"Hi." Breit grinsend hüpfte der blonde Lockenkopf mir förmlich entgegen. "Ich bin Lexi", stellte sie sich mir vor. "Du musst Vienna sein. Schön, dich kennenzulernen." Sie zog mich in eine feste Umarmung. Keir, der gelassen an seinem Auto lehnte, beobachtete uns mit den Händen in der Hosentasche. Er kannte mich und er kannte Lexi. Er wusste, dass sie mir das antun würde und es bereite ihm Freude, diese Qual anzusehen. Ihre gute Laune war fast ekelhaft. Ich rümpfte die Nase und befreite mich.
Auf der Stirn der jungen Frau bildete sich für einen kurzen Moment eine Falte, dann strahlte sie wieder bis über beide Ohren. "Wie lange ist es her?", wollte sie wissen und näherte sich Keir. "Anderthalb Jahre?" Auch er wurde in ihre Arme gezogen, vorher bekam er jedoch noch einen Kuss jeweils auf die Wangen. Lief zwischen ihnen etwas? Genervt verdrehte ich die Augen. "Viel zu lange", erwiderte er mit einem schmierigen Grinsen.
Ächzend peilte ich den Kofferraum an. Wie die beiden sich anschmachteten, wollte ich nun wirklich nicht sehen. Ich weiß nicht wieso, doch auf einmal hatte mich eine Welle Emotionen überrollt. Aufregung, Kuriosität, Wut, Gereiztheit, Eifersucht? Sicher nicht. Das war lächerlich.
Lautstark räusperte ich mich, als ich mit meinem Gepäck auf der Veranda stand und wartete, bis ich das kleine Häuschen betreten konnte. "Oh, tut mir leid." Sofort eilte Lexi zu mir. Sie kicherte wie ein kleines Mädchen, dass sich zum ersten Mal mit einem Jungen unterhielt. Parodistisch imitierte ich dieses dämliche Lachen. Ihre Mundwinkel fielen daraufhin schlagartig, sie wurde ernst."Leider habe ich nur eine Gästezimmer und das Sofa gehört Beau", teilte sie uns während der Rundführung mit und krauelte ihrem Bulldog den Kopf. "Auf dem Dachboden habe ich aber noch eine alte Matratze, die-" Ich fuhr leicht beißend dazwischen: "Wir teilen uns schon eine Weile ein Bett. Das ist kein Problem." Für das Danke zum Schluss setzte ich ein extra nettes Lächeln auf. Ein wenig verblüfft sah sie zu Keir, setzte dann jedoch sorglos fort: "Dann ist ja gut. Bringt eure Sachen auf das Zimmer. Ich mach das Essen solange fertig."
Schweigend packten wir unsere Koffer aus, da sprach Keir plötzlich in die Stille: "Sei nicht so gemein zu ihr." Meine Augenbrauchen zuckten hoch. Er verteidigte sie und ihr bescheuertes Gekicher? Wie konnte er darauf reinfallen? "Tz", zischte ich lediglich und verstaute das letzte Oberteil im Kleiderschrank. "Es gibt keinen Grund zur Sorge, Vienna." Er befand sich direkt hinter mir, strich das Haar hinter meine Schulter, um an mein Ohr zu wispern. "Sie ist sowas, wie meine Schwester."
"Das Essen ist fe-" Lexi stoppte. Ihre Wangen färbten sich rosa. Sie war beschämt. In diesem Augenblick verflogen die vielen Gefühle von vorhin. Sie war unbefleckt, schwächlich, damit keine Konkurrenz. Außerdem meinte Keir, sie sei etwas wie eine Geschwisterteil. "Perfekt", lächelte ich nun freundlich und lief an ihr vorbei. Wegen meiner rapiden Stimmungsschwankung überfordert, folgte sie mir ein wenig hinfällig.
"Woher kennt ihr euch?", erkundigte ich mich beiläufig während des Essens. Die zwei tauschten einen Blick aus. "Ich habe früher oft bei ihr abgehangen", erklärte er und aß weiter. "Ja", befürwortete sie auffällig nervös. Misstrauisch runzelte ich die Stirn, nahm meinen letzten Happen.
"Nimm noch etwas." Keir tat mir eine weitere Portion der Pasta auf. "Ich bin satt", meinte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, doch ihn interessierte dies nicht sonderlich. "Nein, iss das noch." Er lud noch mehr Nudeln auf meinen Teller. Genervt stöhnte ich, warf den Kopf in den Nacken. "Keir, ich bin satt", wiederholte ich, wurde allerdings des Weiteren ignoriert.
Unbekümmert nahm er mein Besteck, führte es zu mir. Ich presste die Lippen zusammen und wich zurück. Er nervte weiter. "Keir!" Augenblicklich ergriff er die Chance und schob mir das Essen in den Mund. Beinahe verschluckte ich an dem Zeug. "Spinnst du!?", beschimpfte ich ihn mit vollem Mund und schnappte meinen Teller, um aufzustehen. "Idiot", fluchte ich vor mich hin, während ich den Teller zur Spühlmaschine brachte. Wieso konnte er nicht ein Mal ein Nein akzeptieren?
Kapitel 27!
Wie findet ihr Lexi? Was glaubt ihr, hat sie mit Keir (und Zade) zutun?
Ayana xoxo
DU LIEST GERADE
Revenge
RomanceVienna war auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Eltern, um ihn für sein Verbrechen bezahlen zu lassen. Nach sieben Jahren verlorener Mühe hegte sie wieder Hoffnung; sie verbündete sich mit zwei skrupellosen Auftragsmördern. Keir und Zade waren sowohl...