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Brooke

„Seit wann trinkst du keinen Kaffee mehr?" John sah mich ungläubig an, während ich überlegte, ob es vielleicht sein Erinnerungsvermögen war, welches unter den Hormonen litt.

„Seitdem ich schwanger bin", gab ich genervt von mir. Es war mir nicht verboten Koffein zu konsumieren, aber ich wollte zumindest etwas richtig machen, was diese Schwangerschaft betraf.

Der Morgen startete schon schlecht. Nachdem wir beide die Nacht auf dem Sofa verbracht hatten, weil wir dort eingeschlafen waren, schmerzten sämtliche Gelenke in meinem Körper. Mein Rücken würde mich noch umbringen. Die Tatsache, dass ich wach geworden bin, weil der Wurm in mir scheinbar alles aus meinem Körper verbannen wollte, was ich gestern Abend gegessen hatte, machte es nicht besser. Ich dachte kurzzeitig, dass ich die Toilette scheinbar gar nicht mehr loslassen würde.

John, welcher von den Geräuschen, die ihn laut eigener Aussage an Jurrasic Park erinnerten, geweckt wurde, machte es nicht besser. Als er panisch das Badezimmer betrat, um mir zur Hilfe zu eilen und sah, was da aus mir kam, machte er Würgegeräusche und verließ fluchtartig den Raum. Anscheinend konnte er mit so etwas wirklich nicht gut umgehen. Ich konnte ihm aber keine Vorwürfe diesbezüglich machen. Mich widerte es selbst an.

„Sicher, dass dein Magen das verträgt?" Skeptisch beäugte er mein Frühstück, welches aus Brot, Käse, Marmelade und sauren Gurken bestand. Dabei trank ich einen milden Kräutertee.

Ich bis von meinem Brot ab, während ich anschließend gleich den Löffel mit der herrlichen Kirschmarmelade in meinen Mund nahm. Mein Verstand sagte mir, dass es wirklich eine seltsame Kombination war, doch meine Hormone verlangten danach. „Aber es schmeckt so gut", gab ich von mir, nachdem ich alles heruntergeschluckt hatte.

John versuchte zwar einen neutralen Gesichtsausdruck zu haben, aber es gelang ihm kein bisschen. Unsicher lächelte er und trank seinen Kaffee. So verbrachten wir die nächste halbe Stunde, während wir unseren eigenen Gedanken nachgingen.

„Musst du heute nicht ins Büro?" Während ich die nagelneue Spülmaschine einräumte, durchsuchte er eine der unzähligen Kisten, die er in die Küche gestellt hatte.

„Ich wollte dir heute noch mit der Einrichtung helfen." Er hob einige Töpfe aus dem Umzugskarton und stellte sie auf die Kücheninsel, an der wir bis eben saßen. „Aber ab morgen bist du mich, zumindest tagsüber, los."

Ich stellte mich an seine Seite und sah zu ihm auf. „Wer von uns beiden die Zeit wohl mehr genießt?", gab ich spitz von mir. „Aber ab nächster Woche arbeite ich auch wieder und kann dir quasi den ganzen Tag den Nerv rauben."

„Du findest immer die passenden Worte", lachte er und beförderte immer mehr Dinge für die Küche zum Vorschein. „Aber wo wir bei passenden Worten sind. Dir ist bewusst, dass es nur ein Wort braucht, damit du meine Frau wirst, oder?"

Warum fing er schon wieder mit diesem Thema an? Ich verstand es nicht. Wir liebten uns nicht einmal. „Warum willst du unbedingt, dass ich dich heirate?" Diese Frage hatte ich ihn schon einmal gestellt, aber bisher gab er mir keine Antwort darauf. „Geht es darum, die Lüge vor deinen Eltern aufrechtzuerhalten?"

„Nicht nur." John schob die Dinge, welche sich vor ihm befanden etwas zu Seite und stütze seine Unterarme auf der Arbeitsplatte ab. „Würdest du es verstehen, wenn ich dir sage, dass ich es richtig machen will? Dieses Kind sollte abgesichert sein und am einfachsten wäre es, wenn wir verheiratet wären."

„Wie stellst du dir das vor? Wie lange sollen wir denn verheiratet bleiben? Wir wissen beide, dass es niemand von uns dulden würde, wenn es nebenher noch andere Partner gäbe", gab ich mein größtes Bedenken offen zu. Der Gedanke daran, stillschweigend im Nebenraum zu sitzen, während jemand anderes bei John war, würde mich in den Wahnsinn treiben. Umgekehrt würde es ihm nicht anders gehen. Obwohl ich bezweifelte, dass es ein anderes männliches Wesen jemals in mein Schlafzimmer schaffen würde, solange er in der Nähe war.

„Darum geht es dir?" Er klang beinahe belustigt. „Wenn du willst, dass wir beide Sex miteinander haben, musst du es mir nur sagen." Natürlich beschränkte er sich auf diesen Teil meiner Bedenken und mein abfälliger Blick schien ihm nicht zu entgehen. „Für den Fall, dass etwas passiert, wärt ihr zwei komplett abgesichert", sprach er und ein Gefühl des Unbehagens überkam mich.

Was sollte denn passieren? Wie kam er auf solche Gedanken? „Weißt du mehr als ich?" Kaum hatte ich die Worte gesprochen erschien es mir als absolut logisch, dass er mehr wusste als er bisher zugab. „Ist es wegen Ben?" Instinktiv griff ich mir an den Bauch, als ob ich den Wurm in mir vor etwas schützen müsste. Dabei war ich hier, in diesem Appartement und bei John, in Sicherheit. Niemals würde er zulassen, dass Ben auch nur ansatzweise in unsere Nähe kam.

„Komm", er nahm meine Hand in seine und zog mich aus der Küche. „Wir müssen reden."

Er platziere mich auf einem Sofa und wies mich an zu warten, während er etwas aus seinem Büro holte. Ich wunderte mich, ob und wann er es geschafft hatte, diesen Raum einzurichten, denn er war sehr schnell wieder bei mir. Aber im Grunde ging es mich nichts an, denn es war sein Reich und ich würde den Teufel tun und mich dort aufhalten. John legte eine Akte vor mir auf den Tisch.

„Ich bitte dich darum, ruhig zu bleiben und dich nicht aufzuregen. Es gibt einiges, dass ich dir sagen und zeigen muss."

Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Als würde die Zeit stillstehen, dabei waren es nur wenige Minuten, in denen John mir alles offenlegte. Mein Auto, welches zerkratzt und dessen Reifen zerstochen wurden. Deswegen hatte John es entsorgt, wie er es nannte. Unzählige Briefe, welche Ben an meine Adresse verschickt hatte. Selbst ein Foto einer toten Ratte zeigte er mir und erklärte, dass diese in meinem Briefkasten deponiert war. Ausgedruckte Nachrichtenverläufe, in denen Ben John offen drohte, sollte er nicht damit aufhören, mich zu verstecken.

„Wissen die Officer davon?", war die erste Frage, welche mir in den Sinn kam. Dass John scheinbar ebenso in Gefahr war wie ich, wurde mir erst später bewusst.

Er nickte mir zu und schob die Bilder zurück in den Ordner, den er daraufhin zuschlug. „Ben scheint uns immer einen Schritt voraus zu sein. Niemand weiß, wo er sich aufhält. Seine Wohnung hat er seit seinem Angriff auf dich nicht mehr betreten."

Deswegen machte er sich also wirklich Sorgen. Es ging ihm nicht einmal zwingend um das, was seine Eltern von ihm dachten. Er war wirklich besorgt um mich und das Baby.

„Ich heirate dich." Ich sah John direkt in die Augen. „Aber ich habe zwei Bedingungen. Keine große Feier oder so ein Schnickschnack. Nur wir zwei."

„Und die andere Bedingung?"

Ich konnte kaum glauben, dass ich es wirklich aussprach. „Ich entscheide darüber, wann ich meine ehelichen Pflichten dir gegenüber erfülle."

Johns Anspannung schien auf einen Schlag verflogen und er lachte laut auf. „Also werden wir beide ..."

„Sprich es nicht aus." Meine Warnung war eher ein kläglicher Versuch, ihn von seinem hohen Ross herunterzuholen, auf welches er sich innerhalb weniger Sekunden geschwungen hatte. Doch es half alles nichts. Sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck sprach Bände. Vermutlich hörte er mir nicht einmal mehr zu.

Die Assistentin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt