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Brooke

Nicht nur, dass wir diese Dummheit in meinem Schlafzimmer veranstaltet hatten, ich kam auch noch auf die überaus blöde Idee John dieses unüberlegte Angebot zu machen. Was war nur in mich gefahren? Außer John. Kam es mir nur so vor, oder war er tatsächlich so gut im Bett?

Natürlich war es nicht geplant, dass Thalia gerade heute ihre Kinder bekam, aber der Zeitpunkt war trotzdem ungünstig. Nicht nur, weil ich ihm dieses Angebot unterbreitet hatte und nun nicht mehr zurückziehen konnte. Am meisten nagte es an mir, dass er mir keine Antwort gab.

Gut, wie sollte er es auch machen? Sollte er mich etwa im Büro anrufen und mir sagen, wie er sich entschieden hatte? Vielleicht hatte er es auch einfach vergessen, denn es hatte sich rumgesprochen, dass Norman nicht da war, und dementsprechend waren die meisten mit dem Verbreiten von Gerüchten beschäftigt.

Allen voran natürlich Bridget. Ständig kam jemand zu mir und fragte, ob es wahr wäre, dass dieses oder jenes mit Norman passiert war und stets meinte ich, dass ich von nichts wusste. Aber auf meine Frage, woher denn diese Informationen stammen, bekam ich immer dieselbe Antwort. Nämlich Bridget. Diese Frau war mir inzwischen wirklich ein Dorn im Auge und als ich abermals unterbrochen wurde, um irgendwelche Gerüchte zu bestätigen, riss mir den Geduldsfaden. Wie sollte ich denn meine Arbeit machen, wenn meine eigenen Gedanken und der aktuelle Tratsch mich daran hinderten?

Ich griff nach dem Hörer meines Telefons und drückte den Knopf, welche reine direkte Durchwahl in das Büro von John war. Lange musste ich nicht warten und ich konnte schon an der Art, wie er atmete, hören, dass er mindestens genauso genervt war wie ich.

„Egal was es ist, ich habe keine Zeit dafür."

„Du kannst auflegen, sobald du mir zugehört hast", machte ich meinen Unmut Luft und als ich weiter reden wollte, unterbrach er mich.

„Wenn es um letzte Nacht geht", meinte er ruhig, „reden wir später darüber."

Jetzt war ich diejenige, die genervt atmete. „Es geht nicht darum, sondern um die Gerüchte, die eine gewisse Dame hier streut."

„Was für Gerüchte?" Scheinbar hatte ich seine Neugier geweckt und er wollte wissen, was genau ich denn meinte. Vermutlich lag es aber daran, dass er Angst davor hatte, dass jemand von unserem Ausrutscher erfuhr.

„Also entweder ist Norman gestorben oder sterbenskrank. Es kann aber auch sein, dass deiner Mutter etwas zugestoßen ist. Obwohl das Gerücht, dass du mithilfe des Vorstands deinen Vater aus der Firma geworfen hast, damit all das nun dir gehört, auch ganz gut fand."

„Wovon redest du?"

„Dank Bridget stehen die Angestellten beinahe im Zehn-Minuten-Takt hier und fragen, was denn nun an den Gerüchten dran ist." Während ich sprach, umklammerte ich regelrecht den Hörer mit meiner linken Hand. Ich hatte zwar nicht viel Kraft, aber es war selbst für mich beeindruckend, wie das Plastikgehäuse unter meinen Griff knackte. „Mach etwas. Mir egal was, aber ich will einfach meine Ruhe." Dann legte ich auf und lehnte mich zurück. Hoffentlich konnte er sie zur Vernunft bringen oder unternahm zumindest den Versuch.

Den restlichen Vormittag verbrachte ich damit, mit Miles zu telefonieren und ihm zu sagen, dass er uns von allen Anwärtern am besten gefallen hat und er gerne noch heute vorbeikommen könnte, um seinen Arbeitsvertrag zu unterzeichnen. Wie erwartet war er begeistert und versprach, so schnell wie möglich vorbeizukommen.

Nach dem Telefonat ging ich die üblichen Punkte meiner Tagesordnung durch, auch wenn ich dafür vermutlich länger brauchte als sonst, und wurde erst unterbrochen, als es an meiner Tür klopfte.

„Wenn es wieder um unseren Chef geht, wendet euch bitte direkt an John", rief ich, ohne von meinem PC aufzusehen.

„Eigentlich bin ich hier, weil ich angerufen wurde." Ich sah zur Tür und erkannte Miles, welcher unsicher da stand. „Aber wenn ich zu spät bin, kann ich morgen wiederkommen."

