Kapitel 25: Ein Tag im Leben einer Kelsey

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Pov. Diabolo

Wir rasten über das Silverglade Landgut. Vor der Baronesse, hielten wir ruckartig an. Ich spürte, wie sich Kelsey über mir kurz anspannte und in meiner schwarzen Mähne vergriff. Ich verkniff mir ein aufschnauben. Es zog unangenehm, aber sie ließ schon bald wieder locker und ich konnte mich entspannen. Man merkte ihr ihre Nervosität an.

Ich drehte meinen Kopf und stupste sie an ihrem Bein an, um ihr zu zeigen, dass ich da war. Ich kannte Kelsey schon lange und wenn ich eines wusste, dann, dass Kelsey zwar nach außen hin meistens mutig und stark wirkte, sich aber in Wirklichkeit oft alleine und schwach fühlte. Man musste sich gut um sie kümmern und ihr ständig zeigen, dass man sie unterstützt und für sie da war, sonst wurde sie schnell abwesend, und dann traurig. 

Zärtlich drückte sie ihre Beine an meinen Bauch und lenkte mich zu dem Eingang in das riesige weiße Haus. Davor zog sie sanft an meinen Zügeln und ich blieb stehen. Sie stieg schnell ab, klopfte mir kurz auf den Hals und verschwand dann. Ich blickte ihr hinterher, während sie die Stufen hinauf sprang. Schnell verschwand sie in dem Haus.
Sie wirkte sehr gehetzt auf mich, was mir Sorgen bereitete. Zügig und grob hatte sie auf meinen Hals geklopft, wo ich den Druck immer noch spürte. Das war ich garantiert nicht gewöhnt. Ich wusste, ich war sehr fein eingeritten, und sie ritt auch immer andächtig und vorsichtig, aber heute war sie irgendwie anders. Sie schien sich um irgendwas oder irgendwen Sorgen zu machen.

Auch Arosa wirkte vorhin sehr angespannt, aber ich hatte sie nur kurz gesehen, bevor sie in Wald verschwunden war.

Pov. Kelsey

„Entschuldigen sie, Lady Silverglade? Wissen sie irgendwas über die schlafende Witwe?" kam ich direkt auf den Punkt. „Die schlafende Witwe, hm. Tut mir leid, ich habe noch nie von ihr gehört. Aber wenn du möchtest kannst du in unserer Bibliothek weiter suchen. Und bitte nenn mich doch Annabelle. Lady Silverglade ... Das war meine Mutter."

»Stimmt! So sollte ich sie nennen. Ich erinnere mich!« Ich nickte dankend und lenkte Diabolo zu der Bibliothek. Schnell sprang ich von seinem Rücken und joggte die Treppen hoch. Ich riss die Tür mir Wucht auf und lief hinein. Linda sah mir von innen mit hochgezogener Augenbraue entgegen. Sie blickte von ihrem Buch zu mir auf, aber ich beantwortete die stumme Frage, die ihr Blick mir stellte, nicht und lief zu den Regalen. Ich nahm mir jedes Buch heraus das helfen konnte, packte sie alle auf einen Stapel und ließ mich dann schließlich neben Linda auf den Stuhl fallen.

„Kurzfassung?" fragte ich sie und sie wiederholte: „Kurzfassung!" Ich atmete durch und begann dann in Höchstgeschwindigkeit zu berichten: „Wir haben Lisa gefunden, aber sie wird in Pandoria gefangen gehalten und der einzige Kontakt zu ihr ist durch einen pandorischen Riss in der Erde. Sie hat uns gesagt wir sollen die schlafende Witwe finden und wecken. Keine Ahnung, was das heißt oder wer sie ist, aber sie ist Lisa's einzige Hoffnung."

Linda nickte und schnappte sich dann ohne weiteren Kommentar das erste Buch. Ich setzte mich neben sie und begann auch zu lesen. Irgendwann wurde ich dann müde und ging nach Hause.

Dort ließ ich mich aufs Bett fallen und schlief auch recht schnell ein. 

***

Am nächsten Morgen sprang ich sofort aus dem Bett, als ich aufwachte. In Rekordzeit machte ich mich fertig und rannte zum Stall. Es war erst 5.36 Uhr, aber ich gab meinen teils noch schlafenden Pferd allen das Futter und schnappte mir dann Arosa. Diese war bereits wieder da, ohne Erfolg, was mir die Möglichkeit gab, sie endlich wieder zu reiten. Ich lenkte sie zum Landgut und sprang dort noch im Schritt von ihr ab und ließ sie stehen. Ich hatte Schule, also musste ich mich beeilen. Ich rannte in die Bibliothek und blieb aber geschockt im Türrahmen stehen. Vor mir saß Linda, noch immer lesend. Oder schon wieder lesend? Sie sah völlig erschöpft aus. Ich rannte zu ihr: „Gott, Linda! Was ist passiert? Du siehst völlig fertig aus!" Sie lächelte mir müde entgegen. „Ich war die ganze Nacht wach. Ich hab herausgefunden wer die schlafende Witwe ist. Sie ist der Urbaum bei den vergessenen Feldern," sie reichte mir ein Buch, „hier steht alles drin." 

Die Rückkehr AideensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt