Mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern hatten Lexi und ich es uns auf der Veranda bequem gemacht. Keir lag bereits im Bett. Er wollte für morgen ausgeschlafen sein.
"Was ist das zwischen euch?", wollte sie nach dem zweiten Glas und einem oberflächlichen Smalltalk wissen. Schulterzuckend antwortete ich: "Nichts. Keir und Zade helfen mir den Mörder meiner Eltern zu finden." Lexi verstummte. Möglicherweise hätte ich es ein wenig schonender ausdrücken sollen. Ich nahm einen ordentlichen Schluck und fuhr fort: "Was ist mit euch? Wie genau habt ihr euch kennengelernt?"
Einen Moment lang zögerte sie, dass ich ihr jedoch von meinen Eltern erzählt hatte, gab ihr den Mut. "Keir's Familie starb bei einem Autounfall. Sein kleiner Bruder, seine Eltern." Daher also die Narbe... Sie schluckte schwer, blickte in ihren Schoß. "Er versuchte sie zu retten. Er war gerade mal dreizehn Jahre alt. Als der Krankenwagen kam, war es zu spät." Schweigen deckte den kleinen Rundtisch. In der nächtlichen Stille hörte man nur die Grillen zirpen. Sofort fühlte ich mich schlecht. Ich behandelte ihn schrecklich, warf ihm andauernd vor, er hätte keine Ahnung. Zwar hatte er mir erzählt, dass er Familie verloren hatte, dass es so schlimm war, sah ich allerdings nicht kommen.
"Er hatte keinen Platz zum Schlafen und landete bei mir." Die Bezeichnung 'Schwester' machte nun Sinn. "Meine Eltern stritten ständig und tranken viel. Keir hielt das alles nicht aus. Er war die meiste Zeit unterwegs, trieb sich in den falschen Gegenden, mit den falschen Leuten rum und rutschte einfach ab." Sie legte eine kurze Pause ein, die mir nur recht kam. Es war eine Menge zu verarbeiten. Ich hätte wollte nachhaken, was genau sie unter 'abrutschen' definierte, beschloss, es jedoch lieber zu unterlassen. Ich konnte mir schon denken, was sie meinte - Kriminalität, Partys, Drogen, Alkohol. Diese Welt kannte ich nur zu gut.
"Irgendwann traf er Zade. Sie fingen an Drogen zu verkaufen, um abzuhauen", erzählte sie weiter, weswegen ich die Stirn runzelte. Was war mit Zade? Wieso wollte er von zu Hause weglaufen? Lexi bemerkte meine Verwirrung, atmete tief durch, um weiter zu erklären. "Seine Eltern waren reich. Ich bin sicher, er hätte keine Drogen verkaufen müssen", setzte sie an, schweifte damit jedoch vom Thema ab. "Jedenfalls wollte sein Vater, dass er das Familienunternehmen übernimmt, doch er wollte mit all dem nichts am Hut haben." Und deswegen rannten sie gemeinsam weg.
Diese riesige Offenbarung, bereitete mir ein schlechtes Gewissen. Ich hatte die zwei unterschätz. Mit einem Glas Wein zu viel intus taumelte ich ins Gästezimmer. Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen, schlüpfte erst aus Shorts und Hoodie, schließlich auch aus dem drückenden BH. Bis auf den marineblauen String entblößt, krabbelte ich unter die Decke.
Ich ging davon aus, Keir würde bereits schlafen, doch da erkannte ich seine strahlenden Augen. "Du hast zu viel getrunken", murmelte er in diesem Augenblick. Stöhnend rollte ich mich auf den Bauch. "M-mir... Ich...geh es gut", lallte ich mit schwerer Zunge in mein Kissen. "Du!" In heller Aufruhr wandte ich mich ihm zu. Mein Zeigefinger landete an seiner ebenfalls nackten Brust. "Dir geh nicht gut", nuschelte ich und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Eine Weile sagte keiner was. Es war das erste Mal, dass die Körpernähe zwischen uns von mir ausging. Schmunzelnd legte er seine Arme um mich.
"Tut mir leid, dass ich so..." In meiner Trunkenheit brauchte es etwas, bis ich das richtige Wort fand. "Gemein bin", vervollständigte ich. Um ihn betrachten zu können, drückte ich mich von ihm. Meine bloßen Brüste baumelten direkt vor seinem Gesicht, wurden ihm quasi auf dem Silbertablett serviert, doch er sah in meine Augen. Kein einziges Mal blickte er runter. "Ich find eigentlich nicht so schlimm, wenn du oder Zade mir kuschelst", säuselte ich. "Ich mag euch." Müde schmiegte ich mich wieder an ihn. "Ich mag dich auch, Vienna Kaisynn." Vorsichtig schlang er den Arm wieder um mich herum.
Kapitel 28!
Womit habt ihr gerechnet? Was dachtet ihr, wie Keir und Zade sich kennenlernten und was es mit Keir's Familie auf sich hatte?
Ayana :P
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Revenge
RomanceVienna war auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Eltern, um ihn für sein Verbrechen bezahlen zu lassen. Nach sieben Jahren verlorener Mühe hegte sie wieder Hoffnung; sie verbündete sich mit zwei skrupellosen Auftragsmördern. Keir und Zade waren sowohl...