wickeln zu zwingen, würde ich wohl auf das Baby speien.

Brooke bekam ihre Traumküche und dafür würde sie hoffentlich jegliche Windeln oder Erbrochenes von mir fernhalten. Ganz abgesehen von dem ganzen Spielzeug, was ich nicht außerhalb des Kinderzimmers sehen wollte. Ansonsten durfte sie tun und lassen, was sie wollte.

Ausgenommen andere Männer. Nicht, dass ich eifersüchtig war, aber als werdende Mutter würden sich ihre Prioritäten sowieso ändern. Genauso wie ihr Körper es bereits tat. Noch erkannte ein Außenstehender nicht, dass sie schwanger war. Für ihren Busen, der bereits eindeutig etwas größer wurde, hatte wohl nur ich einen Blick. Allerdings würde es nicht mehr lange dauern, bis man ihren Bauch sah und bis dahin wollte ich Ben im Gefängnis sehen.

Als ich Brookes letzte Post aus ihrem alten Appartement holte, fand ich eine tote Ratte in ihrem Briefkasten und diese war mit großer Wahrscheinlichkeit nicht allein dort hinein gekrabbelt.

Die Assistentin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt