𝘔𝘦𝘢𝘯𝘪𝘯𝘨 𝘰𝘧 𝘭𝘪𝘧𝘦

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"Brauchst du irgendwas?" Langsam schüttelte ich den Kopf. Besorgt betrachtete Zade mich.

Nachdem Roy Geschichte war, spürte ich eine Leere in mir. Es war, als hätte ich den Sinn des Lebens verloren. Ich steuerte Jahre lang auf den Tag zu, an dem ich mich rächen würde, doch nun war es einfach vorbei. An ein Danach hatte ich nie gedacht. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Nichts ergab mehr Sinn. Alles fühlte sich belanglos an.

Keir und Zade schafften es nicht einmal mehr, beim Sex in mir dieses Feuerwerk hochgehen zu lassen, nach dem ich mich so sehnte - und sie versuchten es wirklich.
Genau genommen gab es also doch etwas, wonach ich strebte. Ein Orgasmus. Doch auch das kam mir unerklärlicherweise nebensächlich vor.

"Hier." Keir reichte mir ein Sandwich mit extra vielen Tomaten. Schwach lächelte er mich an, in der Hoffnung es würde mich auf irgendeine Weise tangieren, aber ich blieb affektlos. Frustriert seufzte er und setzte sich neben mich. "Iss das, okay?" Er stellte den Teller auf dem kleinen Rundtisch ab. Lustlos nahm ich das Sandwich. Ich hatte nicht sonderlich fiel Interesse daran, Nahrung zu mir zu nehmen, die beiden offensichtlich schon.

"Hast du Lust, heute ins Gym zu fahren?", erkundigte Zade sich. Ich wusste, bis vor einer Woche hatte ich daran Gefallen gefunden. Mittlerweile war es mir genauso egal wie der ganze Rest. Achselzuckend biss ich in den belegten Toast. Ich musste nicht länger trainieren, denn der Kampf war vorbei. Roy war besiegt.
"Iss auf und wir fahren in einer halben Stunde."

***

Ich vermasselte es, wie ich es erwartet hatte. Mit lautem Knall donnerte das Gewicht zu Boden. Seufzend ließ ich mich gegen die Lehne fallen. Zade, der einige Geräte weiter am Latzug trainierte, unterbrach seinen Satz auf der Stelle, um zu mir zu stürmen. "Geht es dir gut?" Er suchte mich auf irgendwelche Verletzungen ab. Ich nickte, woraufhin er einen Blick auf die Gewichte warf. 50 Kilogramm. Normalerweise machte ich das ohne große Anstrengung - heute nicht. Vielleicht fehlte mir der Antrieb, die Motivation.

Zade setzte sich zwischen meine Beine und ich richtete mich auf. Er zog mich in eine feste Umarmung. Nach nur wenigen Sekunden drückte ich ihn von mir. "Ich gehe schon mal", teilte ich ihm mit, ehe ich mich daran machte, die Gewichtsscheiben aufzuräumen.

Vor den Umkleiden wartete er bereits auf mich. "Ich sagte doch, ich gehe. Du kannst noch weitermachen", murmelte ich leicht verstimmt. "Ist schon gut", meinte er und wir gingen los.

In der Penthouse-Wohnung angekommen nahm ich eine Dusche, wobei mir so einiges klar wurde. Der Auftrag war erledigt. Keir und Zade hatten ihren Zweck erfüllt. Ich sollte hier nicht länger wohnen. Mit mir fiel eine Menge Arbeit an. Ihr Leben war stressig genug.
Mit nassen Haaren und in frischen Kleidung tapste ich ins Schlafzimmer.

Mit nassen Haaren und in frischen Kleidung tapste ich ins Schlafzimmer

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Ich begann meine Sachen zu packen. Gerade als ich fertig wurde, hörte ich das Schloss. Keir war nun auch zurück. Ich holte tief Luft und verließ mit meinen zwei Koffern das Zimmer. Sofort richteten sich die Blick auf mich. "Ich ziehe zurück in meine Wohnung", verkündete ich und fügte unsicher hinzu: "Danke für eure Mühe." Beide sahen erst mich, dann einander perplex an. Ich schnappte mir die Griffe meiner Koffer und ging zur Eingangstür.