Als er erwähnte, dass er wohl zu spät wäre, blickte ich an den unteren rechten Bildschirmrand meines Computers, dass ich eigentlich schon Feierabend hatte. Dabei hatte ich so viele Dinge heute nicht geschafft, die eigentlich auf meiner Tagesordnung standen.

„Du störst nicht. Komm rein." Ich schob die Papiere, die sich vor mir stapelten, zur Seite und förderte andere aus meiner Ablage zu Vorschein. „Möchtest du etwas trinken?", bot ich ihm an. „Es kann etwas dauern, denn ich würde gerne einige Punkte mit dir durchgehen. Du musst auch nicht heute unterschreiben, sondern kannst alle Unterlagen mitnehmen, um sie dir dann noch einmal in Ruhe durchzulesen."

Miles nahm gegenüber von mir platz. „Danke für Ihr Angebot. Ein Wasser wäre nett."

„Ich bin Brooke. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne auf die förmliche Anrede verzichten. Immerhin arbeitest du die meiste Zeit mit mir zusammen." Ich schob ihm den Vertrag zu und entschuldigte mich kurz, um etwas zu trinken aus der kleinen Küche zu holen, welche sich auf der Etage befand. Es dauerte keine fünf Minuten und als ich zurück war, begannen wir sofort damit, die wichtigsten Vertragspunkte durchzugehen. „Du kannst dann noch einige Dinge erledigen und zum festgelegten Zeitpunkt beginnen."

„Also beginne ich erst nächsten Monat?", fragte Miles und klang etwas enttäuscht.

„Gibt es ein Problem? Brauchst du mehr Zeit?"

Es schien ihm unangenehm zu sein und ich gab ihm die Zeit, die er brauchte, um mir zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag. „Ich muss den Collegekredit zurückzahlen und habe auch so einige laufende Kosten", rückte er dann mit der Sprache raus. „Deswegen dachte ich, ich könnte vielleicht schon anfangen. Quasi sofort."

Nun war ich diejenige, die Zeit brauchte, um die richtigen Worte zu finden. „Das kann ich nicht entscheiden", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß und sah die Enttäuschung in Miles Augen. „Aber ich kann jemanden fragen." Ich griff nach dem Telefon und betätigte die Kurzwahltaste, welche mich mit John verbinden würde.

Es klingelte sogar sehr lange, aber er nahm nicht ab und irgendwann gab ich frustriert auf. Wahrscheinlich hatte er schon Feierabend und war nun nicht mehr im Gebäude. Genervt atmete ich aus und wollte mein Gegenüber auf morgen vertrösten, als die Bürotür aufgerissen wurde.

John hielt die Klinke noch in der Hand und wollte scheinbar gerade zu sprechen beginnen, als er merkte, dass ich nicht alleine war. Etwas verdutzt sah er von Miles zu mir und schien dann zur Besinnung zu kommen. „Ich habe nicht erwartet, dass ihr beide noch hier seid." Er betrat den Raum vollends und schloss die Tür hinter sich. „Ich nehme an, Sie haben sich dafür entschieden bei uns anzufangen", richtete er seine Worte an Miles und reichte ihm die Hand.

Dieser sprang regelrecht von seinem Stuhl und ergriff diese. „Natürlich. Vielen Dank für diese Chance."

„Ich habe versucht dich anzurufen. Es gibt eine kleine Ungereimtheit", mischte ich mich ein und zwei Augenpaare lagen auf mir.

„Was soll das heißen? Was für eine Ungereimtheit?" John, der nun Miles Hand losließ, war natürlich voll im Geschäftsmodus.

Ich fuhr mir mit einer Hand durch meine Haare und beschloss nicht lange um den heißen Brei herumzureden. „Miles hat Rechnungen zu bezahlen und würde daher gerne sofort mit seiner Arbeit beginnen."

„Du kannst das doch nicht einfach so sagen!" Miles war es sichtlich unangenehm, dass ich vor John so offen sprach. „Bitte verstehen Sie das nicht falsch", wandte er sich an John. „Ich habe nichts verbrochen oder so. Es sind nur die Kredite für das College, welche ich schnellstmöglich zurückzahlen möchte."

„Sowie deine Miete und alle weiteren laufenden Kosten" mischte ich mich erneut ein. Miles wirkte, als würde er jeden Moment im Boden versinken.

John sah kurz zu mir und dann zu Miles. „Von wie viel Geld reden wir?"

Die Assistentin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt