"Komm schon. Es ist nicht meine Schuld, dass ich besser bin als du." Wie so oft in seiner Gegenwart spürte ich auch jetzt die Wut in mir brodeln.
Ruckartig blieb ich stehen, wirbelte zu ihm um. "Du bist von hinten gekommen und hast an meinen Haaren gezogen", erinnerte ich ihn. "Der Kampf fand zwischen mir und Zade statt, und ihn habe ich besiegt." Schnellen Schrittes ging ich weiter.
Er seufzte und ging ebenfalls weiter, neben mir her. "Denkst du die Typen, mit denen du dich für diesen Mann anlegen wirst, werden fair kämpfen?" Das war ein guter Punkt. Meinen Irrtum würde ich jedoch nicht eingestehen. "Keir, lass es einfach", meinte ich und steuerte auf die Damenumkleide zu. Ich hörte ihn verächtlich ächzen, als die Tür hinter mir zufiel.
So sehr ich es hasste, es zuzugeben, Keir hatte mir die Augen geöffnet; diese Leute werden schmutzig kämpfen. Ich war immer so durchgekommen, aber ich war auch noch nie so tief in diese Szene eingetaucht. Ich musste dringend meine Kampffähigkeiten verbessern.
Mit meinem Duschzeug und einem Tuch um den Körper gewickelt, tapste ich zu den Duschen. Das heiße Wasser prasselte auf mich hinab. Meine Muskeln entspannten sich von dem harten Training. Nachdem der Kampf ein Fehlversuch war, versuchte ich Zade und Keir durch meine anderen körperlichen Stärken von mir zu überzeugen. Wirklich gelungen war es mich offenbar jedoch nicht.
Seufzend shampoonierte ich mein Haar. Wie sollte ich nur ihre Überzeugung gewinnen? Ich wollte Keir sein spöttisches Grinsen aus dem Gesicht wischen. Ich wollte ihren Respekt. Wer wusste schon, wie lange ich noch mit ihnen arbeiten müsste?
Als ich fertig war und die Umkleide verließ, erwarteten die zwei mich auf dem Flur. "Hast du Lust auf Burger King?", wollte Zade wissen. "Wenn dann McDonald's", erwiderte ich, während meine Augen meinen Handybildschirm fixierten und schulterte meine Tasche. Amüsiert lachte er: "In Ordnung."
Früher hatte ich den Streit um Burger King oder McDonald's auch nicht verstanden. Seitdem bei meinem X‑tra Long Chili Cheese jedoch einmal die Tomaten gefehlt hatten und die Angestellte mich darauf aufmerksam machte, dass diese in jenem Menü nicht enthalten wären, obwohl ich gezielt darauf hingewiesen hatte, ich wolle welche, war ich ganz klar Team McDonald's. Da bekam ich meine Tomaten immer zuverlässig und geriet auch in keine Diskussionen. Letzten Endes wurde ich ohnehin rausgeschmissen, bekam Hausverbot.
"Ich nehme einen McDouble Chili Cheese mit Tomaten, bitte, Netzkartoffeln und eine Cola", teilte ich der jungen Bedienung schließlich mit. Nickend tippte sie auf dem Display rum und ich hegte Hoffnung, doch als ich mein Essen bekam, starrte ich fassungslos in die Tüte.
Keine Tomaten.
Sofort machte ich auf meinem Absatz kehrt, steuerte zurück auf den Tresen zu. Irritiert sahen Keir und Zade mir nach. "Entschuldigung, Sie haben meine Tomaten vergessen", reklamierte ich über all die Köpfe hinweg. "Ich habe extra dazu gesagt, dass ich Tomaten haben möchte. Wo sind also meine Tomaten?"
Verklemmt, fast schon ängstlich sah die junge Dame mich an. Ich plagiierte ihren dummen Gesichtsausdruck, während von ihr weiterhin nichts kam. "Was ist so kompliziert an Tomaten?", pfiff ich sie an, doch mir war klar, ich könne lange auf eine Antwort warten. Aufgebracht fuhr ich mir durchs Haar. Ich hatte mich so gefreut.
"Das darf doch nicht wahr sein", zischte ich mehr zu mir selbst. "Ich dachte, auf Sie könnte man sich verlassen, aber Sie sind genauso inkompetent, wie die bei Burger King." Damit war ich fertig. Von meinem letzten Aufstand hatte ich gelernt, dass es sowieso nichts bewirkte, denn der Kunde war ganz und gar nicht König. Ich versenkte die Tüte in der nächsten Mülltonne. "Schade um die guten Netzkartoffeln."
Unbekümmert setzte ich meinen Weg fort, vorbei an Keir und Zade, die mich ein wenig verdutzt anschauten. "Was?" Sie zeigten keine Reaktion. Ich verdrehte die Augen und nahm mir meine Cola aus dem Getränkehalter in Keir's Hand.
"Wenigstens das hat sie hinbekommen", meinte ich zu den beiden auf dem Weg zum Auto, während ich gestresst das Kaltgetränk schlürfte.Mit seinem Schlüssel entsperrte Zade die Türen. Aus Übermut und ohne darüber nachzudenken, beanspruchte ich den Beifahrersitz für mich. Erstaunlicherweise sagte Keir nichts weiter, guckte mich lediglich kurz schief an und setzte sich dann auf die Rückbank.
Erstmal herrschte Stille. Es verwunderte mich, dass der Typ hinter mir keinen blöden Spruch drückte und auch sein Komplize keinen Kommentar dazu abgab. Naja, mir sollte es recht sein. Meine Laune hatte mir die blöde Kuh schon verdorben, da brauchte ich keine dummen Anmerkungen mehr."Hey, willst du meinen Burger haben?" Zade sah kurz zu mir rüber, dann wieder auf die Straße. War das sein Ernst? Bot er mir tatsächlich sein Abendessen an? So sehr es mich überraschte, es spielte keine Rolle, ich würde es nicht annehmen. "Mir ist der Appetit vergangen", meinte ich leicht schnippisch und beobachtete wieder das Getümmel auf den Straßen. Vom Rücksitz kam ein höhnischer Laut. "Ruhe auf den billigen Plätzen", murrte ich genervt.
Ehe Keir schimpfen konnte, kam der Fahrer ihm zuvor: "Sollen wir noch woanders halten und dir was besorgen? Der Kühlschrank gibt wahrscheinlich nicht viel her." Einen Augenblick betrachtete ich ihn grübelnd. Es hätte ihm vollkommen egal sein können. Warum war es das nicht? Sein Kopf schoss in meine Richtung. "Nein, schon gut", lehnte ich ab und stützte mich für den Rest der Fahrt wieder gegen die Fensterscheibe. "Ich komme klar."
Kapitel 4!!
Es hat wirklich Spaß gemacht, dieses Kapitel zu schreiben. Macht es auch Spaß es zu lesen?
Ayana xx
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Revenge
RomanceVienna war auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Eltern, um ihn für sein Verbrechen bezahlen zu lassen. Nach sieben Jahren verlorener Mühe hegte sie wieder Hoffnung; sie verbündete sich mit zwei skrupellosen Auftragsmördern. Keir und Zade waren sowohl...