"Vienna, nein, warte." An der Taille zog Keir mich zurück, drehte mich um. Mit Eindringlichkeit guckte er mich an. "Bleib hier." Kopfschüttelnd befreite ich mich und widmete mich meinen Schuhen. "Ich nehme ein Taxi, dann habt ihr keinen Stress", teilte ich ihnen mit.

Als ich mich wieder aufrichtete, mein Gepäck nahm und gehen wollte, ergriff Zade das Wort: "Du kannst nicht zurück in deine Wohnung." Auf der Stelle erstarrte ich. Wovon redete er? Wieso konnte ich nicht zurück? "Ich habe sie verkauft." Ich fiel aus allen Wolken. Er hatte was!? Zorn breitete sich in mir aus. Mit sprühenden Augen wandte ich mich ihm zu. Keir schien genauso überrascht.

Ich wollte ihn beschimpfen, doch er kam mir zuvor: "Ich möchte dich nicht verlieren, Vienna. Du tust uns gut." Mein Magen schlug einen Purzelbaum. Er trat dichter. "Vielleicht wirkt es jetzt egoistisch auf dich, aber ich weiß, dass du im Inneren dasselbe empfindest." Ich schüttelte den Kopf. Niemals. Sie taten mir nicht gut. Vorsichtig nahm er meine Hand. "Bleib bei uns", bittete er von Herzen.

Abermals schüttelte ich den Kopf und schlug mich aus seinem Griff. "Du spinnst doch! Ich-" Seine Lippen legten sich auf meine. Leidenschaftlich küsste er mich, bis ich ihn von mir stieß. "Was ist falsch mit dir!?" Von Keir hätte ich ich ein Verhalten wie dieses erwarten können, er war herrisch und ein Dickkopf. Zade stufte ich immer als rücksichtsvoll und achtsam ein. Angewidert wischte ich über meine Lippen, doch gleichzeitig stach es in meiner Brust.

"Vienna, du musst nur aufhören, dich die ganze Zeit dagegen zur Wehr zu setzen. Du spürst es auch. Lass es zu." Stumm sah ich ihn an. Ich wusste, dass er richtig lag. Der Kloß in meinem Hals, das Kribbeln auf meinen Lippen und die Schmetterlinge in meinem Bauch verrieten es mir.

Seit mehreren Wochen verschloss ich mich vor der Wahrheit. Es eckelte mich nicht an, wenn sie kuscheln oder mich küssen wollten, ich hatte nur Angst, meine Gefühle könnten die Oberhand gewinnen.
Ich wollte den Fokus auf meine Eltern legen. Es fühlte sich falsch an, so etwas einzugehen, während ihr Mörder dadraußen rumlief.

Nun war Roy ein für alle Mal tot, doch ich fühlte mich deswegen kaum besser. Ich sah keinen Grund, keinen Ansporn länger in dieser verdorbenen Welt zu bleiben. Meine Aufgabe war absolviert.

Vielleicht brauchte es nur einen neuen Ansporn? Vielleicht war ein Grund alles, was ich im Augenblick brauchte. Etwas, an dem ich festhalten konnte und zwar für immer. Mein Blick fiel auf die beiden Männer, die mich voller Flehen ansahen. Sie würde mich niemals loslassen. An ihnen könnte ich mich bis an mein Lebensende festhalten, ich musste es nur zulassen.

Wie von alleine ließen meine Hände das Gepäck fallen und ich stürmte in ihre Arme. Diese Männer würden mein neuer Ansporn, alles, für das ich leben musste, werden. Keir und Zade wären mein Sinn fürs Leben. Sie waren alles, was ich brauchen würde. Für immer.

ENDE

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ENDE

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