Epilog

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John

„Es war eine dumme Idee, hierher zu kommen. Wir hätten uns genauso gut zu Hause streiten können." Brooke warf ihre Zahnbürste regelrecht in den Becher und löschte das Licht im Badezimmer.

Wir taten das, was wir seit einigen Jahren bereits zu Weihnachten taten. Gemeinsam mit meinen Eltern reisten wir nach Washington und verbrachten die Feiertage mit Thalia und ihrer Familie. Es war unglaublich, wie groß die Kinder bereits waren, und Elliot hatte jedes Mal seinen Spaß, wenn wir hier waren. Besonders der Schnee, von dem wir in L.A. bekanntermaßen nichts hatten, hatte es ihm angetan.

Meine Schwester und ihr Mann hatten ihre Familie um ein Mitglied erweitert und seit knapp einem Jahr war Matt auf der Welt. Es war seltsam, aber ich vermisste die Zeit, in welcher Elliot so klein war. Seitdem er laufen konnte, waren wir nur noch hinter ihm her, und nachdem er das Reden für sich entdeckte, musste besonders ich mich zusammenreißen, um nichts zu sagen, was ich später bereuen würde. Doch er war bereits seit einigen Tagen etwas krank, was dazu führte, dass Brooke und ich einander Vorwürfe machten. Er hatte draußen im Schnee gespielt und bekam bereits in der Nacht Fieberschübe.

„Wir streiten uns zu Hause nicht", erinnerte ich sie und legte mein Handy zur Seite. „Das machen wir nur, wenn wir im Urlaub sind."

„Bin ich jetzt etwa daran schuld, dass wir hier sind", fuhr sie mich an und legte sich zu mir. Sie war in der letzten Zeit aber auch reizbar und fuhr wegen jeder Kleinigkeit aus der Haut.

„Willst du mir nicht einfach sagen, was das Problem ist?", fragte ich sie. „Momentan gibst du mir das Gefühl, dass ich nicht einmal atmen kann, ohne dass du genervt bist."

Brooke atmete genervt aus und schien zu überlegen. Eine Zeit lang hatte ich die Befürchtung, ihre Gefühle für mich hätten sich verändert oder sie würde eine Affäre haben. Doch ich tat es als Blödsinn ab, denn nachts kuschelte sie sich an mich und schien mich gar nicht mehr loslassen zu wollen.

„Ich habe das Gefühl, du denkst manchmal, ich wäre eine schlechte Mutter."

Wer hatte ihr denn den Schwachsinn eingeredet? „Wie kommst du darauf?"

„Eigentlich sollten Jungs doch eher an ihrer Mutter hängen, doch Elliot will einfach immer zu dir. Ich bin einfach eifersüchtig. Selbst jetzt, wo er Fieber hat, lässt er sich lieber von dir trösten."

Sie war eifersüchtig! Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Elliot liebte seine Mom und ich wusste nicht, wie sie jetzt darauf kam. „Du bist eine gute Mutter. Er ist halt einfach in einem Alter, in dem er anfängt, anderen Jungs nachzueifern, und ich bin einfach der größte Junge, den er kennt." Ich zog sie in meine Arme und traf auf keinerlei Widerstand. „Du machst das toll mit deinen Jungs."

„Meist ist es auch der Große, der mich zur Verzweiflung treibt", flüsterte sie in meine Halsbeuge. „Wenn ich mir ansehe, wie Matthew mit Thalia umgeht, wünsche ich mir manchmal, dass du auch so zu mir wärst. Dann wird mir aber bewusst, dass wir uns bei so viel Romantik wahrscheinlich gegenseitig anekeln würden."

Wir waren tatsächlich nicht das romantischste Paar und erst recht nicht vor anderen. Eher stichelten wir einander mit kleinen Bemerkungen. „Soll ich dir etwas von Bon Jovi vorspielen und dabei die Füße massieren?"

„Untersteh dich!", warnte sie mich. „Wir wissen beide, dass wir das nicht wollen."

So angespannt die letzten Stunden zwischen uns waren, so gelöst war die Stimmung jetzt. Sobald wir allein waren, gingen wir ungezwungen miteinander um, auch wenn Brooke mir noch immer nicht verriet, was momentan mit ihr los war.

Sanft strich ich über ihren Arm. „Magst du mir nicht sagen, was momentan mit dir ist? Es wird nicht besser, wenn du es verheimlichst." Irgendwann würde es zwischen uns eskalieren und das wollte ich nicht.

„Ich habe einfach Angst", offenbarte sie mir.

„Wovor?"

„Dass das nächste Kind dich auch lieber mag als mich." Sie sprach ganz leise und schien beinahe in meiner Halskuhle versinken zu wollen.

Ich verstand nicht, worauf sie hinaus wollte. Tate, Matt und Maddie mochten uns beide und ihre Favoriten waren eindeutig ihre Eltern. Außer an Weihnachten, denn da war Santa der Beste. Bei uns machten sie aber keinen Unterschied, was die Sympathie anbelangte.

„Sobald Elliot größer wird und erkennt, was für ein Kindskopf sein Vater ist, wird er sich mehr an dir orientieren. Das verspreche ich. Er soll nicht so werden wie ich und alles bespringen, was einen Puls hat."

Ich redete die ganze Zeit vor mir her und bemerkte nicht einmal, dass Brooke sich von mir entfernte. Erst als sie sich leicht aufrichtete, vermerkte ich, dass ich wohl etwas Falsches gesagt hatte.

„Hast du mir überhaupt zugehört?", fragte sie und legte ihren Kopf schief.

Ich überlegte. „Du hast Angst, dass eines der anderen Kinder mich auch lieber hat."

Sie schüttelte den Kopf. „Das habe ich nicht gesagt. Denk noch mal nach."

Was hatte sie denn? Es war genau das, was sie gesagt hatte. Ich setzte mich ebenfalls auf. „Aber das meintest du doch. Du sagtest, dass das ..." Dann verstand ich ihre Worte. „Das nächste Kind", flüsterte ich und sah sie mit großen Augen an. „Wirklich?"

Sie nickte und nahm meine Hand, um diese auf ihren Bauch zu legen. „Wir bekommen noch ein Baby."

Das war ein Wunder. Eigentlich sollte es beinahe unmöglich sein und die Ärzte rieten uns zu Hormonbehandlungen, falls wir noch ein Kind haben wollten. Eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege war beinahe ausgeschlossen, und da Brooke sich keinen Medikamenten aussetzten wollte, die sie zu einer tickenden Zeitbombe machen könnten, hatten wir das Thema eigentlich abgeschlossen.

„Wie?", fragte ich und war mir sicher, dass ich sie wie ein Idiot ansehen musste.

„Ich denke, es ist genauso entstanden wie Elliot." Sie sah mich besorgt an. „Geht es dir gut? Du siehst aus, als hättest du einen Schlaganfall."

Ich zog Brooke in meine Arme. „Danke", flüsterte ich. „Ich liebe dich so sehr. Danke."

Die Assistentin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt