CHEMISTRY II ✔︎ Wirst du mir verzeihen?

10. Damage

Sie hatte Recht.

Natürlich hatte sie Recht.

Galina hatte immer Recht.

Sie war schon immer diejenige gewesen, die es besser wusste.

Ich war nur diejenige gewesen, die es hatte besser wissen wollen.

Dennoch war ich nun die erfolgreichere von uns beiden.

Zumindest was den Beruf anging.

Von einem Privatleben hatte ich ihrer Meinung noch nie etwas gehört.

Dass sie mir das ohne große Überraschung mitteilte, war nicht weiter ungewöhnlich oder tragisch.

Viel schlimmer war jedoch, wie sich ihre Augen weiteten, als ich ihr den Grund für meinen Besuch erklärte.

Professor Maike Cortillard, meine neue Kollegin.

Der Blick, mit dem sie mich nach meiner Erzählung bedacht hatte, hatte es mich erneut bereuen lassen, zu ihr gefahren zu sein.

Ich starrte auf mein Handy.

Der komische Vorfall von gestern Abend machte mich noch immer nachdenklich.

Wo auch immer diese May meine Nummer her hatte, ich würde den, der dafür verantwortlich war umbringen!

Es hatte seine Gründe, wieso nur eine handvoll Menschen sie besaßen.

Ich hatte heute immer wieder auf ihren Chat gesehen.

Sie war immer wieder kurz online gewesen, jedoch nach 10 Sekunden immer wieder offline gegangen, als hätte sie etwas verschreckt.

Und nun saß ich in dem Auto meiner Schwester, die mich in Richtung Flughafen fuhr.

Die Gespräche mit ihr hatten mehr geholfen, als ich zugeben wollte.

Ich wusste, dass ich mich Maike gegenüber falsch verhalten hatte, aber ich wusste auch, dass dies meine Art war.

Ich konnte sie unterdrücken, jedoch wusste ich nicht, wie lange das gut gehen würde.

Vor allem, wenn sie mich immer wieder provozierte.

Auf der anderen Seite jedoch verabscheute ich ihre willenlose und respektvolle Art.

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich wirklich verzweifelt.

Und Cortillard war daran Schuld.

Diese Frau hatte mein Gleichgewicht durcheinander gebracht.

Und ich musste irgendwie versuchen, den Schaden wieder einzugrenzen.