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2 Monate später
Brooke

„Dieser elegante und zarte Ring verjüngt sich bis hin zur Fassung. Er ist teilweise besetzt mit brillanten Mikrodiamanten und verfügt über ein wahrlich exquisites Finish. Der Hauptdiamant verfügt über das höchste Maß an Reinheit und ist beinahe farblos. Er hat keinerlei innerlichen Einschlüsse oder äußerlichen Makel. Ein solcher Stein ist extrem selten und natürlich sehr wertvoll. Der Exzellent- Schliff hebt die Schönheit des Diamanten hervor. Wir haben hier keinen anderen Ring, der ansatzweise an dieses Stück heranreicht."

Der Juwelier, in dessen Geschäft John mich heute während unserer Mittagspause brachte, war völlig in seinem Element. Nach einer gefühlt endlosen Auswahl an Ringen, welche er uns scheinbar alle vorlegte, präsentierte er uns dieses Schmuckstück, dass alles Vorangegangene in den Schatten stellte. Dieser Ring war wirklich traumhaft schön. Dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen, diesem Exemplar zuzustimmen.

„Stimmt etwas nicht?" John schien nichts zu entgehen. „Wenn es wegen des Preises ist, habe ich dir bereits gesagt, dass Geld keinerlei Rolle spielt."

Natürlich hatte er das. Mehrmals betonte John, dass ich mir keine Gedanken machen sollte. Dennoch stimmte etwas mit diesem Ring nicht. „Ich finde einfach nur, dass es eher ein Verlobungsring ist. Er strahlt so viel Prunk aus und als Ehering würde ich etwas Schlichtes bevorzugen."

„Etwas Schlichtes?" Der Juwelier verschluckte sich beinahe an seiner eigenen Aussage und vermutlich sah er seine Provision bereits davonschwimmen. „Wie schlicht?"

Ich zuckte mit den Schultern und sah zu John. Er hatte sich recht schnell für einen Ring aus Platin entschieden. Einfach und klassisch. „Ich würde mich für denselben Stil wie du entscheiden."

„Haben Sie denn das passende Gegenstück dazu?" John richtete sich an den Juwelier, welcher regelrecht geknickt aussah.

„Natürlich. Ich hole ihn." Er nahm den Ring, welchen er uns bis eben gezeigt hatte, mit sich und ließ uns einige Momente für uns.

„Du machst das nicht nur wegen des Geldes, oder?" John war in den letzten Wochen wirklich sehr aufmerksam und schien beinahe besorgt um mich.

Der Wurm machte es mir momentan wirklich schwer. Die Morgenübelkeit hatte ich schon längst hinter mir gelassen und ich war wirklich dankbar dafür. Doch dafür überkam mich am frühen Nachmittag immer ein Unwohlsein. Es ging mir dann einfach nicht gut und auch meine Ärztin konnte mir nicht helfen. Es lag an den Hormonen und ich wollte keine Medikamente nehmen. Also musste ich wohl oder übel da durch.

„Nein. Ich finde einfach, dass man schon sehen sollte, dass wir miteinander verheiratet sind. Also sollten die Ringe gleich aussehen."

Der Juwelier kehrte zu uns zurück und zeigte das passende Gegenstück zu dem Ring, den John sich ausgesucht hatte. „Klassisch und schlicht. Ohne Schmuckstein, aber den könnte man einsetzen lassen."

Ich besah dieses doch sehr einfache Schmuckstück und schüttelte meinen Kopf. „Das ist nicht nötig. Er ist perfekt." Ich erhob mich und beinahe automatisch ließ ich meine rechte Hand über meinen Bauch kreisen. „Es tut mir leid, aber ich muss mich etwas bewegen."

Meinen kleinen Bauch konnte ich noch gut hinter weiten Blusen verstecken, aber lange war dies nicht mehr möglich. John suchte schon nach einer Vertretung für mich, denn ewig wollte er mich nicht mehr arbeiten lassen. Dabei hatten wir doch noch Monate Zeit. Auch wenn er und Jo es scheinbar nicht wahrhaben wollten. Seine Mutter nervte mich mit dem Kinderzimmer und dem möglichen Geschlecht. Doch mein Würmchen wollte sich noch nicht zeigen. Bei der letzten Untersuchung drehte es dem Ultraschallgerät einfach den Rücken zu. Es war mir aber auch nicht sonderlich wichtig. Hauptsache, unser Kind war gesund und darüber brauchte ich mir laut Ärztin keine Gedanken zu machen. Es war alles zu ihrer und somit auch meiner Zufriedenheit.

Während ich mich den Vitrinen und den darin ausgestellten Stücken widmete, sprach John weiterhin mit dem Juwelier. Meine Ringgröße wurde gleich zu Beginn bestimmt, also ging es wohl nur noch um Finanzielles und darum wollte und sollte ich mich nicht kümmern.

„Ich schlage vor, wir holen uns noch etwas an dem kleinen Stand um die Ecke und gehen dann wieder ins Büro." John stand plötzlich neben mir und legte seinen Arm um meine Schulter. „Ich habe nachher noch ein Gespräch mit Dad."

Seine Eltern wussten, dass wir vorhatten zu heiraten, aber noch kannten sie kein Datum. Wir wussten es selbst noch nicht. Es sollte jedoch noch vor der Geburt sein und John wollte Thalia dabei haben. Dafür, dass es für ihn nur eine Pflicht war, erstaunte es mich, dass er darauf bestand, seine Familie dabei zu haben. Also warteten wir, bis die frisch gebackenen Zwillingseltern so weit waren, mit ihren Kindern die Reise anzutreten. Nach der doch recht einfachen Trauung im Rathaus würden wir alle gemeinsam etwas essen gehen und den Tag gemütlich ausklingen lassen. Das war unser Plan.

Nachdem wir uns etwas zu Essen gekauft hatten, unterhielten wir uns über Belangloses, während wir zurück zur Firma liefen. John hatte die Ringe in Auftrag gegeben und würde sie in ungefähr zwei Wochen abholen können. Meinen Vorschlag, dass ich sie abholen könnte, sollte er keine Zeit haben, schlug er aus. Er wollte es selbst machen, also ließ ich ihn.

„Wir sehen uns später." John hielt mir die Tür auf, als wir das Firmengebäude betraten und gemeinsam zu einem der Fahrstühle gingen.

Warum auch immer, nahmen wir getrennte Aufzüge, seitdem wir beschlossen hatten zu heiraten. Als hätten wir etwas zu verstecken, aber im Grunde störte es mich nicht. Ich genoss die wenigen Augenblicke am Tag, welche ich für mich hatte.

„Du bist wieder da." Miles saß bereits an seinem Schreibtisch und lächelte mich an. „Wie war euer Date?" Er wackelte mit seinen Augenbrauen und ich blieb ertappt stehen.

„Ich weiß nicht, was du meinst", gab ich von mir und versuchte meine Unsicherheit zu überspielen. Ich stellte meine Handtasche neben meinem Schreibtisch ab, auf welchem sich die Akten stapelten und ging weiter zu meinem Stuhl, auf welchen ich mich niederließ. Heute wartete noch eine Menge Arbeit darauf, erledigt zu werden.

„Du und der Boss. Also nicht der Big Boss, sondern Junior." Miles verschränkte die Arme hinter seinen Kopf und grinste mich beinahe unverschämt an. „Denk bloß nicht, ich hätte es nicht mitbekommen. Ist er auch der Vater von dem Baby?"

Das war der Moment, in dem ich mich setzen musste. „Woher ...?" Ich war sprachlos. Wie konnte er es wissen?

„Keine Sorge. Meine Lippen sind verschlossen. Aber den Bauch kannst du nicht mehr ewig verstecken." Miles beugte sich leicht nach vorne. „Es gibt bereits Gerüchte, aber ich sage immer, dass ich von nichts weiß."

„Was für Gerüchte?" Warum auch immer, beugte ich mich ebenfalls nach vorne. Dabei waren nur wir zwei im Büro.

„Diese nervige Brünette vom Empfang nimmt es dir scheinbar sehr übel, dass du und der Junior so vertraut seid. Vorhin, als du und er zusammen gegangen seid, ist sie beinahe ausgeflippt. Die ganze Lobby hat mitbekommen, wie sie dich als Flittchen beschimpft hat."

Die Assistentin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt