Kapitel 19: Überraschung

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„Was für eine Überraschung?" fragte Linda verwirrt. Augenblicklich begann ich ungezügelt zu lachen. „Hahaha, du natürlich!" Als Linda verstand, was ich gemeint hatte brach auch die ins Gelächter mit ein. Auch Alex schloss sich uns an.

Nach einer Weile, die wir gebraucht hatten fragte schließlich Linda: „Wisst ihr eigentlich etwas über Meteor?" Alex und ich sahen uns an und schüttelten die Köpfe. „Ne, sorry, aber keine Sorge. Wir finden ihn. Bis dahin kannst du Arosa reiten." Alex' Augen weiteten sich, als sie mich verwundert fragte: „Ist Arosa nicht dein Seelenpferd?" Ich sah sie an, nickte kurz und sagte dann leise: „Mhm, aber dass soll niemand außer euch wissen. Ich kann meine Seele mit mehreren Pferden verbinden, also auch mit Diabolo, und so soll es aussehen. Als wäre er mein Soulhorse. Zumindest für einige Zeit und er ist auch damit einverstanden. Stimmts?" Der Hengst wieherte laut auf. „Alles für meine kleine Arosa!" „Das heißt dann wohl ja. Es ist nur für ihre Sicherheit."
Alle nickten, worauf ich einmal laut pfiff. Sofort kam die Reaktion: ein Wiehern und wir wussten alle von wem. Nach wenigen Sekunden warten kam die schneeweiße Stute auf uns zugetrabt. Ich lief auf sie zu. „Hallo, mein Schatz." Dann nahm ich ihren großen Kopf zärtlich in die Hand, den die junge Stute sofort sanft an mich drückte. Ich küsste ihre Stirn und flüsterte dann leise in ihr Ohr: „Hey, meine Hübsche. Linda wird dich jetzt reiten, ich reite Diabolo. Es soll so aussehen, als wäre er mein Soulpferd. Ich möchte dich nur nicht in Gefahr bringen." Arosa sah mich mit traurigen Augen an. Tränen stiegen mir in die Augen. Dieser Blick brach mein doch so zerbrechliches Herz.
Ich küsste sie nochmal auf die Stirn und sagte dann etwas lauter, sodass es aber immer noch nur sie verstehen konnte: „Süße, sieh mich nicht so an. Das ist doch kein Abschied. Ich werde dich immer noch reiten, mich um dich kümmern und abends zu dir kommen, wenn ich wieder einen Albtraum hatte. Du bist mein wichtigstes Bedürfnis. Vergiss das niemals." Die Stute legte zufrieden ihren Kopf auf meine Schulter und pustete mir ins Ohr, sodass ich kurz auflachen musste. Ich tätschelte ihren Hals, wandte mich dann von ihr ab und stieg auf Diabolo auf.
Die Mädchen sahen mich erstaunt an. „Was?" Alex konnte nur „Wow" flüstern, aber Linda antwortete endlich. „Man sieht nur selten solch eine Trennung. Vor allem nur wegen der Sicherheit des anderen. Ich habe für mich persönlich noch nie so ein inniges Band zwischen Pferd und Reiter gesehen. Natürlich, wir Soulrider kommen immer gut mit unseren Pferden zurecht, aber einen in Anführungsstrichen „Neuling" haben wir noch nie so... So nahe zu seinem Pferd erlebt. Und dass du dich nur für ihre Sicherheit von ihr trennst..." Schroff musste ich sie unterbrechen. „Wir trennen uns nicht. Es soll nur so aussehen. Und dass scheint ja funktioniert zu haben. Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen." Beide nickten und ging dann auf ihre Pferde zu, während ich sie beobachtete.
Vor Arosa bleib Linda kurz zögernd stehen. „Es ist mir eine Ehre. Danke," flüsterte sie, was ich aber noch hören konnte. Dann stieg sie vorsichtig auf. „Ungewohnt," sagte sie dann beinahe nervös und wir ritten weg.

***

Kaum war ich vom Pferd abgestiegen wurde ich von Elisabeth umarmt. Mit Tränen in den Augen sagte sie völlig aufgelöst und erleichtert: „Kelsey! Aideen sei dank! Dir geht es gut! Tu mir das nie wieder an. Ich hatte solch eine Angst um dich." Sie sah mich an, schien mein Gesicht eingehend zu scannen. Vielleicht nach Zeichen der Erregung oder nach ... Verletzungen? Ich lächelte. „Und die Überraschung ist..." Elisabeth trat verwirrt einen Schritt weg von mir um mich genauer anzusehen. Ich stand still da. »Jetzt!« Reimte ich im Kopf zusammen. Kommen!"
Das Portal leuchtete einmal grell auf und als nun auch Alex und Linda auf den Pferden eintraten, konnte Elisabeth mit Tränen gefüllten Augen nur zu ihnen lächeln. Linda stieg ab und auch sie wurde umarmt.

Alex tupfte sich sogar selbst Tränen weg. Ich allerdings musste die Tränen vom Lachen weg blinzeln und mir dieses verkneifen. Arosa kam zu mir und drückte mich an sich. Sie kannte meine Emotionalität und deren Wirkungen. Oft war ich so überfordert, dass ich anstatt zu weinen, zu lachen begann, oder anders herum. Das belastete mich recht oft, wodurch ich als schlecht erzogen rüberkomme, wenn ich zum Beispiel in ernsten Situationen zu lachen begann. Allerdings wollte ich das trotz meines dadurch schlechten Rufes nicht erzählen, weil ich nicht als komisch abgestuft werden wollte. Am schlimmsten war das auf der Beerdigung meines Opas. Ich musste mir krampfhaft das Lachen verkneifen. Ich hab mich so schlecht gefühlt! Dabei konnte ich dafür gar nichts... Naja. 

Als würde sie die Last von mir nehmen, verschwand mein untypisches Verhalten und Tränen der Freude rollten meine Wangen hinunter. Kurz zeigte ich meine Gefühle, bevor sich mein Gesicht automatisch versteinerte, als sich die anderen wieder umwandten. Ich war nie in der Lage meine Gefühle gut zu zeigen. Nicht gegenüber meiner Familie, nicht gegenüber meinen Freunden, nur vereinzelten Personen oder Tieren zeigte ich, wie emotional und vor allem emphatisch und empfindlich ich war.
„Ist die Überraschung gelungen?" fragte ich, mit dem Händen in den Jackentaschen meiner schwarzen Jacke. Ich lehnte mich immer noch an Arosa, suchte nach ihrem Schutz, nach Rückendeckung. Arosa schien zu genießen, wie ich sie behandelte. Ich tat das Gleiche.
Elisabeth nickte, „Ja, dass ist sie. Danke, dass ihr Linda zurückgebracht habt. Aber, was ist mit dir?" Deutlich war die Verwunderung in meinem Gesicht zu erkennen. „Was soll mit mir sein?" Die rothaarige Frau kam auf mich zu, worauf ich gleich mit einem Schritt nach hinten reagierte. Arosa griff schnell ein und drückte sich noch dichter an mich. Elisabeth legte ihre Hände auf meine Schultern, grinste mir zu. „Kelsey, du hast noch gar nichts von dir erzählt," mein Atem stockte. »Von mir? Was - was meint sie damit?! Soll das heißen, sie weiß? Sie weiß von... Nein, dass kann nicht sein!« Tränen stiegen in meine Augen, bei dem Gedanken an... an... Nicht mal denken wollte ich daran.
„Was hast du rausgefunden? Seit du wieder hier bist, hast du noch gar nichts von deinem kleinen Ausflug erzählt. Und es sieht nicht so aus als wäre Justin wieder da, stimmts?" Ich senkte meinen Kopf und schüttelte ihn. Kurz hatte ich aufatmen können, aber der Gedanke an Justin und daran, dass ich ihn nicht wieder her bringen konnte. Dass ich zu schwach war..
„Nein, er ist nicht da," sagte ich mit ungewollter Schärfe, „er hat sich ihnen freiwillig angeschlossen. Scheint aber, als hatte er ne Gehirnwäsche oder so, sonst hätte er Diabolo gleich erkannt. Und er scheint der Enkel von Sands zu sein. Und damit ist Thomas wohl sein Sohn. Der tut mir ernsthaft leid." Die Anführerin der Druiden schien gleich alles zu verstehen. „Kelsey," sagte sie, während sie sich nochmal von mir abwandte und sich nun in die Mitte des steinernen Amphitheaters stellte, „es tut mir leid, aber ich schätze du musst nochmal dort hin. Versuche Justin allein zu erwischen und seine Erinnerungen auf Trab zu bringen. Dann kommt er vielleicht wieder zur Besinnung. Aber pass auf, und diesmal melde dich direkt. Bitte. Ich hatte wirklich große Angst um dich." Ich nickte ging dann zu Diabolo. „Reitest du nicht Arosa?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, soll so aussehen, als wär er mein Soulpferd, damit sie sicher ist." Elisabeth konnte nur nicken und ich trennte mich von den anderen. Arosa blieb bei Linda. Sie hatte die Ohren zur Seite gestellt, sie schien zufrieden zu sein. Sie wusste ja, dass es nur für sie war und auch mir nicht leicht fiel.

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Überraschung gelungen?

Also, ich hoffe das war jetzt nicht zu... Komisch?

Ich... Ja, ich hab des selbst, mit dieser Überforderung da, also weiß ich wie sich das anfühlt. Als Erklärung, dass kommt auch nur sehr selten vor, aber wenn dann in genau den falschen Momenten. Wie, wenn man bei einem ernsten Gespräch plötzlich ohne Grund anfängt zu lachen. Ich glaub das ist auch gar nicht so selten, oder? Kennt das jemand?

(Und merkt euch das, das wird später wichtig ;))

Naja... Hoffe es hat euch trotzdem gefallen, und ihr seid beim nächsten Mal wieder dabei😊

Tschüssi❤




ca. 1270 Wörter

Die Rückkehr AideensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt