"Sag den anderen Informanten ab. Wir fahren zurück nach Philadelphia." Schnellen Schrittes lief ich an Keir vorbei.
"Was hast du gemacht?" Natütlich dachte er, diese Informationen wären nicht umsonst. An meinem Arm brachte er mich zum Halt. Auf seiner Stirn lag eine Falte. Eine Sorgenfalte? Seufzend erwiderte ich: "Nichts", ging weiter. Vermutlich hätte ich mir das an seiner Stelle auch nicht abgekauft. "Wie nichts?", hakte er nach. Ich blieb still, hatte keine Lust auf diese Konversation. Zudem nervte es mich. Genügte nichts nicht?"Habt ihr gefickt?", vermutete er schließlich. Meine Stirn faltete sich angewidert, obwohl ich genau das noch vor ein paar Monaten ständig tat - mit alten Männern ficken. "Nein, Keir", sagte ich genervt. "Und wenn schon, ist auch egal. Ich brauchte Antworten." Mir entging die Anspannung, Wut der Person neben mir nicht. Den restlichen Weg hätte er wahrscheinlich schweigend hinter sich gebracht, doch ein Teil in mir konnte es nicht so stehen lassen. Keir sollte nicht so von mir denken.
"Die beiden sind Brüder", erzählte ich. "Scheinbar hassen sie sich. Trey gab mir die Adresse ohne Bedingung. Er ist froh, wenn er seinen Bruder los ist." Ich hoffte, diese Erklärung sei überzeugend genug und davon ging ich aus. Es war die Wahrheit, auch wenn sie unspektakulär war. Er summte lediglich ein: "Hm", und damit war das Thema vom Tisch.
Auf unserem Zimmer angekommen fing ich sofort an, meinen Koffer zu packen. Eine halbe Stunde später verstaute ich diesen im Auto. "Wir können jetzt nicht nach Philadelphia", meinte Keir, als er sah, wie ich die Adresse im Navigationsgerät eingab. "Doch. Morgen bringe ich ihn um." Morgen - genau acht Jahre nach seinem Vergehen. Es war der richtige Zeitpunkt. Verbissen tippte ich auf dem Bildschirm rum. "Vienna, nein." Seine Stimme hatte etwas Beruhigendes, während er meine Hand in seine nahm. "Wir müssen zurück nach Atlanta, zu Zade und erst einen Plan fassen."
Ich schüttelte den Kopf. "Ich brauche keinen Plan. Ich nehme die Pistole und jage ihm die Kugel in seinen scheiß Schädel, fertig." Einen Moment schwieg er, weswegen ich die Eingabe auf dem Display bestätigte. 18 Stunden, 36 Minuten. Innerlich stöhnte ich. "Vienna, lass uns wenigstens noch Zade holen. Es ist kein großer Umweg." Wieder schüttelte ich nur den Kopf. "Er soll uns dort treffen."
Frustriert seufzte er, als hätte er das, was er vorhatte zu sagen, versuchte zu vermeiden. "Morgen ist nicht der richtige Tag." Das Blut gefror in meinen Adern. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken hinunter. Er wusste es. "Morgen ist genau der richtige Tag", widersprach ich. Er verneinte mit einer Kopfbewegung. "Nein, Vienna." Keir löschte meine Sucheingabe und ließ den Motor aufheulen. "Wir fahren zurück nach Atlanta, du ruhst dich aus, und dann, wenn du soweit bist, kümmern wir uns um Roy."
Wir rollten aus der Parklücke. Ich griff nach seinem Arm. Der Wagen stoppte. Flehentlich sah ich ihn an. "Bitte, Keir. Ich kann nicht länger warten. Morgen-" Die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich senkte den Kopf. Verständnis zierte seine nun milderen Gesichtszüge. "Ich weiß, wie du dich gerade fühlst, aber vertrau mir. Es ist besser so." Kopfschüttelnd schaute ich ihn an.
"Ich wollte auch den Schuldigen für den Tod meiner Familie umbringen", erzählte er mir. Ich runzelte die Stirn. Das machte keinen Sinn. Es gab keinen Schuldigen. "Es war ein Unfall", murmelte ich. Ein halbherziges Lächeln formte sich auf seinen Lippen. "Ich weiß." Er richtete den Blick wieder auf die Fahrbahn. "Lass uns nach Atlanta fahren und den morgigen Tag einfach hinter uns bringen, okay? Danach kümmern wir uns um den Rest."
Ich sagte nichts mehr, war zu vertieft in meine Gedanken. Warum wollte er einen Menschen töten, den es nicht gab? Bei dem Tod seiner Angehörigen handelte es sich um ein Unglück. Niemand hatte geplant, die vierköpfige Familie umzubringen. Es gab niemandem, dem man hätte Schuld zuweisen können.
Kapitel 34!
Genießt das schöne Wetter :))
Ayana xx
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Revenge
RomanceVienna war auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Eltern, um ihn für sein Verbrechen bezahlen zu lassen. Nach sieben Jahren verlorener Mühe hegte sie wieder Hoffnung; sie verbündete sich mit zwei skrupellosen Auftragsmördern. Keir und Zade waren sowohl...