CHEMISTRY II ✔︎ Wirst du mir verzeihen?

56. Why?

Paralysiert stand ich an der Wohnungstür und wusste nicht recht, was ich darauf erwidern sollte.

In meinem Inneren spielten sich die verschiedensten Gefühle ab.

Eine Stimme sagte mir, dass ich auf genau diese Aussage praktisch schon mein ganzes Leben gehofft hatte.

Eine andere dagegen riet mir, dem kein Gehör zu schenken und die Beine in die Hand zu nehmen.

Und dann gab es noch eine dritte, die mich davon überzeugen wollte, endlich aufzuwachen und auf Arbeit zu gehen.

Vollkommen überfordert und von der Angst verfolgt, dass ich etwas tun könnte, was ich später bereuen würde, quetschte ich mich an Markov vorbei, die noch immer vor mir stand.

Ich lief in Richtung des Wohnzimmers und ließ mich auf dem Sofa nieder.

Nur am Rande merkte ich, wie unsicher die ältere und sonst so kühle Professorin sich mir gegenüber in einen der Sessel sinken ließ.

Markov hatte sich entschuldigt.

Sie hatte gesagt, sie wolle nicht, dass ich gehe.

Vielleicht bildete ich mir zu viel darauf ein, doch in dem Moment konnte ich an nichts anderes denken, als an ihre heißen Lippen auf meinen und ihre folgenden Worte.

Eine gefühlte Ewigkeit saßen wir da und schwiegen uns an.

Keiner traute sich, ein Wort zu sagen.

Bis ich es schließlich nicht mehr aushielt.

"Wieso?", meine Stimme glich eher einem Windhauch.

Es war fast schon bemerkenswert, dass Markov überhaupt darauf antwortete.

"Wieso was?", eine unbekannte Unwissenheit lag in ihrem Ton.

"Das... Alles", unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe herum.

Ein paar Sekunden blieb es still.

Dann erklang ein leises Seufzen.

"Maike... Ich weiß nicht, was du von mir hören willst."

Ich richtete meinen Blick nach oben und sah sie entgeistert an.

Das hysterische Lachen konnte ich nicht schnell genug unterdrücken.

Erschrocken riss ich meine Hand vor den Mund und konnte nichts dagegen tun, dann meine Augen panisch in Markovs Richtung blickten.

Das letzte Mal als ich respektlos zu ihr war, war nicht sehr gut für mich ausgegangen.