"Es gab leider keine Milch mehr", tat Keir mir kund, während er mir das Omelett überreichte. "Aber es schmeckt trotzdem." Ich wunderte mich, wie er dies wissen konnte, dann entdeckte ich jedoch die fehlende Ecke. Irgendwie erinnerte es mich an eine Maus, die an ihrem Käse knabberte, weswegen ich mir ein kleines Schmunzeln nicht abzwingen konnte. "Probiere es erst mal, bevor du so dumm das Gesicht verziehst." Augenrollend sah ich ihn an. War ja klar, dass er nicht der freundliche Mann bleiben konnte, denn das war nicht er. Er war nicht freundlich oder nett. Er tat keine Gefallen... Eigentlich. Heute tat er es.
Ich nahm einen Bissen und es überraschte mich positiv. Er war wirklich kein miserabler Koch, wobei an einem Omelett natürlich auch nicht viel dran war. Es waren nur Eier, in diesem Fall keine Milch, etwas Gemüse, Schinken und Gewürze. "Ist es... gut?", erkundigte er sich zaghaft, als wolle er nicht zugeben, dass ihn meine Meinung interessierte. Weil dieser Tag sowieso unmöglich hätte verrückter werden können, verschonte ich mit ihn einer abwertenden Bemerkung und lächelte ihn nickend an. Eine Sekunde zuckten auch seine Mundwinkel in die Höhe, dann sah er schnell beiseite.
"Also", räusperte er sich. "Du und Zade, ihr seid später alleine. Weißt du schon, was du machen möchtest?" Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Ich wusste nicht, dass Keir gehen würde - nicht so, als würde das irgendetwas ändern. Schulterzuckend schmatzte ich ein Nein. "Wahrscheinlich wird er sich an mein Bett setzen, ein Buch lesen und mich die ganze Nacht lang beobachten, damit ich auch ja nicht auf dumme Gedanken komme." Lautlos lachte er auf, doch ich meinte es voll und ganz so.
Vollkommen täuschen sollte ich mich nicht.
Um die zwei Stunden später saß er tatsächlich mit einem Buch in der Hand auf einem Stuhl, den er neben mein Bett gestellt hatte, während ich aus Langeweile durch mein Handy scrollte. Etwas Interessantes erregte meine Aufmerksamkeit.Es war ein Prank. Normalerweise würden diese Mädchen sie auf ihren festen Freunden anwenden, aber wen kümmerte das? Zade war da, ich war genervt, weil ich den ganzen Tag nur im Bett lag und mich langweilte, also was war falsch daran? Außerdem war es wegen der vermeintlichen Gehirnerschütterung die perfekte Gelegenheit. Er wäre nicht vollkommen misstrauisch, wenn ich ohnmächtig werden würde oder so.
Ich stand auf. Sofort wandte er seine Augen von dem Buch ab und sah mich an. "Wo gehst du hin?", fragte er. "Pinkeln." Mit einem knappen Nicken heftete er den Blick wieder auf sein Buch. Innerlich lachte ich bereits. Ich ging ins Badezimmer, benutzte wirklich die Toilette und wusch mir die Hände. Als ich fertig war, holte ich tief Luft. Ich presste meine Lippen aufeinander, um nicht zu grinsen. Mit den Fäusten erzeugte ich einen Knall. Schnell legte ich mich auf den Boden. Die Tür war zwar zugesperrt, aber sicher war sicher. Möglicherweise würde er durch das Schlüsselloch spähen?
"Vienna?", hörte ich ihn aus der Ferne rufen. Ich blieb still, musste mir das Lachen verkneifen. "Vienna, ist alles in Ordnung?" Als er darauf wieder keine Antwort bekam, entschied er nachzusehen, aber natürlich, die Tür war abgeschlossen. Er klopfte. "Was war das? Geht es dir gut?" Nochmals klopfte er. "Vienna, mach auf." Ich riss mich zusammen, ein für ihn überhörbares Kichern entkam mir allerdings.
"Wenn du nicht antwortest, trete ich diese Tür ein", kündigte er an. Wenige Sekunden herrschte Stille. Ich wollte sehen, ob er es wirklich tun würde. "Geh von der Tür weg. Ich komme jetzt rein." Er wollte ernsthaft so weit gehen. Er wollte die verdammte Tür demolieren. Prompt sprang ich auf. Ich hatte meinen Spaß. So weit durfte es nicht kommen. "Zade, nicht!"
Mit hochrotem Kopf kam ich aus dem Badezimmer. Ich brach in Gelächter aus. Es dauerte nicht lange bis er realisierte, dass er verarscht wurde. "Ich schwöre bei Gott...", raunte er. "Du hast mich zu Tode erschreckt. Was sollte das!?" Ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen, was ihn nur noch mehr provozierte. Zähneknirschend funkelte er mich an. "Geh zurück ins Bett." Gekrümmt vor lachen tat ich was er wollte. Er folgte mir nach einigen Momenten.
"Hör verdammt nochmal auf zu lachen", knurrte er und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. "Bring mich dazu", erwiderte ich und lachte mich immer noch kaputt. Meine Augen waren nur halboffen, weshalb ich ihn nicht anschwärmen sah. Er packte mein Handgelenk und drückte mich an diesem runter. "Du hast mich erschrocken", sagte er erbost und ich hörte endlich zu lachen auf. "Tut mir leid." Er krabbelte über mich. "Nein, tut es nicht", erkannte er richtigerweise.
"Sag keine Dinge, die du nicht so meinst", wisperte er an mein Ohr. Ein kalter Schauer huschte meinen Rücken hinunter. Es lag diese gewisse Stimmung in der Luft, die mich die folgenden zwei Worte auszusprechen wagen ließ: "Oder was?" Manch einer würde sagen, es war ein Fehler. Ich sah das nicht so. Sie bescherten mir eine unvergessliche Nacht.
Gott, ich tickte nicht richtig. Erst hatte ich wilde Sexfantasien mit Keir und nun verwirklichte ich diese mit Zade. Mir war nicht mehr zu helfen. Diese Männer bezauberten mich auf eine missliebige Weise, obwohl... so missliebig war sie vielleicht doch nicht.
Kapitel 12!
TW: The next chaper is smuuuuut.
Ayana ;P
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Revenge
RomanceVienna war auf der Jagd nach dem Mörder ihrer Eltern, um ihn für sein Verbrechen bezahlen zu lassen. Nach sieben Jahren verlorener Mühe hegte sie wieder Hoffnung; sie verbündete sich mit zwei skrupellosen Auftragsmördern. Keir und Zade waren sowohl...