𝘋𝘦𝘢𝘭

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Zielstrebig peilte ich den ganz natürlich am Pfosten lehnenden, jungen Mann an. Angewidert kämpfte ich mich dafür durch die Menge schwitzender, brüllender Kerle, die mir teilweise hinterher pfiffen.

Einen Vorteil hatte das Pfeifen der Widerlinge, es lenkte die Aufmerksamkeit meiner Zielperson auf mich, die mich somit bereits erwartete. Es war offensichtlich, dass ich zu ihm wollte. Mein Blick heftete durchgängig auf ihm.

Als uns nur noch wenige Meter trennten, stieß er sich in aller Gelassenheit von der Säule. "Wen haben wir denn da." Seine Augen scannten mich eindringlich. Mit der Zunge befeuchtete er seine Lippen, wobei ich vor Ekel beinahe würgen musste. Ich schüttelte das starke Bedürfnis ab und kam umgehend zur Sache. Immerhin hatte ich keine weiteren Absichten. "Vienna Kaisynn. Ich brauche deine Hilfe." Belustigt lachten er und seine Freunde auf. Mein Ausdruck blieb ernst.

"So direkt hat es noch keine gesagt", meinte er nach wie vor erheitert. Erneut studierte er mich für eine gewisse Zeit, vermutlich um festzustellen, ob ich seinen Ansprüchen gewachsen war. Gott, was ein Mistkerl er doch war.

"Komm mit", sagte er anschließend. "Ich kenne einen ruhigeren Ort, an dem ich dir helfen kann." Seinen Kumpels warf er einen schmierigen Blick zu, während er seine Hand an meinem Rücken platzierte und mich vorwärts schob.

Nach wenigen Metern wirbelte ich ruckartig um, fauchte, er solle mich nicht anfassen. Wie gesagt, keine weiteren Intentionen. Er hingegen, schien sie ganz offensichtlich schon zu haben. Ich wollte ihm von vornerein klarmachen, dass ich die Falsche dafür war.

"Ich weiß, wer du bist", teilte ich ihm mit. "Ach ja?" Selbstsicher nickte ich. Er kam meinem Gesicht näher, sah mir einen Moment lang in die Augen. Sein rechter Mundwinkel zuckte verschmitzt in die Höhe. Er lehnte sich dicht an mein Ohr und wisperte: "Wer hat dir denn verraten, dass ich ein Sexgott bin?"

Sexgott, im Ernst? Wieder kriegte ich das kalte Grausen. Angeekelt stieß ich ihn von mir.

"Du bist ein Auftragskiller, nicht mehr", sagte ich trocken. Er hielt sich wirklich für etwas besonderes, dabei war er einfach nur ein Brechreiz erregender Macho, der seine Männlichkeit zur Schau stellen musste.

Als hätte ihn der Schlag getroffen, riss er die Augen auf und stand vorerst wie versteinert da, ehe er sich leicht panisch umsah, mich grob am Arm packte und mit sich zog. "Hey!" Genervt entriss ich mich ihm. "Ich sagte, nicht anfassen." Unberührt erfasst er mich abermals, zerrte mich weiter. Vergebens probierte ich mich zu befreien, doch die Musik wurde immer leiser und das Klappern unter meinen Absätzen in dem hallenden Flur lauter.

Stürmisch riss er letztlich eine Tür auf und beförderte mich auf die unsanfte Tour in den dahinter gelegenen Raum. Bei dem Aufprall zischte ich schmerzerfüllt.

"Keir", brummte eine raue Stimme. "Was soll das?" Ich hob den Kopf und entdeckte einen weiteren Mann hinter einem Schreibtisch sitzen.
"Ja, Keir, was soll das?", äffte ich schnippisch nach. Dabei spuckte ich die Worte wie schimmeliges Brot aus. Das gefiel ihm gar nicht. Der Abstand zwischen seinen Augen verengte sich.

"Die Schlampe hat mich beinahe vor allen geoutet", petzte er, während ich mich wieder aufrappelte. Mit einem scharfen Blick durchbohrte der Anzugträger mich.

Ich näherte mich ihm. "Zade Kerouce, richtig?" Vor seinem Pult kam ich zum Stehen. "Ich muss jemanden finden."

Aus meiner Tasche kramte ich die Aufnahme einer Überwachungskamera aus jener Nacht sowie 30.000 Dollar in bar. Beides klatschte ich auf die Tischplatte. "Das ist alles, was ich habe. Helft mir." Mit einem unlösbaren Ausdruck sah er erst zu mir, dann runter auf das Bild.

"Wie lautet dein Name?", erkundigte er sich, ohne die Augen von dem Abzug zu nehmen. "Vienna Kaisynn... Kennst du den Mann?" Zwar gab er mir keine klare Antwort, doch seine Mimik, als auch sein rapid wechselndes Verhalten, verrieten ihn. Er erkannte den Mörder meiner Eltern.

"Wir können dir nicht weiterhelfen", log er und gab mir das Foto zurück. Perplex blinzelte ich ihn an. "Was? Aber-" "Geh jetzt lieber." Nervenschwach blickte ich zwischen ihm und seinem Komplizen, der mir gereizt zu bedeuten gab, zu verschwinden, hin und her.

Diesen Ausgang konnte ich keinesfalls hinnehmen. Nach sieben Jahren der Dunkelheit - sieben Jahre ohne Erfolg, tat sich endlich ein Funke Hoffnung auf, doch auch dieser sollte nun entfleuchen. So konnte es nicht ausgehen. Der Bastard durfte damit nicht davonkommen.

"Nein. Wieso helft ihr mir nicht? Ihr helft jedem. Ich besorge noch mehr Geld un-" Zade schnitt mir wie zuvor das Wort ab: "Du solltest akzeptieren, was geschehen ist und abschließen." Unduldsam schüttelte ich den Kopf. Das würde ich niemals. Nicht, solange dieser Mistkerl noch am Leben war.

"Was weißt du über ihn? Wie heißt er? Warum deckst du ihn?", fuhr ich ihn aus purer Verzweiflung an. "Beruhig dich, Vienna", sprach er. "Ich versuche dich vor einem gewaltigen Fehler zu bewahren."
"Lass mich den Fehler machen! Es ist meiner. Gib mir nur einen Namen oder eine Adresse."

Keir begann das Geld zurück in meine Tasche zu stopfen, während ich dies hoffnungslos zu stoppen versuchte und mit seinem Kumpan diskutierte.

Aus heiterem Himmel gab er nach. "In Ordnung." Augenblicklich schossen unsere Köpfe in seine Richtung. "Aber es gibt eine Bedingung." Eifrig nickte ich. "Alles. Ich tue alles." Alles wäre besser, als weitere sieben Jahre damit zu verschwenden, irgendeinen Typen ausfindig zu machen.

"Da wir Fremde sind und du möglicherweise für jemanden arbeiten könntest, denke ich, es wäre gut, dich im Auge zu behalten. Du wirst bei uns wohnen bis die Sache erledigt ist." Übereilt stimmte ich zu:
"Deal!"

Das erste Kapitel fällt mir immer etwas schwer, aber ich hoffe, es ist einigermaßen gelungen

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Das erste Kapitel fällt mir immer etwas schwer, aber ich hoffe, es ist einigermaßen gelungen.
Bleibt gerne dran, es wird besser :)

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