Nach dem kleinen Stopp am Autobahnrand verlief die Fahrt reibungslos - kein Stau und kaum Verkehr. Keir regte sich über keinen einzigen Fahrer auf, was ich mir selbst zu verdanken hatte. Anscheinend hatte ich meine Arbeit vorhin so gut erledigt, dass er völlig entspannt war.
Trotz unseres Zwischenstopps, erreichten wir unser Ziel nach nur sechs Stunde. Ermattet sackte ich auf der weichen Matratze des Doppelbettes zusammen. Keir hatte ein wirklich schickes Hotel rausgesucht, was ich als ziemlich übertrieben empfand, immerhin würden wir nur zwei Nächte hier verbringen. Wir hatten also nicht einmal die Zeit allen Anziehungspunkt nachzugehen. Ansichtig werden, konnte ich vermutlich nicht mal Miami selbst. Das hier war kein entspannender Urlaub oder eine Auszeit.
Von einem Sparbereich bis hin zu einem riesen Essensaal mit Buffet war alles vorhanden. Auch wenn ich besagte Angebote unbedingt ausprobieren wollte, fühlte ich mich in diesem Moment keineswegs danach. Ich richtete mich auf, sah mich suchend um. "Wo ist die Karte für den Zimmerservice?" Keir, der damit beschäftigt war, sein Gepäck auszuräumen, richtete den Blick auf mich. Er musterte mich. "Du bist müde." Es klang ein bisschen nach einer Frage, dann aber irgendwie auch nicht. Ich verblieb stumm, die blauen Ringe unter meinen halboffenen Augen verrieten mich.
Ohne Verzögerung ließ er seinen Koffer stehen, kam mit der Karte zu mir ans Bett. Er nahm sie nur eine Sekunde in Augenschein, da schlug er bereits vor: "Wie wäre es, wenn wir Spaghetti mit Meeresfrüchten und eine Flasche Rotwein bestellen, mit der wir es uns in der Badewanne gemütlich machen." Seinen Vorschlag vernahm ich nicht Vollkommen. Als die Meeresfrüchte ins Spiel kamen, war ich raus. Ich rümpfte die Nase. Mit den Worten: "Ich hasse Meeresfrüchte", riss ich ihm die Speisekarte aus der Hand.
"Okay", sagte er und nahm neben mir Platz. "Und was ist mit dem Bad?" Erwartungsvoll betrachtete er mich von der Seite, allerdings enttäuschte ich ihn. "Ich hasse Baden. Mir wird dabei schwindelig", entgegnete ich, sah ihn davor nicht einmal an - nicht so, dass ich Mitleid oder Ähnliches bekommen, mich umentschieden hätte.
"Ich nehme das Hähnchenfleisch mit Gnocchi in Walnusspesto und Pilzescabeche", verkündete ich. Während ich nach dem Telefon auf dem Nachttisch griff, drückte ich ihm die Karte wieder an die Brust. "Bist du sicher, dass du Meeresfrüchte willst?", hakte ich nach. Er konnte nicht ernsthaft auf das Zeug stehen. Fisch, Muscheln, Krebs, Wasserschnecken; schon bei dem Gedanken daran wurde mir übel.
"Nein, vergiss es", seufzte er. "Ich habe keinen Hunger." Leicht niedergeschlagen machte er sich wieder ans Auspacken. Esslust machte mich zu einem verdammt egoistischen Menschen, aber es war mir egal. Keir würde darüber hinwegkommen, mal nicht mit mir intim geworden zu sein, zumal das letzte Mal nur wenige Stunden zurück lag.
***
"Was!?" Schmatzend, mit vollem Mund glotzte ich ihn fassungslos an. "Wieso hast du mir das nicht gesagt?" Ich legte das Besteck beiseite und sprang auf. Darüber dass wir noch heute wichtige Informanten treffen würden, hätte er mich ruhig in Kenntniss setzten dürfen.
"Du kommst sowieso nicht mit." Das musste ein Scherz sein. Wofür war ich den weiten Weg gekommen? Keir sah verdächtig ernst aus. "Was soll das?", fuhr ich ihn an. Ich war nicht nach Miami gefahren, um den ganzen Tag im Hotelzimmer zu sitzen, während er draußen rum lief und Spuren suchte. "Du hast doch bei Taxt gesehen, wie das gelaufen ist. Die Typen hier sind noch schlimmer." Als ich den Namen hörte, hatte ich das starke Bedürfnis, das gute Essen wieder hochzuwürgen. Mein Interesse, solche Kerle zu treffen, hielt sich in Grenzen, aber für meine Eltern könnte ich es durchstehen. "Ist mir egal. Ich komme mit."
Ich eilte zum Gepäck, da ergriff Keir mein Handgelenk. "Es ist nicht wegen dir, Vienna, sondern wegen ihnen. Ich habe diese Männer noch nie getroffen und kann nicht einschätzen, wie sie auf dich reagieren", erklärte er, doch es stimmte mich kein Bisschen um. Sollte es das? "Falls irgendwas passiert, kann ich nicht auf uns beide aufpassen." Hitzig verdrehte ich die Augen. Ich dachte, das Thema wäre längst vom Tisch. "Das sollst du auch nicht" , erwiderte ich aufgebracht. "Ich brauche keinen Aufpasser!"
Ein gereizter Laut entkam ihm, als ich mich freiriss. "Warum kannst du nicht ein einziges Mal auf mich hören?" Wollte er sich nun allen Ernstes in die Opferrolle stecken? Fassungslos lachte ich auf. "Mach dich nicht lächerlich, Keir."
Aus meinem Koffer wühlte ich ein schwarzes Kleid. "Damit kommst du erst recht nicht mit", gab er ungläubig von sich und riss mir das Stück weg. Ich wollte ihn bereits beschimpfen, da fing er an in meinem Koffer zu kramen.
"Hier." Er drückte mir erst ein weites T-Shirt, kurzdarauf lockere Jeansshors in die Hand. "Ernsthaft?" Gelangweilt sah ich ihn an. Ein bisschen mehr Kleidung ändere diese Kerle nicht - sollte es jedenfalls nicht."Keir, ich hatte schon vor euch mit solchen Typen zutun", erinnerte ich ihn. "Ich bin gut zurecht gekommen." Zumindest die meiste Zeit über. Diese Widerlinge schossen teilweise wirklich übers Ziel hinaus. "Du musst mir nicht sagen, welche Kleidung ich tragen darf." Damit warf ich die Stücke, die er gewählt hatte zurück in den Koffer und griff nach dem figurbetonten Kleid, welches er mir zuvor weggenommen hatte.
Kapitel 31!
Bin gerade im Urlaub, weshalb ich die nächsten Tage vielleicht nicht so viel schreiben werde.
Ayana xx
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Revenge
RomanceVienna war auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Eltern, um ihn für sein Verbrechen bezahlen zu lassen. Nach sieben Jahren verlorener Mühe hegte sie wieder Hoffnung; sie verbündete sich mit zwei skrupellosen Auftragsmördern. Keir und Zade waren sowohl...