Diagnosesicherung

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# "Du kannst mir vertrauen, ich passe auf dich auf, dir wird hier nichts passieren. Ich möchte heute noch einen vaginalen Schall machen. Du weißt doch, dass das nicht weh tut. Ich werde sehr vorsichtig sein . Ich möchte wissen wie weit die Infektion vorangeschritten ist. " Ihre Augen sind weit aufgerissen aber Panik ist daran nicht mehr zu sehen. Angst ja, Panik nein. Ich hebe sie vom Bett und trage sie in die Praxis, das ist praktisch weil sie dann nicht wieder davonlaufen kann. Ich lege sie zuerst auf die normale Liege und rolle das Ultraschallgerät her. Sie stellt die Beine an, vermutlich ist es zu schmerzhaft sie lang zu machen. "Wie groß sind die Schmerzen, gemessen an der VAS?", frage ich. "Acht", antwortet sie. Das ist recht ordentlich. In dieser Hinsicht scheint sie sehr indolent zu sein. Andere Patientinnen lägen bei der klinischen Sachlage schreien und weinend vor mir oder bereits im Krankenhaus.                                                                                          Ich nehme den Linearschallkopf aus der Halterung und verteile Gel auf ihm. Als ich mittig auf dem Unterbauch leicht aufsetze, merke ich deutlich, wie es ihr schmerzt. So kann ich sie unmöglich untersuchen. "Feli, soll ich dir nochmal Tramal aufziehen? "Sie schüttelt eifrig den Kopf. "Aber mit diesen Schmerzen kann ich dich nicht untersuchen". #

"Na gut", stimme ich zähneknirschend zu. Ich bin fix und fertig. Die Schmerzen machen mir zu schaffen und dann ist Riki auch noch so gutaussehend und liebevoll aber gleichzeitig so bestimmend, eine Mischung, die genau in den richtigen Situationen Platz für Entscheidungen lässt aber andererseits kompetent und souverän arbeitet. Eine neue Schmerzwelle lässt mich aus meinen Gedanken gleiten. Riki ist zurück mit einer Nierenschale mit Desinfektion, Tupfer und der Spritze. Ich weiß, dass eine subkutane Applikation nicht wirklich weh tut aber wenn jemand anderes etwas an mir macht und ich die Kontrolle abgeben muss, habe ich einfach Angst. Obwohl ich vom Fach bin und natürlich jeden Schritt einer gynäkologischen Untersuchung kenne, ist es die pure Angst, wenn ich dem Handeln eines Arztes ausgeliefert bin. Riki stellt die Schale auf einen kleinen Rollwagen und greift nach der Desinfektion. Ich schlucke schwer. Er desinfiziert meinen Oberschenkel, wischt die Desinfektion ab , dann ist alles zu viel für mich und ich trete weg.                                                                                                                                                                     Von weit weg höre ich meinen Namen rufen. Die Stimme klingt sanft aber bestimmt. Die Stimmlage klingt angenehm, ich könnte stundenlang zuhören. Langsam realisiere ich, dass es Rikis Stimme neben mir ist. "Feli, mach die Augen auf! " Höre ich ihn im ernsten Ton. Ich merke wie er meinen Puls fühlt, seine Berührung jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich möchte so gern meine Augen öffnen aber sie sind bleiern schwer. Ich versuche es, schaffe aber nur einen kleinen Spalt und sofort lasse ich sie wieder zufallen. Nach einer gefühlten Ewigkeit merke ich, wie mich Riki hochhebt und auf den Gynstuhl platziert. Ich öffne langsam meine Augen, sie sind nicht mehr so schwer. Ich höre Rikis Stimme.

# "Feli, mach mal richtig die Augen auf, ich will dir etwas erklären" , sage ich etwas strenger . Langsam öffnet sie die Augen. Ich schaue sie an. "Wie sind deine Schmerzen jetzt, ich habe dir Tramal gegeben". "3-4" antwortet sie. Ok, das ist gut. Das gute an Tramal ist, dass es nicht nur sehr gut Schmerzen lindert, sondern auch müde macht. Ich nehme ihre Hand und setze mich neben sie. "Feli, ich mache jetzt einen vaginalen Schall. Wenn du müde bist, darfst du ruhig etwas dösen bei der Untersuchung. Ich werde dir alles erklären und wenn etwas weh tut, sagst du es mir, ok?" Keine Reaktion. "Ok?", frage ich erneut etwas eindringlicher. Sie nickt.                                                                Ich ziehe ihr das Höschen aus und lege ihre Beine in die Beinschalen. Ich platziere sie auf dem Stuhl so, dass ich gut an ihr arbeiten kann. Ich streife mir Handschuhe über und sage: "Feli, ich führe dir jetzt den vaginalen Schallkopf ein". Sie nickt fast unmerklich. Bei der ersten Berührung meiner Hand und ihren Vulva zuckt sie erneut auf dem Stuhl zurück. Mit einem gekonnten Handgriff hole ich sie zurück. "Feli, ganz ruhig, ich spreize nur mit meinen 2 Fingern deine Labien, damit das Einführen des Ultraschallstabs leichter wird", erkläre ich. Ich beginne also wieder die äußeren Schamlippen mit Daumen und Zeigefinger etwas auseinander zu spreizen, damit ich die Ultraschallsonde besser in sie gleiten lassen kann. Auf dem Monitor sehe ich deutliche Zeichen einer Uterusentzündung. Das hat sie definitiv nicht erst seit ein paar Tagen. Ich beobachte sie die ganze Zeit, damit mir keine Regung entgeht. Ihre Stirn ist glänzend und auf ihrer Oberlippe sind kleine Schweißperlen zu sehen. "War es schlimm?" , frage ich sie als ich den Schallkopf wieder in die dafür vorgesehen Halterung stelle. Sie schüttelt lahm den Kopf.#

Vertrau mir, sonst tut's wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt