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John

Der Abend verlief ganz gut. Es gab hervorragendes Essen, guten Wein und der krönende Abschluss lag neben mir und schlief selig.

Zuerst war ich mir unsicher, ob ich das mit Brooke wirklich könnte. Nicht den Sex, der war fantastisch. Es war eher die Tatsache, dass wir nur miteinander schliefen. War das nicht schon so etwas wie eine Beziehung? Wenn ich zu Thalia und Matthew reise, würde ich mich mit meiner Schwester darüber unterhalten. Eine Beziehung war wirklich das Letzte, was ich wollte. Dabei konnte ich mir bereits jetzt sehr gut ausmalen, wie begeistert sie von meinem Arrangement mit Brooke wäre. Am besten, ich ließ ihren Namen aus dem Spiel und betitelte sie einfach als Bekannte oder gute Freundin.

Doch Brooke hatte mir versichert, dass es nur rein körperlich wäre und sie keinerlei sonstigen Erwartungen an mich hatte. Dennoch nagte es ein wenig an meinem Ego, nur noch mit einer Frau zu schlafen.

Sie war ganz aus dem Häuschen, als ich ihr die Fotos und Videos zeigte, welche Dad mir geschickt hatte. Tate und Maddison hießen mein Neffe und meine Nichte und waren unglaublich klein. Die beiden wirkten so zerbrechlich, dass Dad mir bei einem Telefonat gestand, dass er Angst davor hatte sie zu halten. Mom war das komplette Gegenteil und ging mit weniger Vorsicht als mein Vater vor.

Brooke löcherte mich mit allen möglichen Fragen und schien regelrecht fasziniert zu sein. Natürlich war ich auch begeistert davon, nun Onkel zu sein, aber das änderte nichts an meiner grundsätzlichen Einstellung zu Kindern. Solange ich diese am Ende eines Tages wieder zurückgeben konnte, hatte ich kein Problem mit ihnen. Aber selbst welche zeugen kam für mich nicht infrage. Sollten Thalia und Matthew das ruhig übernehmen.

In etwa einem Monat würde ich zu ihnen reisen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Dad sich von seinen Enkeln losreißen könnte, um in der Firma wieder die Leitung zu übernehmen. Mit Bridget hatte ich heute ein ernstes Gespräch geführt. Es war eindeutig, dass sie mich für dumm verkaufen wollte. Ihr jämmerlicher Versuch, sich unwissend zu stellen, war einfach zu durchschauen und am Ende habe ich ihr ihre Stellung mehr als deutlich gemacht. Sollte sie sich noch einmal etwas Derartiges leisten, würde sie sich einen neuen Job suchen müssen.

Sie schadete mit ihren Gerüchten nicht nur mir, sondern der gesamten Firma. Nicht auszudenken, wie einige Angestellte reagiert hätten, hätte Brooke mich nicht informiert. Lag es an ihr, dass ich eingegriffen hatte?

Als Thalia noch hier war, war sie auch immer mit ihr aneinandergeraten. Eigentlich wollte ich mich nie einmischen und hatte es auch nicht getan. Zumindest nicht, bis Brooke mich heute beinahe durch das Telefon gezogen hat. Ich saß in einem kleinen Meeting, als sie mich anrief. Direkt, nachdem ich den Vorstand über die aktuellen Ereignisse informiert hatte, ließ ich Bridget antreten.

Meine Gedanken fuhren Achterbahn, was selbst für mich seltsam war. Seit dem Vorfall mit Ben schien Brooke in meinem Leben dauerhaft präsent zu sein und ich konnte nicht leugnen, dass ich mich daran gewöhnt hatte. Verdammt, es war beinahe wirklich so, als würde ich eine Beziehung mit ihr führen. Wenn ich nicht aufpasste, hätte ich hier schnell Frauenzeug in meiner Wohnung zu stehen. Das war nun wirklich etwas auf das ich verzichten konnte.

Überall wäre ihr Zeug verteilt, Dekoration und Rüschen in meinem Appartement. Diese übertrieben riechenden Duftkerzen und was weiß ich, was Frauen noch alles an unnützem Kram horteten. Für mich waren das alles Staubfänger. Meine Mom sammelte diese kleinen, absolut überflüssigen Porzellanfiguren und noch heute kommt in mir, wenn auch selten, das Verlangen auf sie alle vom Regal zu fegen. Vermutlich hatte Dad irgendwann kapituliert.

Brooke seufzte im Schlaf und bewegte sich, wodurch ihre Decke etwas verrutschte und meine Aufmerksamkeit komplett auf ihr lag. Als sie mir ihren Rücken zudrehte und ich einen Blick auf ihren wohlgeformten Po warf, fiel mir wieder ein, warum ich auf ihren Vorschlag eingegangen bin. Ihr Körper war ein Geschenk Gottes und das kleine Biest wusste, wie sie diesen einsetzen musste.

Es traf mich beinahe wie ein Schlag, als mir bewusst wurde, dass ich mittlerweile ihre Anwesenheit genoss. Nicht nur den Sex. Die letzten Wochen verstanden wir uns immer besser, auch wenn der Grund dafür kein schöner war.

Ben war noch immer nicht auffindbar, aber er wusste scheinbar ganz genau, wo Brooke sich aufhielt. Ich hatte es ihr verschwiegen, doch er hatte mir bereits einige Male Fotos von ihr geschickt, welche sie auf dem Weg zu Arbeit zeigten. Diese und seine Nachrichten hatte ich immer an das Department weitergeleitet und wir waren uns einig, dass wir Brooke nichts davon sagen würden. Sie hatte seinen Angriff noch nicht ansatzweise verarbeitet. Ich wusste davon, weil sie im Schlaf sprach.

Wenn sie sich wälzte und um sich schlug, half es, wenn ich einen Arm um sie legte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Scheinbar schien sie mir wirklich zu vertrauen. Ich musste ihren Schutz ausweiten. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn Ben sie in seine Finger bekam.

Es waren nicht die Fotos, welche mir Angst machten. Es waren die Worte, die Ben jeder seiner Nachrichten anhing. Er beschrieb genauestens, wie er sich an ihr vergehen und an welchen Stellen ihres Körpers sein Messer tief in ihr Fleisch schneiden würde. Nach dem, was er mit Thalia gemacht hatte, wusste ich, dass er dazu durchaus in der Lage war.

Als würde sie meine Gedanken hören können, begann Brooke zu wimmern und kurz darauf folgten die Worte, die mir bestätigten, dass sie das Erlebte erneut durchmachte.

Vor einigen Monaten, bei jeder anderen Frau, wäre in einem solchen Moment mein erster Gedanke Flucht gewesen. Doch die momentane Situation war anders. Erstens war das hier meine Wohnung und zweitens war das hier keine x-beliebige Frau.

Also löschte ich das Licht meiner Nachttischlampe und drehte mich zu ihrer Seite, um sie in meine Arme zu ziehen.

„Ich bin da", flüsterte ich in ihr Ohr. „Dir passiert nichts."

Sie griff nach meinem Arm, welcher an ihrer Hüfte lag, und klammerte sich regelrecht an meine Hand. Ihr Wimmern wurde leiser und nach einigen Augenblicken war nur noch ihre leise Atmung zu hören. Dennoch ließ sie meine Hand nicht los und vermutlich würde sie diese auch am Morgen noch halten.

Was machte ich mir eigentlich vor? Von wegen keine Beziehung. Ich war komplett am Arsch.

Die Assistentin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt