Ein sanftes Rütteln weckte mich. Murrend schlug ich die Augen auf. Entschuldigend sah Keir mich an. "Schlaf noch ein bisschen", sagte er. "Nur..." Er deutete auf seinen eingeklemmten Arm. Wie ein Affe klammerte ich an ihm. Prompt ließ ich von ihm ab, rollte mich auf meine Hälfte. Warum zur Hölle kuschelten wir? Verstört blickte ich zu ihm und erkannte seinen sehnsüchtigen Blick. "Vergiss es."
Gereizt erhob ich mich aus dem Bett und schlenderte ins Badezimmer. "O-oh", stammelte Lexi schockiert. Sie hielt sich die Hände vor die Augen und kehrte mir schnell den Rücken zu. Ich sah an mir runter. Meine Nacktheit machte mir nichts aus. Unbekümmert setzte ich meinen Weg fort. "Okay", brachte sie stoßartig, verwirrt darüber, dass ich mir nicht anderes anziehen wollte, hervor. "Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich schnell zum Bäcker gehe", war das Letzte, was ich hörte, ehe ich die Badezimmertür hinter mir schloss.
Ich schlüpfte aus dem einzigen Stoff, den ich trug und trat mit brummendem Schädel unter die Dusche. Man müsste meinen, ich würde aus meinen Fehlern lernen, doch das tat ich offensichtlich nicht. Inzwischen wusste ich, dass ich nicht besonders viel Alkohol vertragen, aber jedes Mal, wenn ich danach griff, schien ich es zu vergessen.
Seufzend verteilte ich den Schaum auf meinem Körper und erinnerte mich zurück an den gestrigen Abend. Das letzte, an das ich mich erinnerte, waren Lexi's Worte, wie sie mir von Keir's und Zade's Vergangenheit erzählte.Augenblicklich breitete sich wieder das Schuldgefühl in mit aus, welches ich mit meinem Verstand bekämpfte. Mich traf keine Schuld. Ich wusste nicht, was die beiden durchgemacht hatten. Ich behandelte sie wie jeden anderen. Hätten sie etwas anderes von mir verlangt, hätten sie sich nicht gescheut, es mir zu sagen. Zudem war ich von Natur aus fies, prinzipiell konntr ich also nichts für mein Verhalten. Und außerdem bemühten sie sich auch nicht gerade, freundlich mit mir umzugehen.
In das Tuch gewickelt kam ich zurück ins Gästezimmer, in dem Keir sich im Moment anzog. Ich erhaschte einen Blick auf seinen muskulösen, tätowierten Oberkörper. Eine heiße Welle strömte durch meine Venen. "Pack deine Sachen", teilte er mir mit. "Wir fahren direkt nach dem Frühstück." Nickend, auch wenn er es nicht sehen konnte, näherte ich mich dem Kleiderschrank. Ich nahm mir meine blaue Baggy-Jeans und ein einfaches schwarzes Crop-Top. Meine Haare band ich zusammen, setzte zur Krönung ein Cap auf.
Dass ich mich vor Keir's Augen umzog, machte mir nichts aus. Für ihn hingegen war es nicht so bedeutungslos. "Du machst mich wahnsinnig", brummte er. Amüsiert schmunzelte ich vor mich hin. Er platzierte einen Kuss auf meiner Schulter. Langsam wandte ich mich ihm zu, lehnte mich an sein Ohr, wofür ich ein wenig auf die Zehenspitzen gehen musste. "Ich weiß", flüsterte ich und erkannte, wie sich die Härchen auf seinen Armen abrupt anspannten. Schelmisch grinsend schob ich ihn beiseite, um Lexi beim Tischdecken zu helfen.
Nach dem Essen verabschiedeten wir uns voneinander. "Pass auf ihn auf", scherzte Lexi, doch es klang nicht nur nach einem Spaß. Etwas Ernstes lag in ihrer Tonlage. "Du bedeutest ihm etwas. Tu ihm nicht weh, okay? Ich habe ihn noch nie so gesehen." Ihr Blick schweifte zu dem Mann, der im Augenblick den letzten Koffer im Wagen verstaute. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, weshalb ich es bei einem schlichten: "Tschüss, Lexi", beließ.
Für exakt 140 Meilen reichte das Sprit noch. Nach zwei Stunden hielten wir an einer Tankstelle. Während Keir sich um das Benzin kümmerte, eilte ich zur Toilette.
Ich verrichtete mein Geschäft und wollte zurück zum Auto, als ich ein Pfeifen hinter mir registrierte. Sofort machte ich auf dem Absatz kehrt, nur um zwei alte Säcke auf billigen Plastikstühlen mit Bierdosen in der Hand vorzufinden. Lüsternd leckten sie sich über die verschrumpelten Lippen."Was?", fragte ich gereizt, machte einen Satz auf sie zu. Sie sahen sich an und lachten los. Ich biss die Zähne zusammen, um die Wut im Schacht zu halten. Aufbrausend hakte ich nach: "Huh?" Solche Kerle raubten mir den letzten Nerv. Ihr Gelächter wurde lauter. "Ich habe euch etwas gefragt", schrie ich sie beinahe an. Zielstrebig steuerte ich auf die beiden zu.
Ich hörte Keir in der Ferne nach mir rufen, reagierte jedoch nicht. Vor den Männern kam ich zum Halt. Mit einem Grinsen, das mir keineswegs gefiel, führte einer von ihnen das Bier an seinen Mund. Bevor er einen Schluck nehmen konnte, riss ich ihm die Dose aus der Hand, schmetterte sie zu Boden. Sie verstummten. "Hat es euch die Sprache verschlagen?"
"Vienna." An meinem Arm zog Keir mich von den Typen. "Komm." Ich schüttelte ihn ab. "Die zwei wollten etwas von mir", gab ich ihm reizvoll kund. "Lass sie reden." Nun bauchten sie sich vor uns auf. Ihre Gesichter nicht mehr ganz so erfreut. Abermals spürte ich Keir's Griff, wie er mich zurückzog. "Du musst die Kleine nicht beschützen", lachte einer. "Ich beschütze sie nicht", sagte Keir ernst und stellte sich vor mich. Das widersprach seiner eigenen Aussage, was die alten Schachteln erneut in Fahrt brachte. "Ich beschütze euch." Er sagte es mit einer Bedrohlichkeit, dass den Dreckskerlen das Lachen im Hals stecken blieb und schob mich mit sich mit zum Auto zurück.
Kapitel 29!
Bin momentan wieder mega motiviert, an dieser Geschichte zu schreiben.
Ich hoffe, das bleibt so.Ayana ♡
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Revenge
RomanceVienna war auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Eltern, um ihn für sein Verbrechen bezahlen zu lassen. Nach sieben Jahren verlorener Mühe hegte sie wieder Hoffnung; sie verbündete sich mit zwei skrupellosen Auftragsmördern. Keir und Zade waren sowohl...