41

2.4K 127 18
                                    

John

Völlig erschöpft lag ich neben Brooke und versuchte zu Atem zu kommen, doch zum Glück ging es nicht nur mir so. Auch sie schien am Rande ihrer Ausdauer angekommen zu sein.

Es hatte mich etwas an Überredungskunst gekostet, aber nun schien sie sich für die Narben, welche sie am Bauch hatte, nicht mehr zu schämen. Anfangs hatte Brooke versucht, diese vor mir zu verstecken, aber sie gehörten zu ihr und waren für mich ein Zeichen für all das Leid, welches sie über sich ergehen lassen musste.

„Wo ist mein Geschenk?"

Ich lachte und konnte es kaum glauben. „Ich dachte, du hättest es vergessen."

Sie drehte sich zur Seite und sah mich an. „Als würde ich so was vergessen."

„Du hast das nicht nur wegen des Geschenks gemacht, oder?" Inzwischen wandte ich mich ebenfalls Brooke zu und mit meiner freien Hand versuchte ich ihr Haar zu richten, welches kreuz und quer von ihrem Kopf abstand. „Ich dachte, du würdest es genießen, etwas Zeit mit mir zu verbringen."

„Das tue ich auch", flüsterte sie und lehnte sich an mich. „Wirklich. Auch wenn ich dir deine Lüge mit John Junior noch übel nehme."

Sie war wirklich sauer, bis ich ihr seine Geburtsurkunde zeigte. Als sie realisierte, was ich getan hatte, hatte sie nur noch geweint. Scheinbar war es seitdem so eine Art Hobby von ihr, auch wenn sie es heute Abend nicht getan hatte. Vielleicht waren wir auf einem guten Weg.

„Wo wir gerade dabei sind", begann ich. „Ich sehe kurz nach ihm und bin dann gleich wieder bei dir."

„Bringst du mir etwas zu trinken mit?", rief Brooke mir hinterher, während ich auf einem Bein sprang, um mir meine Boxershort beim Laufen anzuziehen.

Leise öffnete ich die Tür zu Elliots Zimmer und sofort hörte ich das leise Geräusch von plätschernden Regen, welches aus einem Lautsprecher kam. „Was macht deine Mama mit dir", fragte ich meinen Sohn, der mir jedoch nicht antworten konnte. Zum einen, weil er vermutlich nicht einmal verstand, was ich von ihm wollte und zum anderen, weil er seelenruhig schlief. Ich schaltete den Lautsprecher aus und strich ihm vorsichtig über seinen Kopf. Dann verließ ich den Raum, ließ seine Zimmertür aber einen Spalt geöffnet.

Die nächsten Minuten verbrachte ich damit, alles Nötige zusammen zu sammeln. Erst als ich wirklich alles hatte, ging ich zurück zu Brooke, welche im Schneidersitz auf dem Bett saß und sich gerade mein Hemd zuknöpfte.

„Warum eigentlich immer meine Oberteile?", fragte ich und reichte ihr eine Flasche Wasser. „Während der Schwangerschaft habe ich es ja verstanden, aber mittlerweile sollten dir deine Sachen doch wieder passen."

Sie zuckte mit den Schultern. „Vermutlich, weil sie nach dir riechen und es mich beruhigt."

Es passierte nicht oft, dass wir so offen miteinander umgingen, doch es war wirklich schön, wie einfach es zwischen uns sein konnte. Ich machte mir auch nichts vor, denn meist war es mein Ego und ihr Sturkopf, die uns dabei im Weg standen.

„Wenn du morgens vor mir aufstehst, tausche ich unsere Kissen", gestand ich ihr, denn sie hatte dieselbe Wirkung auf mich. Ich setzte mich zu ihr und nahm ihr die Flasche aus der Hand, um ebenfalls etwas davon zu trinken. „Was hältst du von Familientraditionen?", fragte ich nach einer gewissen Zeit, die wir schweigend verbrachten.

„Das hängt davon ab. Wenn es um irgendwelche Namen geht, dann bin ich raus."

„Es geht eher um Weihnachten", begann ich. „Es sind noch einige Wochen, aber Thalia und Matthew haben uns eingeladen, es gemeinsam mit ihnen zu verbringen. Meine Eltern werden ebenfalls da sein."

Brooke lachte plötzlich laut. „Dann werden seine auch dabei sein. Hast du deine Mom und seine Mom mal zusammen erlebt?", lachte sie noch immer und ich wusste genau, was sie meinte. „Aber wir können es gerne machen. Ich denke, es wäre eine schöne Erinnerung für uns alle. Auch wenn Elliot oder Tate und Maddie davon nicht viel mitbekommen."

„Sie werden aber die meisten Geschenke bekommen." Vermutlich würden Berge von Geschenken nur für die drei bereitstehen.

„Wo wir wieder bei meinem Geschenk sind", warf sie ein.

Brooke gab aber auch nicht nach und ich war selbst daran schuld, denn ich hatte ihr eine perfekte Vorlage geliefert. Ich beugte mich zur Seite und griff in die Schublade meines Nachtschrankes, die ich gerade geöffnet hatte. Dann nahm ich die kleine Schachtel heraus, die ich seit Monaten vor ihr versteckte.

„Wir wissen beide, dass wir nicht gerade den perfekten Start hatten", begann ich und hielt die Schachtel noch etwas versteckt, während ich sie ansah. „Um ehrlich zu sein, war es zwischenzeitlich eine echte Katastrophe mit uns und es wird mit Sicherheit noch so einige Male schwierig zwischen uns werden. Aber ich kann mir beim besten Willen keine andere Frau an meiner Seite vorstellen."

Sie sah mich an und trug ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, während ihre Augen verräterisch glitzerten. Brooke wollte etwas sagen, doch ich unterbrach sie.

„Ich werde es dir nicht so oft sagen, wie du es verdienst, aber ich will es zumindest einmal richtig machen. Ich liebe dich."

Brooke senkte ihren Kopf und ließ ihren Tränen freien lauf. Vor einem Jahr hätte ich noch gedacht, dass ich etwas Falsches getan oder gesagt hatte. Mittlerweile konnte ich sie so gut einschätzen, dass ich wusste, dass sie nicht weinte, weil meine Worte sie traurig machten.

Ich zog die kleine Schachtel unter meinen Oberschenkel hervor und schob diese auf der Bettdecke zu ihr herüber. „Ein paar Monate habe ich ihn schon, wusste aber nie, wann ich ihn dir geben sollte." Ich klappte den Deckel auf und zum Vorschein kam der Ring, in welchen Brooke sich verliebt hatte, als sie ihn zum ersten Mal sah. „Offiziell verlobt waren wir ja nie so richtig, aber ich hoffe, dass ich damit zumindest etwas wiedergutmachen kann."

Die nächsten Worte, die sie sprach, konnte ich vor lauter japsen und schluchzen nicht verstehen, aber ich hatte das Gefühl, es richtig gemacht zu haben. Ihre Hand zitterte, als ich versuchte, ihr so sanft wie möglich den Ring über den Finger zu streifen.

„Er war so teuer", war das Erste, was ich verstand.

„Du solltest doch mittlerweile wissen, dass Geld keine große Rolle spielt, aber bitte verliere ihn nicht." Wie teuer der Ring im Endeffekt war, verschwieg ich ihr bewusst. Es kam nicht oft vor, dass Dinge in gepanzerten und bewachten Wagen in die Firma geliefert wurden. „Du darfst ihn noch einmal abnehmen, um zu sehen, was in seiner Innenseite graviert ist."

Scheinbar war sie am Rande eines Nervenzusammenbruchs, denn ihre Hand zitterte noch immer, als sie ihn vorsichtig abzog. „Da steht Elliots Name", sprach sie lächelnd und zog ihn wieder auf. „Danke."

Mit so viel Gefühlen konnte ich nicht so gut umgehen, also versuchte ich, die Situation etwas zu lockern. „John Junior war etwas zu lang."

Ich bekam einen Schlag auf die Schulter, aber zumindest hatte ich dafür gesorgt, dass sich die Atmosphäre änderte. „Du bist ein Idiot", lachte sie und ließ sich zurück in die Kissen fallen.

„Aber ich bin dein Idiot", flüsterte ich, als ich mich zu ihr herunterbeugte und damit begann mein Hemd, welches sie trug, aufzuknöpfen.

Sanft fuhr sie mit ihrer Hand durch meine Haare. „Ich liebe dich auch, du Idiot."

Die Assistentin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt