Folterhaus

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Ich weiß nicht, wie lange ich in diesem Ohnmachtszustand war, aus dem ich einfach nicht herauskam aber als ich wieder langsam zu mir kam und etwas von der Realität wahrnahm, war es bereits dunkel. Riki saß neben mir und streichelte mich. Ich weiß, dass er stundenlang neben mir gesessen haben musste. Als ich mich wieder bewegen konnte, schaute Riki mir direkt in die Augen und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr. "Süße, na, wieder zurück?" fragte er leise. Ich konnte nur nicken und mein Mund war staubtrocken, was Riki bemerkte und mir half ein Schluss Wasser zu trinken. 

# Feli hatte jetzt 6 h lang mit offenen Augen und leeren Blick immer noch auf der rechten Seite gelegen, sie war so steif, dass ich sie auch nicht drehen wollte. Ich war die ganze Zeit bei ihr und streichelte ihre Hand, ihr Gesicht, ihre Arme. Sie klammerte sich die gesamte Zeit wie wild an der Bettdecke fest. Mir war schleierhaft, wie man so lange eine Decke so fest anpacken konnte. Jetzt scheint sie zu sich zu kommen, zumindest treten leichte Bewegungen auf und sie reagiert auf Ansprache. #

"Schmerzen?" fragte mich Riki. Ich konnte mit Müh und Not ein "nein" herausbringen. Mit jeder Minute und Sekunde wurde mir mehr und mehr klar, dass ich hier raus musste. Raus aus dieser Folterkammer, raus aus diesem Irrenhaus und wenn es das letzte ist, was ich tat. Riki kann mir nun auch nicht mehr helfen. Es hätte mir von Anfang an klar sein müssen, dass das mit uns kein Happy End geben würde. Bei diesem Gedanken verkrampfe sich mein Magen. Ich liebe ihn so sehr aber der Schmerz über seinen Verlust würde vergehen, sein Beruf jedoch würde immer bleiben und immer zwischen uns stehen. Ich wischte den Gedanken bei Seite , denn jetzt brauchte ich einen Plan, um hier raus zu kommen und auf "normalem Wege" wurde ich Riki dabei nicht los. Blöd nur, dass ich noch so starke Schmerzen hatte. Aber das liese sich ja ändern. Ich drehte mich auf den Rücken, was zugegebenermaßen ziemlich weh tat. "Kann ich doch etwas gegen die Schmerzen habe?" fragte ich Riki. "Natürlich mein Schatz, du musst hier keine Schmerzen aushalten. Ich rufe gleich die Schwester, die hängt dir sicher noch was an." Mit diesen Worten verschwand er kurz auf den Flur. Ich schaute mich in meinem Zimmer um, eine Tasche mit Kleidung hatte jemand vorbei gebracht, das war schon mal gut, im Patientenhemdchen, was ich ja noch trug konnte ich unmöglich die Klinik verlassen. Noch bevor ich meine Idee zu Ende spinnen konnte, kam Riki mit einer Infusionsflasche herein um sie mir anzuhängen. "Was ist da drin?" fragte ich ganz beiläufig. "1g Novalgin" antwortete Riki. Mist, das würde nie und nimmer reichen um schmerzfrei aufrecht gehen zu können. Ich wartete also das Einlaufen der Infusion ab und drehte mich ständig hin und her um zu testen ob es noch weh tat. Wenn es auch nur minimal weh tat, verlangte ich mehr und mehr Schmerzmittel, bis ich völlig schmerzfrei war. Mittlerweile stellte sich die Nachtschwester vor mit ihrem dämlichen Thermometer und wünschte uns eine gute Nacht. Riki kuschelte sich an mich und wollte gerade einschlafen, als ich ihn bat doch in seinem Bett zu schlafen, da das Krankenhausbett für uns beide zu eng war. Schließlich wollte ich ihn ja nicht wecken, wenn ich diese Nacht das Krankenhaus verlassen wollte. Ich wusste, wie der Ablauf eines Nachtdienstes war und wartete den letzten Rundgang der Nachtschwester ab, Gott sei Dank hatte ich auch von ihr die letzte Dosis Schmerzmittel bekommen. Als die Schwester den Raum verlassen hatte, stöpselte ich mich von der Infusion ab . Glücklicherweise hatte ich schon vorbereitend vor der Nacht um eine Entkabelung gebeten, sodass ich nicht mehr Monitor überwacht war. Wenn Riki aufwachen würde, würde ich ihm einfach sagen, dass ich zu Toilette wollte. Ich stand also vorsichtig auf, zog mir gleich 2 dicke Hooddies über und 2 Hosen, denn in der Tasche waren leider nur Jogginghosen, welche im Krankenhaus zwar äußerst praktisch waren aber leider nicht gerade eine passende Kleidung für eine Novembernacht. In meinem Nachtschrank befand sich mein Handy , auch das hatte ich heute Abend bereits gecheckt. Ich ging zur Tür und öffnete sie leise,  es war mucksmäuschen still. Ich hatte genug Nachtdienste absolviert, sodass ich wusste, dass das Personal für gewöhnlich, wenn es ruhig war, nach der letzten Runde kurz verschnaufte und "Augenpflege" betrieb. Ich schlich mich am Stationscorner vorbei, Richtung Treppenhaus und ging eine Etage nach unten. Ich war also im 4. Stock. Nun gut, da musste ich wohl durch. Als ich unten ankam war mir heiß, ich hätte mich direkt nackt ausziehen können. Glücklicherweise hatte es mal nicht geregnet, der liebe Gott möchte also, dass ich nach Hause komme. Ich lief zur nächsten Kreuzung und winkte mir ein Taxi herbei, was mich nach Hause fuhr. Ich konnte jetzt nur hoffen, dass ich im Taxi mit meinem Handy bezahlen konnte. Perfekt, auch hier hatte Gott ein Einsehen mit mir. Ich bestätigte mich in meinem tun damit, dass das Glück doch wirklich auf meiner Seite war, sobald ich aus diesem Folterhaus raus war. Ich musste nicht frieren, im Gegenteil ich schwitzte wie ein Stier, ich konnte mit meinem Handy bezahlen und das Beste . Ich war Zu HAUSE. Ich würde mich jetzt hier schön auskurieren ohne Untersuchungen und Angst. So konnte man gesund werden. Die Klinge stellte ich vorsorglich schon mal ab.  

Vertrau mir, sonst tut's wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt