Novembertag

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# Jetzt fehlt nur noch meine Feli, dann könne wir Essen. Ich habe mir heute besonders viel Mühe gegeben den Tisch wundervoll zu decken. Feli wird sehr müde sein, wenn sie aus der Schicht kommt, da soll sie sich freuen, wenn sie zu Hause ist. Eigentlich müsste sie längst da sein, denn ihre Schicht im Krankenhaus ist schon vorbei. Vielleicht hat sie sich ja bei der Übergabe noch mit einer Kollegin verquatscht und kommt deshalb etwas später. Das Essen kann ich gut im Backofen warm halten, bis meine Kleine bei mir ist.

Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit werde ich doch misstrauisch. Sie weiß, dass wir zusammen Essen wollen und kommt fast nie zu spät nach Hause. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, wenn sie nach der Arbeit noch mit Freunden oder Freundinnen etwas unternehmen möchte aber eigentlich sagt sie mir dann immer kurz Bescheid. Ich schaue abermals auf mein Handy - nichts. Keine Nachricht und kein Anruf. Ich mache mir Sorgen und rufe sie an aber leider geht niemand ans Telefon. Auch war sie seit Schichtende nicht mehr online. Ich rufe auf ihrer Station an, um zu erfragen ob sie noch dort ist, denn auf Station hat sie ihr Handy nie dabei. Als ihre Kollegin abnimmt erfahre ich, dass Feli ganz normal zum Schichtende gegangen ist. Das ist jetzt allerdings sehr seltsam. Langsam mache ich mir Sorgen. Es ist auch schon dunkel. Ich telefoniere noch ihre Freundinnen ab, obwohl ich längst weiß, dass sie dort bestimmt nicht ist, denn sonst hätte sie mir Bescheid gegeben.

Nachdem ich alle Freunde und Bekannte abtelefoniert habe, schalte ich den Backofen aus, denn ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Ich muss sie suchen. Feli ist heute zu Fuß zur Arbeit gelaufen. Ich laufe den Weg ab, den sie immer nimmt. Jedoch kann ich sie nirgends finden.

Ich bleibe an einer Ecke stehen, raufe mir die Haare und überlege was ich noch tun könnte. Als ich mich umdrehe um nachzudenken, schaue ich in eine Nebenstraße und traue meinen Augen nicht. Mir bleibt fast das Herz stehen als ich eine Person am Boden liege sehe und hoffe inständig das es nicht Feli ist aber mein Kopf weiß es längst. Sie ist es. Sie ist halbnackt und hat die Augen geschlossen. Ich taste ihren Puls, Gott sei dank, sie lebt. Sie hat eine Kopfplatzwunde. Die Lippe ist offen und blutet, ebenso die Nase. Ich lege schnell meinen Mantel über sie und drehe sie in Seitenlage, ehe ich Polizei und Rettungsdienst verständige. Ich kniee neben ihr und halte meinen Arm um sie. Ich kann nicht anders als lauthals los zu schreien. #

Es ist dunkel und kalt. Ich stehe in einem leeren Raum, niemand ist da. Es gibt keine Türen und keine Fenster. Was soll das, lässt mich hier jemand raus? Panik steigt in mir auf, weil es kein Entrinnen für mich gibt. Ich schreie nach Riki aber er hört mich nicht. Plötzlich rieche ich etwas. Es riecht nach Riki. Mir wird kalt und ich kann wahrnehmen wie jemand vorsichtig meine Hand streichelt. Es fühlt sich an wie Rikis Berührungen. Ich öffne langsam die Augen und sehe das Riki neben mir sitzt. "Feli, meine Kleine, alles wird gut. Ich bin da. " höre ich ihn sagen. Dann höre ich Sirenen und kurz darauf Türen, die sich öffnen und schließen. Mein Mund ist trocken und 2 Herren vom Rettungsdienst kommen auf mich zu. Panik kommt in mir hoch. "Nein, ich will das nicht" schreie ich mit letzter Kraft, die ich noch habe. "Riki, bitte tue mir das nicht an", kann ich nur noch leise von mir geben, zu mehr fehlt mir die Kraft. "Feli", sagt Riki mit Tränen in den Augen, " ganz ruhig, ich bin bei dir. Tut dir was weh?" fragt er . "Alles tut mir weh, alles" antworte ich leise. Eine Decke wird über mir ausgebreitet und ich höre wie sich die 2 Männern vom Rettungsdienst leise unterhalten aber ich kann ihnen nicht folgen. "Feli, du musst untersucht werden. Nur so können wir den Mistkerl finden, der dir das angetan hat" höre ich Riki zu mir sagen. 

"Ich will nicht und du kannst das doch genauso machen." sage ich mit letzter Kraft. " Aber im Krankenhaus könnte ich deine Hand halten" sagt Riki mit leiser Stimme und ich höre, dass er weint. Ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln, zu mehr bin ich nicht mehr in der Lage.

Ich friere so sehr, dass ich mit den Zähne klappere. Ich schmecke Blut in meinem Mund. Ich muss mich übergeben.

# Feli hat recht, ich kann und will sie nicht zwingen ins Krankenhaus zu fahren. Ich bespreche mit dem Rettungsdienst das weitere Vorgehen und auch mit der Polizei, die Felis und meine Daten aufnimmt. Eine Aussage kann Feli im Moment sowieso nicht machen.

"Feli?" frage ich vorsichtig. " Wir gehen jetzt erst einmal nach Hause. Aber der Weg ist zu weit zum Laufen. Wir nutzen den Rettungswagen als Transportfahrzeug. Sie würden uns nach Hause fahren aber nichts an dir machen, einverstanden?". Feli nickt zaghaft. Ich spüre ihre Angst und berühre sanft ihre Hände, da ich nicht weiß, was weitere Berührungen in ihr auslösen .# 

Vertrau mir, sonst tut's wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt