ℂ𝕒𝕞𝕚𝕝𝕠 -𝔽𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤 𝕠𝕣 𝕃𝕠𝕧𝕖𝕣𝕤 18+

𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 24

ℙ𝕆𝕍: 𝔸𝕦𝕣𝕖𝕝𝕚𝕒

Er starrt mich mit offenstehendem Mund und großen Augen an, aber er bringt kein Ton raus.

"Cami?"

"Bist du dir sicher?", fragt er mich jetzt, fast Tonlos.

"Ja, absolut sicher.", antworte ich und halte ihm die beiden Tests hin.

Er nimmt sie vorsichtig und schaut drauf. Dann sieht er zu mir hoch und beginnt zu strahlen.

"Wir bekommen ein Baby?"

Ich nicke und muss jetzt auch lächeln. Nach seiner Reaktion freue ich mich jetzt doch auch über die Schwangerschaft. Klar, die Umstände sind nicht optimal und nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben, aber da wächst ein Baby in meinem Bauch. Von Camilo und mir.

Hätte mir vor drei Wochen noch jemand gesagt, dass ich heute mit Camilo zusammen bin und noch dazu schwanger, dem hätte ich nen Vogel gezeigt.

"Wir bekommen ein Baby!" ruft Camilo und tanzt quer durchs Zimmer.

"Ja, vielleicht ein kleiner Camilo."

"Oder eine kleine Aurelia. Mir egal Hauptsache gesund und Hauptsache von uns beiden." Er kommt zu mir, nimmt mich in den Arm und küsst mich innig. Er zieht sich etwas zurück, hält mich aber weiter in der Umarmung und schaut mich jetzt fragend an.

"Wann hast du die Tests eigentlich gemacht?"

"Naja, ich bin wach geworden und mir war schlecht, übergeben musste ich mich aber nicht. Mir wurde klar, dass ich schon zwei Tage überfällig war und bin aus dem Zimmer geschlichen, um dich nicht zu wecken. Ich hab Mirabel gebeten mit mir einen Test zu holen, hab es aber nicht geschafft in die Apotheke zu gehen. Dolores kam und holte zwei Tests. Wir sind zurück zur Casita und direkt in Dolores' Zimmer. Dann hab ich den ersten Test gemacht, konnte aber nicht nach schauen, ich war wie gelähmt. Mirabel hat drauf geguckt und er war positiv, dann hab ich den zweiten gemacht, der war auch positiv. Dolores hat sich mega gefreut und ich bin zu dir gekommen."

"Es ist ja super, dass die beiden das mit dir gemacht haben, aber ich hätte dich auch unterstützt."

"Ich weiß, mi corazón. Ich fand es so aber schöner, deine Reaktion war wundervoll."

Er lächelt und küsst mich wieder.

"Tja, es gibt jetzt Frühstück. Das heißt, wir müssen es der Familie sagen.", sage ich.

"Stimmt. Naja Mira und Dolores wissen es ja schon."

Ich nicke und wir verlassen das Zimmer. Ich klopfe an Dolores' Tür und die beiden kommen raus. Sie fallen uns direkt in die Arme und haben Freudentränen in den Augen.

Wir machen uns alle zusammen auf den Weg nach unten, ins Esszimmer, wo schon alle am Tisch sitzen und auf uns warten.

"Da seid ihr ja endlich.", sagt Alma.

Camilo nimmt meine Hand und nickt mir zu.

"Ja, wir müssen euch was sagen."

Alle sehen uns erwartungsvoll an.

"Ich bin schwanger.", sage ich mit einem unsicheren Lächeln im Gesicht, ich hab etwas Angst vor der Reaktion.

Alle starren uns geschockt an und dann fängt Pepa an zu weinen, aber mit einem Regenbogen über sich.

"Ich werde Oma.", sagt sie weinend und kommt zu uns, um uns zu umarmen.

"Ay Dios mío, was macht ihr nur mit mir, mis hijos (meine Kinder).", sagt Félix und nimmt uns ebenfalls in den Arm.

Nach und nach nehmen uns alle in den Arm und freuen sich für uns.

"Keine Angst, mi vida, wir stehen euch bei und helfen euch.", richtet Alma das Wort an mich.

Sie hat mich 'mi vida' genannt, wie Abuela.

Apropos, ich muss ihr auch davon erzählen.

"Cami, gehst du nach dem Essen mit mir zum Friedhof?"

"Natürlich, mi amor, deine Abuela muss es doch auch wissen."

Wir essen und reden über die Schwangerschaft und dass wir in die nächste Stadt müssen, um Babysachen zu besorgen und ich dann da auch zum Frauenarzt kann, weil wir im Dorf keinen haben und planen alles, was es zu planen gibt.

Nach dem Essen, machen Camilo und ich uns direkt auf den Weg zum Friedhof. Isabela hat uns einen Korb mit frischen Lilien, fürs Grab, mitgegeben. Dort angekommen, knie ich mich vor ihr Grab und lege die Lilien darauf.

"Abuela, wir haben Neuigkeiten. Camilo und ich bekommen ein Baby. Ich weiß, es ist noch recht früh und wir sind noch sehr jung, aber es ist einfach passiert und wir freuen uns, auf unser kleines Wunder. Ich hoffe du freust dich auch. Ich hab dich lieb, Abuela."

Die letzte Woche war ich oft hier und habe ihr vieles erzählt, auch alles von Medellín. Es tut gut, mit ihr zu reden, ihr alles zu erzählen. Es bringt mich ihr immer ein Stück näher.

Ich stehe wieder auf und Camilo legt seinen Arm um mich. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und säufze.

"Sie bekommt zwei Urenkel und lernt sie beide nicht kennen.", sage ich traurig.

"Sie wird sie sehen, von da, wo sie jetzt ist und sie wacht über uns alle."

Ich nicke und wir machen uns auf den Rückweg in die Casita.

Alma kommt auf uns zu.

"Ich habe grade mit dem Arzt, von der nächsten Stadt gesprochen, er hat heute noch einen Termin frei. Wir brauchen nur etwas über eine halbe Stunde dorthin. Pepa und Félix fahren mit euch beiden dorthin. Das einkaufen fürs Baby machen wir ein ander mal."

In dem Moment kommen Pepa und Félix um die Ecke.

"Startklar?", fragt Félix.

"Startklar.", antworte ich.

"Na, mein Sohn, das Aufklärungsgespräch, das ich mit dir geführt habe, hat ja nicht grad viel gebracht, was?"

"Ay Dios mío, Papa. Es ist einfach so passiert."

Félix lacht. "Keine Sorge Camilo, ich weiß, wie das ist, du bist genauso entstanden."

Camilo starrt ihn geschockt an. "Ach echt?"

"Ja.", sagt Felix und lacht wieder.

"Félix!", sagt Pepa.

"Er muss es erfahren."

"Wir sagen sowas nicht unseren Kindern."

(stellt euch das in der Tonart vor, wie die Stelle im Film bevor sie 'nur kein Wort über Bruno' gesungen haben: Félix! Sie muss es erfahren. Wir reden nicht über Bruno.)

"Aber vielleicht hilft es ihm, sich keine Vorwürfe zu machen."

Pepa verdreht die Augen.

"Tut mir leid, mein Schatz."

Sie lächelt und dann steigen wir in den Wagen und fahren zur nächsten Stadt wo der Frauenarzt ist.

Wir betreten die Praxis und werden ins Wartezimmer geschickt.

Nach einer Weile werde ich aufgerufen und Camilo darf mit zur Untersuchung. Der Frauenarzt macht einen Ultraschall und fängt an zu grinsen.

Camilo und ich schauen ihn verwirrt an.

"Da sind zwei Herzschläge."

"Was? Unser Baby hat zwei Herzen?", fragt Camilo, während ich verstanden hab, was das bedeutet, aber ich bin starr vor Schock und bekomme keinen Ton raus.

"Nein, Sie bekommen Zwillinge."