𝘊𝘳𝘢𝘻𝘺 𝘤𝘩𝘪𝘤𝘬

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"Ich hatte dir doch gesagt, du sollst dich zusammenreißen!" Furios schlug er gegen das Lenkrad. Es war das erste Mal, dass ich Zade aufgebracht erlebte. So wirkte er bedrohlicher denn je, trotzdem ließ ich mich nicht einschüchtern. Ich war ebenfalls sauer. Wieso brüllte er mich so an? Es war nichts geschehen. Dank mir hatten wir unsere Antwort. "Was ist dein Problem!? Der Typ war ein Arsch. Er wollte mich verdammt nochmal kaufen und trotzdem habe ich mich zusammengerissen!"

"Zusammenrissen?", wiederholte er außer Fassung. "Das ist doch verrückt. Du hast ihm beinahe den Arm gebrochen!" Wütend vergrub ich die Finger in meinen Oberschenkeln. Er hatte doch keine Ahnung. "Das habe ich aber nicht wegen seines frauenfeindlichen Verhaltens getan, obwohl das allemal legitim gewesen wäre. Ich habe es getan, um an die verfickte Antwort zu kommen!"

"Das mag ja frauenfeindlich gewesen sein, aber so läuft das hier eben, und wenn du damit nicht klarkommst, solltest du vielleicht aufhören an deiner Vergangenheit festzuhalten und endlich im Hier und Jetzt leben!" Der hatte gesessen. Mit einem Schlag schnürte sich meine Kehle zu. Meine Augen brannten.

"Lass mich raus", forderte ich ihn kaum hörbar auf. Diese Karte hätte er nicht spielen dürfen. Er wusste nicht, wie kompliziert es war. "Vienna", mischte sich nun auch noch Keir zu allem Überfluss ein. "Nein", warf ich scharf zurück und wandte mich wieder an Zade. "Halt sofort an und lass mich raus!"

In Rage rollte er an den Bordstein, machte eine Vollbremsung. "Bitte", forderte er mich ungeduldig auf auszusteigen. "Zade", versuchte Keir ihn zur Vernunft zu bringen. "Das kannst du nicht machen." Cholerisch löste ich den Gurt, stieg aus. "Das kann er sehr wohl. Siehst du doch", erwiderte ich, schlug die Autotür zu und stöckelte davon.

Ich brauchte Abstand - Abstand von seinem Jähzorn, Abstand von allem. Vielleicht hatte er recht. Womöglich reichte es. Womöglich sollte ich aufhören, die Dämonen aus meiner Vergangenheit zu jagen und endlich neu anfangen. So gerne ich das auch getan hätte, mein Gewissen hätte mir die Suppe versalzen.

Damals war feige. Ich hatte nichts getan, als dieser Bastard sie tötete. Das musste ich wieder gutmachen. Ich musste mich an ihm rächen, ihn dafür bezahlen lassen und mich meinen Eltern würdig erweisen. Einen anderen Sinn sah ich in den letzten Jahren nicht in meinem Leben.
Eine Träne kullerte meine Wange hinunter. Schnell wischte ich sie weg und blickte in den Himmel, um die weiteren Tränen zurückzuhalten.

In wenigen Wochen wäre ihr Todestag. Dann wären es acht Jahre. Bis dahin wollte ich alles hinter mich gebracht haben, der Mistkerl sollte tot sein und ich wollte ein richtiges Leben beginnen. Eines, in dem ich mich nicht jeden Tag mit Schuldgefühlen und Bildern im Kopf rumschlagen müsste. Eines, in dem ich endlich frei sein könnte.

Und auch wenn es mir anders lieber gewesen wäre, Keir und Zade waren die Einzigen, die mir dabei helfen konnten. Ich musste versuchen, mit ihnen klarzukommen. Ich durfte nicht egoistisch sein. Hierbei ging es nicht um mich. Es ging um meine Eltern, darum für ihre Gerechtigkeit zu kämpfen.

Mit dieser Einsicht machte ich mich auf den Weg in das Apartment.

Keir richtete den Blick auf, als ich durch die Tür eintrat. "Wo ist Zade?", fragte ich, während ich aus den High Heels schlüpfte. Einen Augenblick zögerte er. "In seinem Zimmer?", riet ich. Er verlieb schweigend, was ich als eine Bestätigung nahm. Nachdem ich die hohen Schuhe los war, zielte ich die erste Tür des Flurs an. "Ich würde da je-" Er stockte. Es war zu spät, ich klopfte bereits und betrat den Raum.

Zade stand mal wieder mit dem Rücken zu mir, nur in Shorts bekleidet. Zwischen seinen Schulterblättern bildete sich ein Schweißfilm. Energisch versenkte er seine Fäuste in dem Boxsack. Er trug weder Boxhandschuhe noch Handwickeln, weswegen seine aufgescheuerten Knöchel mit Blut verschmierten.

Nur zögernd trat ich ein. Wenn er so eine Wut empfand, war es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für eine Versöhnung. Aber mir war klar, dass ich lange auf den perfekten Moment hätte warten können. "Zade", sprach ich vorsichtig, woraufhin er unvermittelt erstarrte. Unsicher ging ich ein paar Schritte auf ihn zu, legte die Hand auf seine Schulter und drehte ihn vorsichtig zu mir.

Mein Blick fiel auf seine verwundeten Hände. "Du solltest-" Er zog die Arme hinter seinen Rücken, ehe ich aussprechen konnte und fragte, warum ich hier sei. "Ich wollte das" Demonstrierend wedelte ich mit der Hand zwischen uns hin und her. "-klären."

Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich tierisch unwohl. Ich war es nicht gewohnt, Dinge zu tun, wie mich zu entschuldigen. Es bereitete mir Unbehagen. Außerdem war ich noch nie ernsthaft auf jemanden angewiesen, weshalb es nicht von Bedeutung war, ob sie mit mir klarkamen oder nicht. "Ich hätte mich zurückhalten sollen, so wie du es mir gesagt hattest." Einmal tief durchatmen. "Und es tut mir leid", ergänzte ich kurz und schmerzlos.

Erst verblieb er stumm, dann lachte er plötzlich auf. Stirnrunzelt sah ich ihn an. "Du machst das nicht oft, oder?", nahm er richtig an. Innerhalb dem Bruchteil einer Sekunde verfinsterte sich meine Miene. Wutentbrannt sah ich zu ihm auf. "Schon gut", meinte er nach wie vor erheitert. "Wir können es nicht ändern."

Ohne Ankündigung zog er mich in seine Arme. "Ich bin froh, dass du auf mich zugekommen bist." Angewidert stieß ich ihn von mir. "Geh duschen." Lachend entfernte er sich von mir.

" Lachend entfernte er sich von mir

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Das sechste Kapitel!

Schon mal kurze Vorwarnung, in den nächsten Kapiteln wird nichts Bewegendes passieren. Es geht eher darum, die Charaktere etwas besser kennenzulernen, weil das meiner Meinung nach bisher etwas zu kurz kam.

Ayana :D

RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt