𝘗𝘪𝘵𝘺

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"Vienna." Zade's sanfte Stimme reichte durch die Decke hindurch. Ich spürte seine Hand auf meinem Oberarm. "Ich will schlafen", murrte ich und schlug seinen Arm weg. "Ich weiß", entgegnete er fortwährend ruhig. "Versuch zu schlafen."
Plötzlich senkte sich die Matratze, erst links, dann rechts. Legten sie sich zu mir? Diese böse Vermutung bestätigte sich. "Wir sind hier, wenn du aufwachst."

Was sollte das? Wieso taten sie das? Ich wollte das nicht.

"Nein." Mein Oberkörper schoss in die Höhe. Alle beide blickten zu mir hinauf. Zu meiner Rechten fand ich Keir, zu meiner Linken Zade. Ich warf ihnen einen verstörten, aufgeschreckten Blick zu. "Nein", wiederholte ich und krabbelte aus dem Bett.

Dies war einer der vielen Gründe, weswegen ich ihnen nie die Wahrheit erzählt hatte. Es war meine Schwachstelle. Sie würden mich nun wie Porzellanglas behandeln, immer vorsichtig, als würde ich bei der kleinsten Berührung zerbrechen.

"Ich hab das fast acht Jahre alleine hinbekommen. Ich brauche niemanden", erklärte ich wahrheitsgemäß, leicht aufgebracht und verzweifelt, denn ich wusste, wie schwer es zeitweise war. "Aber du bist jetzt nicht mehr alleine", meinte Zade, während sie nun ebenfalls aufstanden. "Du musste das nicht mehr alleine hinbekommen. Wir sind jetzt bei dir und helfen dir." Kopfschüttelnd wich ich einen Satz von ihnen weg, weil sie sich mir langsam näherten.

"Hört auf", sagte ich etwas lauter und sie blieben ruckartig stehen. "Ich brauche keine Hilfe, das wisst ihr. Ihr wisst wie ich bin." Ich drehte den Finger einige Male. "Das hier bin nicht ich." Sorgevoll und auch mit einem Hauch an Irritation musterten sie mich.
"Vienna, wir-" Keir's ungewöhnlich nachsichtiger Ton widerstrebte mir. "Ich sagte, aufhören! Rede nicht mit mir, als würde ich jeden Augenblick zusammenbrechen. Mir geht es gut und jetzt geht!" Fuchtig deutete ich mit dem Arm zur Tür.

Er seufzte. "Ich gehe nicht." Nun klang es wieder mehr nach ihm. Demonstrativ verschränkte er die Arme vor der Brust.
Genervt stieß ich Luft aus. Vielleicht wäre mir der rücksichtsvolle Keir jetzt doch lieber. "Verschwindet", wiederholte ich deutlicher. "Leg dich wieder hin", entgegnete Keir ebenfalls mit erhobener Stimme. Wütend funkelte ich ihn an, er mich ebenso.

"Leute", ging Zade nach einer gewissen Zeit wie so häufig dazwischen. "Wir legen uns jetzt einfach wieder hin und schlafen, ja?" Ohne den Blick von meinem Gegenüber zu nehmen, antwortete ich schnippisch: "Ja, aber jeder in seinem Bett."
Provokativ zuckte Keir's Augenbraue in die Höhe. "Das hier ist unser Apartment, Vienna. Uns gehört jedes dieser Betten." Ich presste die Kiefer zusammen, verkniff mir ein "Arschloch", denn er wusste, dass er eins war.

"Dann gehe ich eben zurück in meine Wohnung", schlug ich vor. Endgültig wandte ich mich von den beiden ab, begann meinen Koffer vom Schrank runterzuholen. Ich hatte nicht wirklich vor abzuhauen, dafür war ich viel zu müde.

Außerdem konnte ich meine Miete nicht mehr lange bezahlen. In ein paar Monaten brauchte ich etwas neues. Ich hoffte darauf, diese Sache bis dorthin erledigt zu haben und ein normales Leben zu führen.

Auf einmal stand er wieder hinter mir, rückte den Koffer zurück an seinen Platz. "Du gehst nirgends hin", sagte er, wobei sein Atem die Härchen in meinem Nacken anspannen ließ und mich auf sie Matratze drückte. Er lehnte dicht über mir, blickte direkt in meine Augen. "Du bleibst hier." Bevor ich diesen Moment analysieren konnte, geschah etwas neues.
"Bei uns", hauchte Keir an meine Lippen, ehe er sie vereinte.

Mein Geist war von der Müdigkeit getrübt. Ich konnte das Geschehene nicht verarbeiten, nicht ein- oder zuordenen. Es kam mir unrealistisch vor.
Regungslos lag ich da, während seine Küsse meinen Hals heißblütig entlang wanderten.

Ein leises Stöhnen entkam meinen Lippen und gab ihm das Geständnis, nach dem er gesucht hatte - ich genoss es.
Zade überzeugte es ebenfalls. Sein Freund machte ihm Platz, sodass er nun über mir lehnte.

"Bist du bereit für zwei?", fragte er höflich. Seine gierigen Lippen an meinem Kiefer gaben dabei den Hauch an Sinnlichkeit. Ich atme schwer unter seinem Saugen, schüttelte den Kopf. Unter anderen Umständen hätte ich es wohl hinnehmen können, doch nicht in dieser Nacht. Als ich mir dies eingestanden hatte, zog ich sofort die Schlusslinie.

Sachte drückte ich ihn von mir. "Bitte lasst mich in Ruhe schlafen", forderte ich sie erschöpft auf, rieb mir die brennenden Augen. "Ich will endlich schlafen." Meine Lider waren zu schwer, um sie eine einzelne Sekunde länger offen zu halten, dennoch war mir klar, dass sie wieder mal diesen Blick austauschen mussten.

Nach einer Weile spürte ich zwei starke Hände an meinen Seiten, die mich nach oben und anschließend unter die Bettdecke rutschten. Ich machte mir nicht die Mühe nachzusehen, das Aftershave verriet Keir. Er zog mich an seinen warmen Körper.
Schlafmangel beherrschte mich und ich fand nicht die Kraft zu protestieren. Es war in Ordnung - dieses eine Mal konnte ich mich halten lassen, auch wenn ich es bald bereuen würde. Müde vergrub ich das Gesicht in seiner Halsbeuge, nahm seinen angenehmen Geruch und die Wärme an.

 Müde vergrub ich das Gesicht in seiner Halsbeuge, nahm seinen angenehmen Geruch und die Wärme an

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Kapitel 20!

A wholesome moment. Die Betonung liegt auf 'moment' :P

Ayana xx

RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt